vonhausblog 25.09.2015

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AutorInnen wie sie hat die taz nur ganz wenige: Gabriele Goettle. Nun wird sie mit einem Literaturpreis ausgezeichnet – schon der zweite in diesem Jahr.

„Gabriele Goettle erhält den Roswitha-Preis 2015 der Stadt Bad Gandersheim“

Diese Meldung der Nachrichtenagentur dpa sorgte für Freude in der taz-Redaktion, hat Gabriele Goettle doch nicht nur unter den taz-LeserInnen, sondern auch unter den tazlerInnen eine große Fangemeinde.

Nur was ist der Roswitha-Preis und warum verleiht ihn ausgerechnet das Städtchen Bad Gandersheim?

Bad Gandersheim, eine Kleinstadt mit knapp 10.000 EinwohnerInnen, liegt unweit der A7, auf halber Strecke zwischen Hildesheim und Göttingen.

Kleinstadt am Puls weiblicher Literaturgeschichte

Glaubt man Wikipedia, so hat die Stadt, neben der romanischen Kirche des Stifts Gandersheim aus dem Jahr 881, vor allem eine historische Altstadt mit Fachwerkbauten zu bieten, deren Gebäude teils bis auf das Jahr 1473 zurückdatieren. Außerdem steht die größte Süntel-Buche (Fagus sylvatica var. suentelensis) der Welt in der Gemeinde, mit 210 Jahren ist der Baum ein Naturdenkmal.

Bereits seit 1973 verleiht die Stadt auch einen Literaturpreis, den sogenannten Roswitha-Preis. Diese Auszeichnung, inzwischen der älteste deutsche Literaturpreis für Schriftstellerinnen, erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin Roswitha, die im 10. Jahrhundert im Stift Gandersheim Legenden, Dramen und historische Gedichte schrieb.

Zu den bisherigen Preisträgerinnen gehörten unter Anderen Elfride Jelinek und Herta Müller sowie die Büchner-Preis-Trägerin Felicitas Hoppe.

Goettle

Gabriele Goettle, die 1946 in Aschaffenburg geboren wurde, studierte Bildhauerei, Literaturwissenschaft, Religions- und Kunstgeschichte. Sie schreibt seit den achtziger Jahren für die taz, vor allem Reportagen, aber auch Essays und Erzählungen.

Goettle nähert sich den Menschen und den Themen, die sie bewegen, mit kompromissloser Ernsthaftigkeit, einer distanzlosen, fast kindlichen Neugier. Sie will einfach alles wissen. Und mutet dem Leser ganze Biografien zu.“ – so notiert es taz-Redakteurin Nina Apin in ihrer Würdigung Gabriele Goettles für die taz – anlässlich der Verleihung des Johann-Heinrich-Merck-Preises durch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, im Juli 2015.

Und weiter schreibt Nina Apin über die Autorin: „Goettles Methode ist ein 70er-Jahre-Journalismus, der am amerikanischen New Journalism und Protagonisten wie dem legendären Radio-Interviewer Studs Terkel geschult ist: So nah wie möglich bei den Menschen, so kritisch wie möglich die Strukturen hinterfragend, in denen sie sich bewegen.  Immer voller Misstrauen der sogenannten Hochkultur gegenüber, überhaupt gegenüber allen Konventionen.“

Die Jury des Roswitha-Preises würdigt Goettle nun als „eine der wichtigsten literarischen Stimmen unserer Zeit“. Ihre Reportagen erzählten von Menschen, die jenseits der vertrauten Wahrnehmung lebten.

Der Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim ist mit 5500 Euro dotiert und wird am 8. November verliehen.

Die taz gratuliert Gabriele Goettle von ganzem Herzen.

 

Zum Titelbild: 10. Oktober 1987 – Gabriele Goettle amtiert als Chefredakteurin der SchriftstellerInnen-taz – eines der wenigen Fotos der Autorin überhaupt. | (Bild: Sabine Sauer)

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