Die mitarbeitenden Mitglieder der taz-Genossenschaft traten zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammen, denn drängende Probleme bezüglich Vielfalt und Diversität in der taz-Belegschaft standen zur Diskussion. Und auch die Raucher*innen unter den taz-Mitarbeitenden wollten eine wichtige Frage geklärt wissen.
„Hat hier jemand im Haus vielleicht noch irgendwo einen Schnaps herumstehen?“, wollte ein Redaktionsmitglied vom Ressort taz2 wissen. Diese Rundmail sorgte Dienstagnachmittag, 21. Februar, für Gelächter.
Für den Abend hatte der Vorstand der taz Genossenschaft zur außerordentlichen Versammlung der mitarbeitenden Mitglieder der taz-Geno in den Saal der Redaktionskonferenz geladen. Ob der Schnaps hitzige Gemüter beruhigen oder zum anstoßen dienen sollte, blieb ungeklärt, denn es gab keinen.
Ansätze finden und selbständig Maßnahmen ergreifen
Doch auch ganz ohne hochprozentiges war der Konferenzraum Abends gut gefüllt. Zwei Themen standen auf der Tagesordnung: Ein Antrag an Geschäftsführung und Vorstand zur Einrichtung eines Raucherraums im taz.neubau. Und die Vorstellung und Diskussion von Beratungskonzepten zur verstärkten Auseinandersetzung mit dem Thema Antidiskriminierung und Diversity in der taz. In diesem Zusammenhang sollte auch über Handlungsempfehlungen gesprochen werden und über einen Antrag an die Geschäftsführung mit dem Verein „Eine Welt der Vielfalt e.V.“ in Verhandlung zu treten, um ein Coaching-Konzept für die taz auszuarbeiten.
Zur Präsentation dieses Diversity-Projekts waren Anne-Gela Oppermann aus dem Vorstand und ihr Kollege Mekonnen Mesghena vom Eine Welt der Vielfalt e.V. gekommen. Sie stellten ihren Verein, sowie mögliche Ansätze vor. Trainingseinheiten, Fortbildungen und Arbeitsgruppen standen zur Diskussion. Die Meinung waren geteilt – Einigkeit herrschte insofern, dass das Thema wichtig sei und in Angriff genommen werden müsse. Doch braucht es dafür wirklich ein Verein mit im Boot? „Dieses Problem haben wir seit 25 Jahren, es ist offensichtlich. Wozu brauchen wir ein Konzept, das uns nochmal erklärt, dass diese Problematik in unserem Haus existiert? Sollten wir dann nicht erst schauen, welche Maßnahmen wir selbständig ergreifen können?“.
„Solche Themen können wir nicht ignorieren – dafür ist die taz nicht gegründet worden!“
Es gab einige Stimmen, die gegen eine Unterstützung von außen plädierten. Und auch die Frage nach den Kosten für das Projekt spielte eine Rolle. Doch immer wieder wurde deutlich: die selbständigen Möglichkeiten sind ausgeschöpft, Mitarbeiter*innen an ihre Grenzen gestoßen. Die schon vor Längerem gegründete Anti-Diskriminierungs-AG bittet um Hilfe, denn mehr könne sie nicht leisten. Vermehrt wurde der Wunsch geäußert, endlich zu handeln, die altbekannte Problematik anzugehen.
„Wir haben massive Probleme in unserer Kommunikation nach innen und außen, in unserer Themenauswahl. Diese müssen wir anpacken, solche Themen können wir nicht ignorieren. Dafür ist die taz nicht gegründet worden!“. Die Stimmung schien angespannt, nicht alle Fragen konnten geklärt werden. Insgesamt 60 der anwesenden tazlerInnen waren als Genossenschaftsmitglieder stimmberechtigt und durften schließlich wählen. Die lebhafte Debatte mündete in eine eindeutigen Mehrheit für das Projekt – taz goes diversity.
Die Diskussion zum zweiten Tagesordnungspunkt des Abends lief zügig ab. Die Raucher*innen der taz-Belegschaft forderten von der Geschäftsführung die Einrichtung eines Raucherraums im taz.neubau. Dem Antrag hierzu wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Belegschaft setzte damit ein klares Rauchzeichen.
Malaika Rivuzumwami, Hospitantin der meinland-Redaktion der taz
Titelbild: Bombon, eine von drei taz-Hunden. Ihr Frauchen trägt dazu bei, dass zumindest die taz-Frauenquote nicht allzu schlecht ist; Foto: Karsten Thielker
Traurig, dass im 21. Jahrhundert nikotinsüchtige Menschen an ihrem Arbeitsplatz noch Sonderrechte bekommen sollen, um ihrer Sucht nachzugeben. Warum dann nicht auch einen Raum für die Alkoholkranken mit gut bestückter Bar und bequemen Sesseln?