Von Julian Kasten
Nicht wenige Menschen klagen über die Informationsflut, die auf sie einwirkt. Zusammen genommen treffen täglich tausende Botschaften auf einen Menschen ein. Das Internet als Knotenpunkt und Verteiler für immer mehr Inhalte ist für die enorme Vielfalt an Informationen das markanteste Beispiel. Wie man diesem Phänomen begegnen kann, erläutert der Blogger Marcel Weiß in der Veranstaltung „Reizüberflutung? Alles eine Frage des Informationsmanagements“.
Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einer rasanten Informationsmaschine entwickelt. Bei allen Vorteilen, die diese Vielfalt bietet, tun sich auch große Probleme auf. Wer sich für viele Inhalte interessiert, sucht viele Webseiten auf, verfolgt viele Links und droht logischerweise auch, sich darin zu verlieren. Artikel werden nicht mehr gelesen, sondern gescannt. Was nicht extrem wichtig ist, muss aus dem Aufmerksamkeitshorizont verbannt werden. In Warteschlangen und Straßenbahnen wird das mobile Gerät gezückt und die Umwelt weitestgehend ignoriert. Neue Mails, soziale Netzwerke und Blogger kennen kaum eine Pause. Der Schritt zur Abstumpfung scheint nur noch gering zu sein. Wer schon ständig ausgefüllt mit Informationen ist, kann nicht mehr viel aufnehmen.
Andererseits verdienen immer mehr Menschen ihr Geld damit, dass sie Informationen im Netz finden, bündeln und weiter geben. Neues zu verpassen, wäre ein Nachteil gegenüber den Anderen. Diese Menschen haben letztlich keine andere Wahl als Tools wie RSS-Feeds und Nachrichtendienste anzuwenden, die ihnen die Informationen nach eigenen Kriterien vorselektieren. Marcel Weiß betont, dass er ohne diese Tools auch untergehen würde: „So kann ich alles Wichtige mitnehmen, ohne ständig am Tropf hängen zu müssen“. Letztlich bleibt es ein Kompromiss: Was dennoch latent mitschwingt, ist die Abhängigkeit dieser Menschen und ihrem Tun von der Kommunikationstechnik und deren Werkzeugen. Eine viel beklagter Aspekt auf diesem Kongress, nämlich die Dominanz der Technik und der kapitalistischen Wirtschaft über zeitliche Kapazitäten der Menschen, wird von Weiß ganz anders interpretiert; Die beschleunigte Nachrichtenverbreitung ist für ihn grundsätzlich positiv einzuschätzen.
Doch nur Wenige nutzen eine nennenswerte Bandbreite, die meisten Menschen besuchen nur wenige Seiten. Wieder andere haben kaum Kenntnisse und kein Interesse an den Informationswelten. Letztlich liegt es also allein beim Einzelnen, sich die Kompetenzen und Fertigkeiten anzueignen, zu selektieren und Prioritäten zu setzen. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, die Internetnutzung radikal einzuschränken, wenn man dazu bereit ist, die potentielle Informationslücke zu den Anderen in Kauf zu nehmen. Das fällt wohl immer mehr Menschen schwer, die sich zu den gut und schnell Informierten zählen wollen.