von 22.01.2015

taz Hausblog

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Der Deutsche Presserat hat eine Beschwerde über einen Artikel auf unserer Satire-Seite „Wahrheit“ zurückgewiesen. Der Text beschäftigte sich kritisch mit der Arbeit der Feuerwehr auf dem Lande. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Schwarmstedt, Björn Gehrs (SPD), hatte daraufhin die Beschwerde eingereicht.

In dem Text berichteten wir über einen Brand im Feuerwehrhaus. Die Gegend rund um den Tatort beschrieben wir als „gottverlassener Flecken, in dem es mehr Schnucken als Menschen gibt“. Die Feuerwehr habe dort „mehr mit Feuerwehrfesten als mit Bränden zu tun“. Immer nur zu feiern, sei ganz schön schlauchend: „Wie viel schöner wäre es da, wenn endlich mal wieder ein richtiges Feuer ausbräche.“ Zumal wenn der Wagen der Feuerwehr „zufällig“ nicht im Feuerwehrhaus steht und daher eingesetzt wird, damit „die Feuerwehr von Suderbruch endlich mal wieder etwas anderes als ihren Durst löschen“ kann. Die Überschrift über dem insgesamt nur 32 Zeilen langen Text lautete: „Hurra, die Wache brennt!“

Die taz habe damit „die Feuerwehr an den Pranger“ gestellt, berichtete das Feuerwehrmagazin. Viele Feuerwehrleute hätten in dem Beitrag eine Beleidigung der Feuerwehr gesehen. Bürgermeister Gehrs sah sogar die Grenzen der Satire überschritten: “Selbst wenn dieser Beitrag als Satire gemeint war, so bleibt doch festzuhalten, dass dies auf dem Rücken unserer ehrenamtlichen Feuerwehrleute geschieht und journalistische Standards grob missachtet wurden. Dies ist nicht hinnehmbar”, sagte er gegenüber feuerwehrmagazin.de. Gehrt vertritt die Ansicht, „dass es der journalistischen Ethik widerspricht, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen ihrer Ehre zu verletzten. Diese Grenze wurde mit diesem Artikel überschritten.“ Daher wandte Gehrs sich schriftlich an den Deutschen Presserat. Im schlimmsten Fall hätte der taz eine öffentliche Rüge gedroht.

Doch dazu kam es nicht: Eine Prüfung habe keine Verletzung presseethischer Grundsätze ergeben, berichtet das Feuerwehrmagazin nun, ein Verstoß gegen den Pressekodex liege nicht vor. Weder werde die betroffene Feuerwehr verhöhnt, noch werde über sie gespottet, heißt es in dem Begründungsschreiben des Deutschen Presserates. Die Beschwerde wurde daher zurückgewiesen. Aber für Gehrs ist ein anderer Punkt viel wichtiger.

“Aber für mich ist ein anderer Punkt viel wichtiger”, zitiert ihn das Feuerwehrmagazin: “Nach der Veröffentlichung des taz-Artikels und unserer Reaktion habe ich sehr viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten. Hierin wurde die große Wertschätzung für die Arbeit unserer Feuerwehr ausgedrückt und den großen Rückhalt, den sie hier genießt. Das ist für mich viel mehr wert als der formelle Entscheid über unsere Beschwerde.”

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https://blogs.taz.de/hausblog/kein-spott-ueber-die-feuerwehr-presserat-weist-beschwerde-zurueck/

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kommentare

  • Als Student hatte ich einmal einen Ordner-Job bei einer Musikveranstaltung. Wie immer musste eine Feuerwehreinheit anwesend sein – Sicherheitsvorschrift!

    Ich und meine Kollegen musste immer mal wieder in den roten Mannschaftsbus und mittrinken!Die haben nicht nur im Dienst Alkohol konsuiert, sondern auch die Aushilfen zum Trinken angehalten. Das ist zwar nun auch schon 30 Jahre her, aber sicherlich haben sich die Rahmenbedingungen nicht geändert.

    Anlass war die Eröffnung der Gartenschau in Hamm, wo der gläserne Elefant stand – oder auch noch steht… Zur Eröffnung dieser Gartenaustellung gab es in der benachbarten Halle Musikdarbietungen und ich war abgestellt, den Parkplatz zu beaufsichtigen. Auf diesem Parkplatz stand auch der Feuerwehrwagen. Getrunken wurde – wie schon beschrieben – im Dienst(!) Iserlohner Pilsener. Dort wohl am verbreitesten. Ich erinnere mich deswegen noch daran, weil ich das Bier gar nicht möchte… Ein Ablehnung wurde aber nicht geduldet!!!

  • mohammed soll man ruhig verhöhnen dürfen, aber bei der dorffeuerwehr hört der spaß einfach auf. sonst brennt das abendland ab… man kann den betreffenden taz-artikel wenig gelungen finden, aber was da an „Beleidigung“ und „Ehrverletzung“ angeführt wird, ist doch lächerlich.

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