Der turbulente G20-Gipfel im Juli 2017 macht sich deutlich in unserer Statistik bemerkbar – positiv. Die taz konnte mit ihrer Berichterstattung bei den Leser*innen punkten.
So schlicht, so wahr: In politisch bewegten Zeiten steigt das Interesse an Nachrichten und Informationen. Entsprechend gut vorbereitet war die taz, als am 7. und 8. Juli 2017 der G20-Gipfel in Hamburg inklusive der angekündigten Proteste steigen sollte: Mit acht täglichen Sonderseiten über zehn Tage lang. Ein Teil des Teams vor Ort mitten im Geschehen, ein anderer Teil in Berlin. Ein Seitenplan. Alles bereit und dann … dann kam der Gipfel.
Dann kamen Ausschreitungen, kamen Smartphone-Videos, Gerüchte und Falschmeldungen. Bestimmt nicht alles lief wie geplant, aber es spricht heute wie damals einiges dafür, dass die taz-Redaktion gute Arbeit geleistet hat, sich im G20-Stimmengewirr behauptet hat. Und: die Menschen wussten das zu schätzen. Zumindest lassen die Zahlen das vermuten.
Fakten, Fakten, Fakten
Gegenüber einer zufällig gewählten Vergleichswoche im Vormonat Juni stieg der Traffic auf taz.de um durchschnittlich 79 Prozent. Insbesondere von Donnerstag bis Sonntag, also über das G20-Wochenende, verzeichneten die Zugriffszahlen einen noch höheren Anstieg. Das ist umso beachtlicher, bedenkt man, dass normalerweise an Wochenenden die Zugriffszahlen abfallen, wie die folgende Grafik zeigt:
Woher kamen die vielen Leser*innen?
Die Antwort: verstärkt über Soziale Medien. Während des G20-Wochenendes wuchs der Anteil der User*innen, die über Social Media auf taz.de kamen, von vergleichsweise 20,5 auf 30,5 Prozent. Der Anteil derer, die über Suchmaschinen auf den Seiten der taz landeten, sank dementsprechend um rund 10 Prozent, während jene, die ohne Vermittlung zu uns fanden, weiterhin mit über 40 Prozent den größten Anteil ausmachten.
Quantität und Qualität
Gleichzeitig waren die meisten offensichtlich mit unseren Inhalten zufrieden. Es gab fast doppelt so viele Rückkehrer, also Besucher*innen, die wiederholt im Laufe weniger Tage auf taz.de zugriffen (Steigerung von 35 auf 64,5 Prozent), während sowohl die „Bounce-Rate“, also der Anteil derer, die nach einem Artikel wieder taz.de verlassen, sank und analog die Verweildauer der User*innen auf taz.de stieg. In den Ressorts, in denen die G20-Berichtersattung hauptsächlich ausgespielt wurde (Politik > Deutschland und Nord > Hamburg), um gut eineinhalb Minuten von 1,43 auf 3,15 Minuten – in Internet-Maßstäben eine halbe Ewigkeit.
Außer Lesen nichts gewesen?
Der G20-Gipfel – so erschütternd sich die Ereignisse und undifferenziert die Debatte darüber darstellten – war ein Ereignis, zu dem viele Leser*innen den taz-Journalismus (wieder) zu schätzen lernten. Erfreulicherweise äußerte sich diese Wertschätzung nicht nur in Klickzahlen, sondern auch konkret: in Abo-Abschlüssen sowie in Einmalzahlungen und neuen Unterstützer*innen von taz.zahl ich. Im Vergleich stiegen erstere um satte 180 Prozent, während sich die Neuanmeldungen mehr als verdoppelten (117 Prozent Zuwachs) – und das wohlgemerkt, während sich die Zugriffszahlen „nur“ um 80 Prozent erhöht haben. Auch die Print-taz wurde vermehrt gelesen: Über 2.000 Menschen nahmen das G20-Sonderabo-Angebot wahr.
Und die Moral von der Geschicht‘
Schön für die taz also … schön, aber auch für den Journalismus im Allgemeinen. Denn bei aller Vernetzung und Dezentralisierung scheint es ja durchaus noch Konstellationen zu geben, in denen unsere Öffentlichkeit auf die „alten Medien“ angewiesen ist. Und das ist nicht nur dann, wenn die Informationslage dürftig ist und wir Vermittler brauchen, die Informationen recherchieren. Sondern eben auch dann, wenn die Informationslage gewaltig ist und wir möglichst objektive Vermittler brauchen, die Informationen sortieren und qualifizieren.
Ereignisse wie die G20-Proteste eben: Wenn alles Mögliche von allen Möglichen berichtet wird, aber nur die Wenigsten wirklich etwas gesichert wissen. Für die taz und alle anderen Medien sind diese Situationen eine enorme Herausforderung, sie sind aber auch – und das legen die Zahlen nahe – eine Chance, sich zu bewähren.
Bild: dpa/CC0