vonhausblog 07.03.2017

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Ein Social Bot nervt und trollt rum? Nicht unbedingt. Es gibt auch feministische Ausnahmen.

Um einen Bot zu programmieren, muss man nicht sehr viel können – zum Glück. Eine selbst programmierte Krawallmacherin auf die Welt loslassen, das wollten wir uns nicht nehmen lassen. Ein paar Monate und dutzende Online-Tutorials später presenten wir proudly: @JudithBotler.

Sie ist ein Programm, das zum Weltfrauentag Twitter aufmischen soll. In dem sie unsere Texte teilt, über Feminismus twittert und Menschen in ihre Schranken weist, die frauenfeindliche Kurznachrichten verbreiten.

Der Name JudithBotler ist angelehnt an die Philosophin Judith Butler. Abgesehen von der feministischen Einstellung orientiert sich unser Bot aber nicht an der menschlichen Vorlage. Er soll einfach ein Experiment sein – auch, weil Social Bots zur Zeit in den Medien fast nur im negativen Kontext auftauchen, und dabei vergessen wird, dass es auch sinnvolle, schöne und witzige Bots gibt.

„Genderirrsinn” provoziert unsere Judith

Benutzt ab Mittwoch etwa jemand auf Twitter das Wort „Genderirrsinn”, wird @JudithBotler darauf mit einem ablehnenden Gif antworten. Für Gifs haben wir uns entschieden, weil die immernoch relativ unverfänglich sind.

Das Problem mit Bots ist nämlich, dass sie durchaus außer Kontrolle geraten können, wenn man sie einmal freilässt. @JudithBotler ist ein sehr simples Programm, das weder Ironie noch Kontext versteht. Und deswegen könnten Textantworten in die Hose gehen, zum Beispiel sollte der Bot nicht auf den Satz „Menschen, die das Wort ‚Hure‘ verwenden, sind das Letzte” mit einer Beleidigung antworten. Aber da das Programm ja nur „Hure” versteht, und nichts drumherum, benutzen wir lieber animierten Bilder als Antwort, die kann frau zur Not immernoch anders auslegen.

Ob sie abstürzt?

Ob unsere Judith also etwas Peinliches macht, oder ob sie sich benimmt, müssen wir abwarten. Wir haben sie zwar ein bisschen getestet, aber wirklich entfalten wird sie sich erst in der Interaktion mit anderen Twitter-Nutzer*innen. Im besten Fall macht sie Spaß – im schlimmsten stürzt sie ab, oder wir lassen sie abstürzen.

 

[Update Mittwoch, 13.40 Uhr:]

Das ging schnell. Eine halbe Stunde lang twitterte @JudithBotler fröhlich Gifs durch die Gegend. Sie schrieb Porno-Profile an und verdrehte (fremde) Augen gegenüber Hater*innen. Dann kam plötzlich eine Fehlermeldung: Twitter hat das Programm gestoppt, ohne Vorwarnung oder Begründung.

Jetzt ist ein Notfallprogramm eingesprungen. Das haben wir mit Hilfe der Website cheapbotsdonequick.com vorbereitet für den Fall, dass irgendetwas auf unserem Server nicht funktioniert. Wir hatten mit der Option gerechnet, dass ein Fehler im Script auftaucht. Und auch damit, dass der Bot aus dem Ruder läuft und als Spam abgestempelt wird, weil er zu viele Hateposts findet – in einem Testdurchlauf twitterte eine Vorgängerin von Judith in weniger als einer Sekunde dutzende Nutzer*innen an, weil wir ihr das Wort „bitch“ gezeigt hatten. Das aus der No-Go-Liste zu entfernen war zwar auch nicht gerade befriedigend, aber wir wollten uns wirklich Mühe geben, den Anti-Spam-Regeln von Twitter zu entsprechen.

Was heute morgen passiert ist, ist aber etwas anderes. @JudithBotler verschickte nur etwa ein Gif pro Minute. Woran es genau liegt, dass Twitter unseren Bot als unerwünscht einstuft, wissen wir nicht. Bis jetzt hat der Support nicht auf unsere Beschwerden reagiert. Vielleicht akzeptiert Twitter nicht, dass Judith auf fremde Profile eingeht, die sie nichts gefragt haben. Vielleicht haben sich auch Hater*innen zusammengeschlossen und @JudithBotler gemeldet.

Wir arbeiten daran, dass @JudithBotler ihre Stimme zurückbekommt.

Text: Marie Kilg, taz-Autorin
Illustration: Xuehka

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