vonBlogwart 18.04.2014

taz Hausblog

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Eine Meldung des  Onlinemagazins „Telepolis“ hat im Hause der taz für Unruhe gesorgt. Unbemerkt von den Genossinnen und Genossen in der Rudi-Dutschke-Strasse, die eifrig an ihrer Tageszeitung basteln, hat sich schräg gegenüber in der Zentrale des Axel Springer Verlags Unerhörtes zusammengebraut:

„Zum Brandanschlag auf das Berliner Kaufhaus Amazon, bei dem trotz Firewall erheblicher Sachschaden entstand, bekannte sich eine bislang unbekannte Gruppe „Kommando Friede Springer“. Bei den Terroristen scheint es sich um Sympathisanten der Döpfner-Diekmann-Bande zu handeln, die sich der außerparlamentarischen Opposition (APO) zurechnen. In einem Bekennerschreiben rufen die anonymen Täter zum bewaffneten Kampf gegen den internationalen Googleismus auf. Vor der publizistischen Macht des Link-extremen Google-Konzerns habe man Angst. Experten des BKA halten das Bekennerschreiben für echt, da es mit dem Absender „Post von Wagner“ versehen ist.“

Bei der taz, die in Sachen Links-Extremismus normalerweise als gut informiert gilt, hatte man von diesen radikalen Plänen gegen den Link-Extremismus bis dato noch nichts gehört. Zuletzt war die Springerstiefelpresse nur mit der unanständigen Forderung aufgefallen, die „Russen-Panzer“, die Berlin einst vom Faschismus befreit hatten, von  der Gedenkstätte in Nähe des Brandenburger Tors zu entfernen –  sowie mit einer in der FAZ gedruckten Anti-Google-Tirade des Konzernchefs, die auch der „Telepolis“-Bericht zitiert:

„Rädelsführer Döpfner geißelte jüngst das imperialistische Verhalten Googles. So wolle der Google-Konzern Archen bauen, mit denen er in rechtsfreie Räume fahre, um von dort das Urheberrecht in Wild-West-Manier zu umgehen. Erst diese Woche war bekannt geworden, dass Google umfangreiche Luftangriffe auf Entwicklungsländer fliegen will, um diese flächendeckend mit Daten zu bombardieren. Döpfner warnte vor einem digitalen Suprastaat, in dem ein Konzern seinen Bürgern selbstverständlich nur Gutes und natürlich ’nichts Böses‘ täte. Daher müsse Google enteignet und die Produktionsmittel vergesellschaftet werden.“

In seiner wortreichen Suada hatte der Springerboss beklagt, dass der Googleriese soviel Gewinn macht wie die Springerklitsche Umsatz und der Suchmaschine  „Schutzgelderpressung“ vorgeworfen – was insofern pikant ist, als Rädelsführer Döpfner die schwarz-gelbe Regierung gerade noch genötigt hatte, die Eintreibung von „Leistungsschutzgeld“ zu legalisieren. Dass dieser mit massivem Lobbyismus durchgesetzte Humbug den Verlagen bis dato keinen Cent eingebracht hat, erklärt vielleicht die Wut hinter dem populistischen Frontalangriff auf die Suchmaschine.

„Sicherheitspolitiker kritisieren Döpfners Brandrede als verantwortungslos. Sollte es zu politisch motivierten Entführungen von Schiffen oder Drohnen kommen, handele sich Döpfner den Vorwurf geistigen Brandstiftens ein. Bei den Link-Intellektuellen stoßen die Parolen Döpfners auf ein geteiltes Echo. So wird der Döpfner-Diekmann-Bande häufig deren eigene Kooperation mit Google im Anzeigengeschäft entgegengehalten. Inkonsequent agierten die APO-Aktivisten, als der Axel Springer-Verlag einerseits die Politik gegen Google zu einem „Leistungsschutzrecht“ nötigte, sich dann aber mit Google arrangierte. Aus dem Umfeld der Kai-Kommunarden verlautete hingen, die Googleisten verkauften nur den Strick, an welchem man die Googleisten aufhängen werde.“

220px-Friede_sei_mit_Dir.7566Wie sich quasi vor der Haustür der taz unbemerkt derart radikales Gedankengut zusammenbrauen konnte – dieser Frage geht seit gestern eine eilig einberufene Taskforce nach. Eine erste Lageanalyse brachte noch kein klares Bild, was die „Döpfner-Diekmann-Bande“ wirklich umtreibt. Klar scheint nur, dass es mit Journalismus wenig zu tun hat – es geht um die Verkoofe von Anzeigen: „Mit vierzehn Milliarden Jahresgewinn macht Google etwa zwanzigmal so viel Profit wie Axel Springer.“ Nur  läppische 700 Millionen ??? Kein Wunder, dass sich selbst der hoch gewachsenste CEO da erschrocken ans Gemächt fasst – und richtig zornig  wird.

Als stets um De-Eskalation bemühte Nachbarn können wir dem aufgebrachten Kommando „Friede Springer“ vorerst nur zu einem Blick aus der Chefetage raten, auf die Hauswand des taz-Gebäudes mit dem Relief von Peter Lenk. Dort ist nicht nur der Contest, der da läuft („Wer hat den Längsten?“) zu sehen, sondern auch die Botschaft, die erregte Alphatiere besänftigt: „Friede sei mit Dir!“

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