Es lässt sich einfach nichts mehr beschönigen. Mittlerweile sind auch die großen Verlage, die nie darum verlegen sind, den Lesermarkt mit geradezu unsittlichen Mengen an Freiexemplaren zu ihren Gunsten – ihr Prinzip Hoffnung! – zu verstopfen, dazu gezwungen, stetig erhebliche Auflagenverluste zu melden. Das mag ihnen jetzt insofern etwas leichter fallen, als es ja fast allen Marktteilnehmern gleich schlecht geht.
Der Horror wird immer Mitte des auf jedes Jahresquartal folgenden Monats unerbittlich sichtbar, nämlich wenn die Informationsgemeinschaft zur
Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) die Auflagenzahlen der in Deutschland vertriebenen Tageszeitungen veröffentlicht: In Zeiten der Zeitungskrisen sind das Dokumente der Erbarmungslosigkeit.
Ende des Jahres 2013 ist jetzt wohl zum letzten Mal eine Zahl von knapp 20 Millionen Stück gemeldet worden, vor nur fünf Jahren waren es mit 23,4 Millionen noch gut 16 Prozent mehr.Und ein Verlangsamen des Verfalls eines Geschäftsfeldes ist alles andere als wahrscheinlich.
Das alles ist kein Grund zur Freude, auch für die taz nicht – selbst wenn sie sich zumindest für den Moment dem Trend entziehen kann. Dazu ist die Lage zu bedrohlich, die taz-Auflage zu gering (sogar zu gering, um ihre Entwicklung auf einer vergleichenden Auflagenskala sichtbar
zu machen). Doch der jetzt erreichte Ausgangspunkt gibt begründeten Anlass zur Hoffnung,dass die tageszeitung eine Zukunft hat.
Wir kämpfen – auch für die klassische tägliche Zeitung – weiter mit besonders ambitionierten Formaten, so wie gegenwärtig dem Abosonderangebot mit Spendenanteil zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi.
Innerhalb weniger Tage sind bereits 1.347 dieser Abos bestellt worden. Von diesem Erfolg sind wir selber ein bisschen überrascht. Aber wer solche LeserInnen hat wie Sie, kann mit Zuversicht auch durch die widrigsten Zeiten steuern. Danke, weiter so und ein schönes Wochenende.
Andreas Bull, 58, Geschäftsführer der taz analysiert hier regelmäßig die Lage der taz in der Zeitungskrise.
„Das Abonnement läuft für fünf Wochen zum Preis von 20 Euro und verlängert sich nicht automatisch. Pro Abo spenden wir 10 Euro für den Kampf von schwulen, lesbischen, bi- und transsexuellen Selbsthilfegruppen (LSBT) und NGOs in Russland.“
Also 1.347 Olympia-Abos à 20 Euro. Macht zunächst 26.940 Euro Einnahmen.
Von jedem Abo werden 10 Euro gespendet.
Bleiben also nur noch 13.470 Euro übrig.
Na dann, herzlichen Glückwunsch! Kann die taz davon überhaupt mehr als 1-2 Tage zehren?
Da braucht es vermutlich ein ganz besonders ausgefeiltes „Prinzip Hoffung“.