Das haben wir wohl unterschätzt. Binnen weniger Tage schon war die Veranstaltung mit der kubanischen Bloggerin Yoani Sánchez ausgebucht, zu der taz, Reporter ohne Grenzen und das Instituto Cervantes am Mittwochabend in das Instituto Cervantes in Berlin einladen. Rund 150 Plätze bietet der Saal, viel mehr haben sich angemeldet. Und nein, wir verlosen nicht – es gilt das Windhundprinzip. Die ersten 150 Personen, die sich angemeldet und eine Bestätigung bekommen haben, werden in den Saal kommen.
Aber: Für alle, die nicht direkt dabei sein können, wird es ab 19.30 Uhr hier im Hausblog einen Videolivestream der Veranstaltung geben. Und Fragen kann man auch stellen: auf Twitter mit dem Hashtag #YoaniBerlin. Moderator Bernd Pickert wird versuchen, so viele Fragen wie möglich ins Gespräch mit Yoani Sánchez einzubringen.
Eigentlich hätte es uns natürlich klar sein müssen, dass das Gespräch mit Yoani Sánchez so viel Interesse weckt. Seit die 37-jährige ausgebildete Philologin im Jahr 2007 ihren Blog „Generación Y“ begann, in dem sie vor allem Geschichten und Einschätzungen aus dem kubanischen Alltag berichtete, ist ihre Leserschaft weltweit ständig angewachsen. Von freiwilligen Helfern wird ihr Blog inzwischen in viele Sprachen übersetzt, Sánchez selbst erhielt diverse internationale Blogger- und Medienpreise – die sie zunächst alle nicht entgegennehmen konnte, weil die kubanischen Behörden ihr stets die Ausreise verwehrten. Auch, als die taz sie vor zwei Jahren nach Berlin einlud. Stattdessen konnte sie damals nur diese Videobotschaft schicken:
Das Reiseverbot änderte sich erst mit dem Inkrafttreten der neuen Migrationsgesetze. Die bieten zwar im Prinzip auch die Möglichkeit, einzelnen Personen sogar ohne Angabe von Gründen die Ausreise zu verweigern, doch wollte der kubanische Staat davon offensichtlich keinen Gebrauch machen. Seit Anfang Februar ist Sánchez jetzt unterwegs, Deutschland gehört zu den letzten Stationen ihrer Reise. Aufmerksamkeit hat sie überall gefunden – solidarische und unfreundliche. Für die kubanische Regierung ist Sánchez eine „Cyber-Söldnerin“, die im Dienst der CIA stehe und feindliche Propagandalügen verbreite. Diese Position findet ihren Widerhall auch in Demonstrationen und Kundgebungen, wo immer Sánchez auftritt. In Berlin wollen die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, die Arbeitsgemeinschaft Cuba Si der Partei „Die Linke“ und die Antifaschistische Linke Berlin gegen ihren Besuch demonstrieren.
Yoani Sánchez selbst geht damit gelassen um – immerhin ist sie solche „Actos de repudio“, also organisierte Proteste gegen missliebige Meinungen, auch aus Kuba gewöhnt. „Es ist gut, dass unterschiedliche Meinungen gehört werden – ich wünschte, das ginge in Kuba auch“, sagt sie.
Chris Gupta hat’s erfasst und auf dem Punkt gebracht, besser kann man es nicht erklären.
Ausserdem hat Yoani in der Konferenz auf eine neue Taktik gewarnt, auf die ich selber gar nicht darauf gekommen wäre:
Bei ihrer Reise wurde durch eine bestimmte Minderheit (in verschiedenen Ländern) vermehrt versucht die wirklichen Probleme des kubanischen Volkes, worüber sie sehr genau berichtet, oder die Korruption der kubanischen Regierung, mit Fragen und Inhalte die ihrer Person betreffen abzulenken.
Von jetzt an werde ich mich demzufolge mit den Aussagen eines David Sanchez nicht mehr beschäftigen.
Vielmehr sollte von Interesse sein wer die Hochzeit von Mariela Castro Espín in Cancún spendiert hat, oder warum Fidel Castro mehr als 40 ländliche Anwesen besitzt, um mal „light“ anzufangen.