Was für eine grausame Tat: Schwarz gekleidete Autonome prügeln am Rande einer Demonstration vor knapp einem Jahr mit einem Kantholz auf einen Polizisten ein, treten ihn, besprühen ihn mit Reizgas. Der Beamte wird schwer verletzt, kommt auf die Intensivstation, überlebt.
Heute hat die Polizei die Wohn- und Redaktionsräume von neun Fotografen durchsucht, die auf der Demonstration Bilder geschossen haben. Darunter sind auch zwei Fotografen, die als freie Mitarbeiter regelmäßig für die taz tätig sind. Die Polizei hofft darauf, auf den Fotos die Täter identifizieren zu können.
Freiwillig hätten die beiden taz-Fotografen die Bilder niemals herausgegeben. Aber warum eigentlich nicht? Warum hilft die taz nicht, so ein Verbrechen aufzuklären? Haben wir etwa kein Mitleid mit dem Opfer? Wollen wir die Täter unterstützen?
Mitnichten. Wir geben die Bilder nicht freiwillig heraus, weil das die Voraussetzung dafür ist, dass wir unsere Arbeit machen können. Wenn Demonstranten mitbekommen, dass Pressefotografen ihre Bilder der Polizei überlassen, müssen sie befürchten, von den Demonstranten als Hilfspolizisten wahrgenommen zu werden. Und das heißt in Fällen wie diesen auch, dass unsere Fotografen – genau wie der Polizist – zusammengeschlagen würden. Die Arbeit wäre zu gefährlich. Journalisten sind darauf angewiesen, von allen Beteiligten als unabhängige Berichterstatter wahrgenommen zu werden. Nur dann können wir auch mitten im Getümmel unserer Arbeit nachgehen. Genau deshalb hat der Gesetzgeber auch das Zeugnisverweigerungsrecht und das Beschlagnahmeverbot für Journalisten geschaffen. Weil die Arbeit von Journalisten für die Gesellschaft enorm wichtig ist und weil das Beschlagnahmeverbot genau wie das Zeugnisverweigerungsrecht die Voraussetzung dafür ist, dass wir dieser Arbeit nachgehen können. Wir begrüßen daher die Ankündigung der Staatsanwaltschaft Frankfurt, dass sie die beschlagnahmten Bilder nicht auszuwerten wird, wenn sie bei ihrer (reichlich verspäteten) Prüfung zum Ergebnis kommt, dass die taz-Fotografen wirklich Pressefotografen sind.
Oder noch einmal andersherum: Wenn es das Beschlagnahmeverbot für Journalisten nicht geben würde, hätten unsere Fotografen auf der Demonstration gar nicht ungestört fotografieren können. Die Fotos, die die Polizei haben will, würden gar nicht existieren. Die Strafverfolgung der Täter wäre nicht erleichtert. Nur die Berichterstattung über Demonstrationen – die würde behindert.
Siehe auch: Bundesweite Durchsuchungen bei Fotografen.
Achja, ich habe auch keinen Respekt vor Fotografen die lieber den linken Mob unterstützen als Straftaten aufklären. Eigentlich sollte man mal bei diesen Fotografen vorbeikommen und (Rest des Kommentars gelöscht. Bitte verzichten Sie auf Drohungen, S. Heiser)