von 07.11.2011

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Jan-Hendrik Pfleging und Ricarda Paul sind zwei Teilnehmer am 9. Workshop der taz Panter Stiftung, der für die Montagsausgabe der taz eine vierseitige Beilage erstellt hat. Sie interviewten alle Workshopteilnehmer über deren Erfahrungen mit dem Scheitern.

Dario

Bist du schon mal gescheitert in deinem Leben?

Nein ich bin noch nie in meinem Leben gescheitert

Wirklich noch nie?

Nein, Scheitern ist etwas was nur ich selbst mir vorgeben kann. Also nur ich selbst kann mir sagen, dass ich gescheitert bin, jemand anderes kann das nicht machen.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja! Das kann echt total stark sein das man Arbeiten aufschiebt, gerade beim Studium, Hausarbeiten sind dafür bestens geeignet.

Hast du Angst, mit deinem „Lebenskonzept zu scheitern?

Angst nicht, die habe ich eher bei konkreteren Dingen.

Felix

Bist du schon mal gescheitert?

Schwierige Frage, ich kann mich nicht so direkt daran erinnern, ich glaube ich habe es verdrängt, wahrscheinlich. Ich bin bestimmt schon gescheitert.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ne, das verdränge ich eigentlich auch.

Was bedeutet denn für dich scheitern?

Das man sich bestimmte Ziele setzt, die man nicht erreicht. Wobei ich das gar nicht schlimm finde. Persönliches Scheitern ist schlimmer als beispielsweise im Beruf zu scheitern.

Jan-Hendrik

Bist du schon mal gescheitert?

Ja und ich finde scheitern ist wichtig um auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.

Und wo bist du gescheitert?

Oft und viel, nie im großen Rahmen, aber immer mal wieder.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Nö, ich finde das gehört dazu. Wenn man nicht scheitern würde, wäre es ja langweilig, dann wäre das Leben ein gleichsam vor sich hinfließender Strom.

Anne

Bist du schon mal gescheitert?

In kleinen Dingen bestimmt schon oft, aber leider oder vielleicht auch glücklicherweise noch nie in wirklich großen Sachen. Alles, was ich mir bis jetzt vorgenommen oder überlegt hatte, hat sich dann auch so ergeben.

Was bedeutet denn für dich Scheitern?

Einerseits habe ich Angst davor, andererseits glaube ich aber auch, dass es eine wertvolle Erfahrung wäre, das Scheitern vor sich einzugestehen und gerade auch vor anderen Leuten einzugestehen und dann daraus eine Kraft entwickeln, die einem hilft, weiter nach vorne zu gehen.

Es kann also auch etwas positives sein?

Kann etwas Positives sein, muss aber nicht.

Janina

Bist du schon mal gescheitert?

Ich habe gerade das Gefühl, dass ich gerade in diesem Prozess bin, vielleicht scheitere ich im Studium, ich bin am Überlegen, wie ich das zu Ende kriege und wie es mit mir weiter geht. Ich will mich jetzt für den Master bewerben und den in London machen und das erste Mal richtig was wagen. Ich sehe meinen Traum, sehe aber auch, dass der gerade zusammenfällt, weil ich das zeitlich vielleicht nicht hinbekomme. Das ist dieses existenzielle: Wie geht es jetzt weiter? Was mich antreibt und was vielleicht auch meinen Ehrgeiz ausmacht, ist eine gewisse Angst, zu scheitern.

Also, scheitern ist auch etwas, was dir Angst macht?

Ja, das ist so mein Antrieb eigentlich. Die Angst zu scheitern ist für mich gerade so wahnsinnig präsent.

Die Angst ist also auch etwas Positives, weil sie dein Antrieb ist?

Genau, aber das Scheitern begleitet mich immer.

Jannis

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, im Alltag, dass man sich zu viel zumutet, dass man sich hohe Ziele steckt und sich viel vornimmt und gar nicht realisiert, dass die Ziele dann schon zum Scheitern verurteilt sind und trotzdem ist es im ersten Moment dann eine große Enttäuschung und erst im Nachhinein realisiert man, dass man die Erwartungen zurückschrauben muss, um eben nicht ständig zu scheitern und ständig von sich selber enttäuscht zu sein.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja, in so Phasen, teilweise bin ich total optimistisch für die Zukunft und teilweise mache ich mir Sorgen und hab Angst, dass alles, was ich mir vorgenommen habe, nichts wird und dass ich quasi in so eine Leere schaue in der Zukunft und nicht weiß was passiert.

Akiko

Bist du schon mal gescheitert?

Ich bin bestimmt schon mal gescheitert.

Was bedeutet Scheitern für dich?

Dass ich das Ziel nicht erreicht habe.

Ein Ziel, dass du dir selber gesetzt hast, oder das du von außen auferlegt bekommen hast?

Nein, mein Ziel.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja, hab ich. Je größer das Risiko ist, desto mehr Angst hab ich.

Sophie

Bist du schon mal gescheitert?

Für mich ist Scheitern etwas Großes, Umfassendes, oder ein einschneidendes Erlebnis und so etwas ist mir tatsächlich noch nicht passiert, was vielleicht daran liegt, dass ich ziemlich pragmatisch bin und mir gar nicht erst irgendwelchen riesengroße Ziele setzte. Aber ich glaube, Scheitern hat viel mit den eigenen Ansprüchen, aber auch mit dem Umfeld zu tun.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Also im Moment nicht, aber manchmal habe ich Phasen in denen ich denke „Oh Gott, wie soll das bloß alles werden und wer weiß ob das alles klappt, meistens ist es aber so das ich denke „Naja wird schon, hat ja bis jetzt auch immer alles geklappt, wieso sollte es dieses Mal nicht klappen.

Konrad

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin zweimal sitzengeblieben, schon von der einen oder anderen Schule geflogen. Also, wenn man es so sieht, bin ich gescheitert.

Was bedeutet Scheitern für dich?

In dem Fall war es für mich Glück im Unglück, ich sollte Abitur machen, dass war aber einfach nicht mein Ding, dann bin ich von der Schule geflogen und bin dann auf einer Berufs bildenden Schule gelandet und hab dann eine Ausbildung zum Fremdsprachenassistenten gemacht und bin da total aufgeblüht und hab jetzt einen guten Abschluss.

Also war das Scheitern für dich etwas Positives?

Absolut! Ich bin sehr froh über die Entwicklungen.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Eine konkrete Angst habe ich jetzt nicht. Nee, da mache ich mir dann Gedanken drum wenn es soweit ist.

Mila

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, ich wollte in der 11. Klasse ein Auslandsjahr machen und bin dann an mangelndem Einsatz gescheitert. Das Auslandsjahr werde ich aber jetzt machen und das ist dann im Endeffekt auch die bessere Variante. Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass ich gescheitert bin, deshalb muss Scheitern auch nichts Endgültiges sein.

Würdest du das wirklich als Scheitern bezeichnen?

Ja, aber eher als ein unbewusstes Scheitern.

Markus

Bist du schon mal gescheitert?

Es fällt mir im Nachhinein schwer, bestimmte Punkte, an denen etwas gescheitert ist, auszumachen, da es sich im Nachhinein als gut herausgestellt hat, dass bestimmt Dinge gescheitert sind, da sie von Anfang an vielleicht falschen waren und ich somit immer wieder auf den Weg, der mir entspricht, geraten bin.

Ricarda

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, ich bin schon gescheitert, und das schon ganz oft in meinem Leben, einfach an den Zielen, die ich mir selber gesetzt habe, das können kleine alltägliche Dinge, aber auch größere Dinge sein.

Hast du ein Beispiel?

Das klingt jetzt vielleicht total banal, aber ich schaffe es kaum, morgens pünktlich zu sein, obwohl ich mir das jeden Tag vornehme.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja, ich habe Angst, irgendwann arbeitslos oder Harz-IV-Empfängerin zu werden.

Olaf

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, in der Mathevorlesung, in der man nichts davon versteht, was der Professor in einem rasenden Tempo an die Tafel donnert. Dann kommt direkt das Gefühl: Wie soll ich das schaffen, wenn ich das nicht verstehe?

Was würde passieren, wenn du dein Studium nicht schaffst?

Ich glaube, dann müsste ich etwas anderes studieren. Ich will unbedingt studieren und ich denke auch, dass ich das drauf habe.

Du hast also keine Angst, im Studium zu scheitern?!

Genau, weil sich das nur auf einen Teil des Studiums bezieht.

Salvan

Bist du schon mal gescheitert?

Scheitern ist der Moment, wenn der Wecker klingelt.

Ich wollte eine ernsthafte Antwort haben.

Nee, noch nicht, ich habe mal eine Prüfung nicht geschafft, aber das ist ja auch nicht so richtig Scheitern.

Was bedeutet denn Scheitern für dich?

Klar, doch damals hat sich das schon so angefühlt, als würde ich scheitern, in dem Moment, wo du gesagt bekommst: Du hast es nicht geschafft. Aber später ist das Gefühl dann wieder weg.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja immer, weil wenn ich keine Angst hätte vor dem Scheitern und nicht an mir zweifeln würde, dann würde ich mich auch gar nicht anstrengen.

Vincent

Bist du in deinem Leben schon mal gescheitert?

Definitiv ja.

Und woran?

An einigen Sachen, man scheitert ja täglich, dass können ja auch Kleinigkeiten sein, aber das können auch Prüfungen oder andere Herausforderungen oder größere Aufgaben sein. Man kann im Kleinen und im Großen scheitern.

Wie definierst du Scheitern?

Wenn ich etwas nicht erreiche, was ich mir vorgenommen habe.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ich glaube Angst hat jeder vor dem Scheitern. Da entsteht halt ein gewisser Druck, dem man sich gar nicht unbedingt selber macht, sondern dass man die Erwartungen anderer nicht erfüllt.

Also sind Fremderwartungen wichtiger als deine eigenen Erwartungen?

Es kommt natürlich auf die Person an, ich würde dann sogar sagen, dass Fremderwartungen manchmal sogar bedeutender sein können als eigene Erwartungen. Trotzdem ist es enttäuschend, an sich selber zu scheitern.

Alexander

Bist du schon mal gescheitert?

Bewusst nicht. Nein, oder nicht im größerem Umfang.

Was bedeutet Scheitern für dich?

Scheitern heißt, seine eigenen Erwartungen nicht erfüllen zu können.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Schon, gerade in meinem Studiengang ist es nicht klar, wo ich später mal landen werde, und da es mir schon wichtig ist, später mal was machen zu können, was mir Spaß macht, habe ich da Angst vor.

Grace

Bist du schon mal gescheitert?

Ja.

Und woran?

Wahrscheinlich an der Idee, dass ich alles was ich kann auch machen muss und dadurch öfter mal an den Punkt gelange, an dem es einfach zu viel ist oder Sachen mache die mir nicht gut tun.

Und was bedeutet Scheitern für dich?

Das erste, was mir einfällt, ist versagen, also den Anspruch den ich selber an mich habe nicht zu erfüllen oder auch positiv gesehen, seine Grenzen wahrzunehmen.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

Ja.

Miriam Yosef

Du scheiterst daran, länger in Deutschland zu bleiben?

Ja in Europa generell, eigentlich überall länger zu bleiben.

Das ist das Scheitern eines Weltenbummlers!

Hannah

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, schon mehrmals.

Und was bedeutet Scheitern für dich?

Eigentlich hat es mich dazu motiviert entweder etwas weiterhin zu versuche, wenn ich etwas unbedingt wollte oder etwas Neues zu versuchen.

Also hat das auch immer einen positiven Aspekt?

Im ersten Moment ist es etwas negatives und es ist nicht schön, aber es hat mich immer vorangetrieben.

Hast du Angst vor dem Scheitern?

In der Situation kurz vor dem Scheitern hab ich schon Angst, aber ich bin schon in einigen Lebenslagen gescheitert und ich glaube jetzt habe ich nicht mehr so viel Angst davor.

Paloma

Bist du schon mal gescheitert?

Ja, bei einigen wichtigen Prüfungen, bin ich das erste Mal durchgefallen.

Wie hast du das Scheitern erlebt?

Ich habe Scheitern auch schon als etwas Niederschmetterndes erlebt, aber ich bin noch da und kann noch lachen, ich bin immer wieder aufgestanden.

Konntest du was mitnehmen aus deinem Scheitern?

Ja, ich bin mir über meine Ängste bewusst geworden und auch darüber, dass ich manchmal meine Ziele niedriger stecken sollte.

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https://blogs.taz.de/hausblog/so_scheitert_der_taz-workshop/

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kommentare

  • Workshop zum Thema „Scheitern“ – sehr interessante Idee, sehr existenziell, für alle Menschen relevant, hat auch mit dem Thema „Risiko“ viele Verbindungen.

  • Hallo taz-Redaktion,
    warum wird eigentlich auf „Google-News“ http://news.google.de/ die gesamte neoliberale und rechtskonservative Presselandschaft in hundertfacher Ausführung, aber kein einziger Artikel aus der taz angezeigt?

    Auch in der Kategorie der sogenannten „Redaktionsempfehlungen“ findet man die gesamte Springer-Presse samt dem Boulevardkampfbatt BILD und sogar Special-Interest Nischenblätter wie das Handelsblatt, aber keine Redaktionsempfehlungen der taz.

    Könnt ihr euren Leser erklären, wie das zusammengestellt wird und welche seltsamen Kriterien Google da anwendet? Vielleicht mal eine offizielle Anfrage bei der Google-Presseabteilung machen, einem normalen Bürger antwortet Google leider nicht.

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