Die meisten Zuschriften an den Presserat gab es im vergangenen Jahr wegen unserer Papst-Titelseite: 49 Sammelbeschwerden gab es zur Veröffentlichung der Schlagzeile „Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab“. Die Überschrift wurde gerügt, weil sie nach Ansicht des Presserats grob gegen das Sorgfaltsgebot verstieß: Die Zusammenarbeit des Papstes mit der argentinischen Militärjunta sei nicht ausreichend belegt, um sie als Fakt darzustellen. Rügen haben keine Konsequenzen; das gerügte Medium wird allerdings aufgefordert, die Rüge zu veröffentlichen. Die taz hat dies am 7. Juni 2013 auf Seite 2 gemacht. Keine Bedenken hatte der Presserat zu dem am gleichen Tag erschienenen Leitartikel von Deniz Yücel, in dem er den Papst als „reaktionären alten Sack“ bezeichnet: Das sei von der Meinungsfreiheit gedeckt, befand das Selbstkontrollgremium der deutschen Presse.
Auf Platz zwei der Beschwerde-Rangliste landete der Stern mit seinem Artikel über „Die Tricks der Optiker“ im „Stern“ (23 Beschwerden), es folgt eine satirische Postkarte der „Titanic“ zur Diskussion in der katholischen Kirche zur „Pille danach“. Insgesamt erhielt der Presserat im vergangenen Jahr 1.347 Leserzuschriften. Das Gremium sprach 28 öffentliche Rügen aus, drei nicht-öffentliche Rügen, 51 Missbilligungen und 77 Hinweise. 32 weitere Beschwerden erwiesen sich als begründet, auf eine Maßnahme wurde in diesen Fällen jedoch verzichtet.
In der letzten Zeit hatte der Presserat allerdings wieder wenig mit der taz zu tun: Zu unseren Artikeln der letzten vier Monate gibt es bislang keine einzige Beschwerde.
„Zu unseren Artikeln der letzten vier Monate gibt es bislang keine einzige Beschwerde.“
Vielleicht nicht vom Presserat, aber in jüngster Zeit vielleicht mal die LeserInnenkommentare gelesen, ausgewertet? Vermutlich ja, denn seit Relaunch der taz ist eine progrediente Unterdrückung, Zensur von nicht ins neue taz-Bild, -Selbstverständnis passenden LeserInnen-kommentaren, -meinungen zu konstatieren, was jetzt offenbar billigen Anlass gab, die „Gast“-Funktion ohne jegliche vorherige Ankündigung oder Diskussion am 17.d.M. sang & klanglos und inzwischen gewohnt abenteuerlich begründet und selbstverständlich nicht leserkommentierbar „abzustellen“:
„Lesen Sie, was wir uns dabei gedacht haben.“
https://www.taz.de/!133708/
…. , warum wir einem Großteil von Ihnen einfach das Licht ausknipsen;
Noch bevor die seit Monaten versprochen nachzureichende Artikel-Druck-/PDF-Funktion auch nur ansatzweise in Sicht wäre.
So-so, Ihr ‚denkt‘ Euch ‚dabei‘ also, den online-taz-LeserInnen jetzt weiß machen zu können:
„Bei der Hälfte dieser gelöschten Kommentare muss man (….), da solche Kommentare nur aus Hass, Hetze und Beleidigungen bestanden.“
Und selbst, wenn das SO oder ähnlich interpretierbar zutreffen sollte – gibt Euch das nicht zu denken?! Könnte eine Zunahme der tendenziell ausfallenden Lk.e nicht auch eine nur allzu verständliche Re-Aktion auf Eure immer perfider-konsequente Meinungsmanipulation durch Selektion von Leserkommentaren, aka: Zensur, sein? Und jetzt sollen ‚wir‘ allen Ernstes ‚glauben‘, dass Ihr die ab sofort nur noch registriert postbaren Lk.e nach eigene Angaben ja nur „besser betreuen“ wollt? Heißt ‚Zensur‘ bei Euch jetzt: ‚Betreuung‘? Nicht selten schien durch Leserkommentare sehr fraglich, wer hier wen ‚betreut‘, resp. den Artikel essentiell richtig stellte u./o. nötigerweise ‚redigierte‘.