Von Christian Wyrembek
Jochen Stay brütet vor seinen Aufzeichnungen. „Ich bin kein guter Redner ohne Manuskript“, sagt er schließlich. Im nächsten Moment sieht man ihn ins Mikrofon rufen: „Es ist nötig, dass wir den Druck verstärken!“ Er hat keinen Zettel mehr in der Hand. Vielleicht ist er doch ein guter Redner? Die zahlreichen Demonstranten vor ihm applaudieren zumindest lautstark.
Es ist eine Szene aus dem Dokumentarfilm „Die Protestmacher“ von Dieter Rucht. Zwei Jahre lang begleitete er vier VollzeitaktivistInnen. Der Film zeigt, wer hinter dem Protest steckt. Und drei der AktivistInnen sind an diesem Abend auch beim taz.lab, um von ihren Erfahrungen zu berichten. Jochen Stay ist Sprecher der Antiatomkraftorganisation ausgestrahlt, Dieter Lehmkuhl setzt sich als Millionär für eine Abgabe Vermögender ein und Jutta Sundermann ist Mitbegründerin von attac Deutschland. Zwölf bis vierzehn Stunden arbeitet Stay täglich für sein Anliegen, die Atomkraftwerke abzuschalten. Und auch Lehmkuhl scheint viel Zeit aufzuwenden: „Meine Frau hat gesagt, wenn das so weitergeht, dann ist sie eines Tages nicht mehr da.“ Was motiviert die drei? Und wie motivieren sie andere Menschen zum Mitmachen?
„Ich habe einen Speicher, um mir Erfolge zu merken“, sagt dazu Sundermann. Themen in der öffentlichen Debatte halten, bis sich ein Erfolg einstellt und diese dann als Energiereserve behalten – das ist ihr Rezept. Als Beispiel nennt sie den Kampf gegen Genmais. In symbolischen Aktionen wurden Felder vom Genmais „befreit“, wie die Protestler es selbst bezeichnen. Bis schließlich der Anbau von Genmais verboten wurde.
Doch selbst wenn man die Erfolge nicht direkt sehen könne, ergänzt Lehmkuhl, müsse man sich fragen, was ohne Protest passiert wäre. „Vielleicht wäre es dann noch schlimmer.“ Lehmkuhl will die Menschen deshalb im Herzen ansprechen. „Die Menschen sind geleitet von Werten“, sagt er. Man müsse sie dazu bringen, darüber nachzudenken, wie die Verhältnisse sind und wie sie sein sollten.
Stay setzt in der Antiatombewegung besonders auf die Mobilisierungskraft, wenn konkrete Entscheidungen und somit konkrete Chancen auf Erfolg bevorstehen. „Unsere Aufgabe ist es, zu gucken, wo es gerade eine Chance gibt oder wo Entscheidungen herbeigeführt werden können“, erklärt er sein Konzept, Menschen zu mobilisieren.
Große Teile der taz.lab-Besucher jedenfalls sind schon engagiert. Sie berichten von eigenen Initiativen und fordern dazu auf, mehr Leute zu gewinnen: Mit Spaß am Engagement und der Orientierung an Vorbildern. Damit meinen sie auch die drei VollzeitaktivistInnen auf dem Podium.
“Ich habe einen Speicher, um mir Erfolge zu merken”, sagt dazu Sundermann. Themen in der öffentlichen Debatte halten, bis sich ein Erfolg einstellt und diese dann als Energiereserve behalten – das ist ihr Rezept. Als Beispiel nennt sie den Kampf gegen Genmais. In symbolischen Aktionen wurden Felder vom Genmais “befreit”, wie die Protestler es selbst bezeichnen. Bis schließlich der Anbau von Genmais verboten wurde.