Eine Werbeanzeige der taz – „Entdecken Sie Europa“ – deren Motiv ein überladenes Flüchtlingsboot zeigt, hatte unlängst zu einer Banstandung beim Deutschen Werberat geführt. Der (uns nicht bekannte) Beschwerdeführer hatte moniert, dass mit dieser Anzeigenwerbung das Unglück und Leid der gezeigten Flüchtlinge instrumentalisiert würde und dies gegen die Grundrregeln des Deutschen Werberats verstoße. Zu einer Stellungnahme aufgefordert begründete taz-Justitiar Franz von Wolffersdorf, warum die taz diese Ansicht nicht teilt:
„Keine deutsche Tageszeitung berichtet kritischer und ausführlicher über die europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik als die taz. Dabei porträtiert sie Flüchtlinge, lässt sie zu Wort kommen und rückt ihre Schicksale in den Mittelpunkt. Sie gibt den Flüchtlingen nicht nur eine Plattform, sondern ein Gesicht. Sie rückt die Menschen, die nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, in den Mittelpunkt und nicht die Politik, die über ihr Schicksal bestimmt. Die Berichterstattung der taz steht im Gegensatz zur aktuellen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Der Fokus letzterer liegt nicht auf dem Schutz der Flüchtlinge, sondern auf dem Schutz vor diesen.
So ist unser Plakat auch keine zynische oder ironische Instrumentalisierung oder Aufforderung an die Flüchtlinge auf dem Boot, sondern eine an die Leserinnen und Leser der Anzeige. Wer das Europa der Lampedusa-Flüchtlinge oder der Proteste in Istanbul entdecken möchte, also ein Europa jenseits der Brüsseler Politik, Bürokratie und Institutionen, der ist mit der taz-Berichterstattung bestens gerüstet.“
Der Deutsche Werberat teilte uns daraufhin mit: „Unter Berücksichtigung Ihrer Stellungnahme sind wir zu dem Ergebnis gelangt, dass Ihre Werbung nicht zu beanstanden ist.“