Die taz wird revolutionär. Sie wird weiß-blau. Und das aus einem guten Grund. Am 7. November 1918 wurde nach einer Versammlung auf der Münchner
Theresienwiese die Republik in Bayern ausgerufen. „Bayern ist fortan ein Freistaat“ , heißt es in der tags darauf veröffentlichten Proklamation. Das Wort das nicht mehr sein sollte als ein deutsches Wort für Republik war in der bayerischen Welt. Heute steht es synonym für das Bayern, von dem die CSU behauptet, sie habe es erfunden.
100 Jahre Freistaat Bayern. Höchste Zeit für eine Bayern-taz. Am 6. November wird sie erscheinen. An diesem Tag soll die taz weiß-blau werden. Zum Gedenken an die Revolution legt sie ihr rotes Gewand ab. Man kann das getrost als revolutionär bezeichnen.
Seite Jahresbeginn wird in der taz darüber gesprochen, wie man das Jubiläum begehen könnte. „100 Jahre Freistaat sind genug“, sagen die einen, andere können von Bayern nie genug bekommen. Die Redaktionsbayern haben sich schnell zusammengetan. Das sind tatsächlich einige. Es gibt tazlerInnen aus München, aus Nürnberg, aus Schweinfurt, aus Wasserburg, aus dem Chiemgau und aus dem Speckgürtel um München herum. In allen steckt ein bisschen Bayern. Das darf jetzt raus. Ist ja auch Zeit geworden.
Die Gedanken sind weiß-blau
Und so entsteht da gerade eine taz, in der es um Bayern gehen soll, wie es ist, wie es hätte werden können, wenn man die Revolutionäre hätte machen lassen. Es geht um das Herz jeder bayerischen Gemeinde, das Gewerbegebiet. Es geht um bayerischen Politexport nach Griechenland damals und heute. Auch die Frage, ob das bayerische Abitur wirklich hält, was Bayern von ihm behaupten, soll geklärt werden.
Nicht nur die Farben der taz sind an diesem Tag weiß-blau. Auch die Gedanken sollen es sein. Für einen Tag müssen alle in der Redaktion ein wenig bayerisch denken. Auch die Nicht-Bayern. Die Bayern-taz steht für eine offene Gesellschaft. Eh klar. Was in Bayern, im preußischen Ausland und in der Welt an sich geschieht soll an diesem Tag aus bayerischer Perspektive erzählt werden.
Wer schon immer wissen wollte, wie eine bayerische taz wohl aussehen würde, am 6. November bekommt man eine Idee davon. Und wer in den sozialen Medien unterwegs ist und sich wundert, warum man die taz an diesem Tag partout nicht versteht. Es wird auf Bairisch getwittert. Host mi?
Dominik Baur, der Bayern-Korrespondent der taz, bekommt am Produktionstag Unterstützung von Harriet Wolff, taz-Wahrheitsredakteurin. Die beiden sind die Leiter der Münchner Redaktion an diesem Tag. Mitten in Schwabing beziehen sie an diesem Tag ein Büro und sortieren die Welt mit ihren bayerischen Augen. Was dabei herauskommen soll? Schauma moi!
Von ANDREAS RÜTTENAUER, taz-Sportredaktion
Ui, des gfreit mi ja!
Aber redn derfts ned nur boarisch, da muas a aweng frängisch mit nei!