taz-Leser Werner Schätzle aus Freiburg ist mit unserer Berichterstattung über Libyen unzufrieden:
Ich bin entsetzt, dass ihr geradezu euphorisch den Bombenkrieg herbeigesehnt habt. Seit wann lösen Bomben politische Probleme? Noch dazu in einem Bürgerkrieg? Wieso haben die Europäer dann zum Beispiel nicht zugunsten der IRA in Nordirland eingegriffen? Oder wieso kann Israel seit Jahrzehnten die Menschenrechte der Palästinenser mit Füßen treten, ohne dass die “Weltgemeinschaft” genauso wie in Jugoslawien und jetzt in Libyen eingreift? Na ja, so bleibt dem Westen wenigstens das libysche Öl sicher erhalten.
Es antwortet Ambros Waibel, Redakteur im Ressort “Meinung und Diskussion”:
Die Frage von Krieg und Frieden ist ernst. Und so wird sie in der taz auch diskutiert. Skeptische bis ablehnende Positionen zur militärischen Durchsetzung einer Flugverbotszone über Libyen haben ausgiebig Platz gefunden. Das wird auch in Zukunft so sein. Dem Eindruck, dass die Befürworter einer solchen militärischen Hilfe für das libysche Volk ihre Argumente mit der größeren Verve vortragen, kann ich mich nicht verschließen. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Warum man gegen Gaddafi angeblich einen Krieg führt, um die Ölversorgung zu sichern, erschließt sich mir nicht: Kam bisher kein Öl aus Libyen? Der Begriff “Bürgerkrieg” bleibt Gegenstand der Debatte, siehe das heutige Interview mit Reinhard Schulze auf der Meinungsseite. Und schließlich: Weder unwürdige Vergleiche mit Auschwitz noch der schon immer problematische Slogan “Kein Blut für Öl” bringen uns weiter. Die Mühe, die Dinge immer wieder neu als das zu verstehen, was sie hier und jetzt sind, wollen wir uns schon machen.