Jetzt haben die US-Behörden bei VW zugeschlagen. Doch hinter den schöngefärbten PKW-Abgaswerten steckt Methode – darüber berichteten wir schon vor einem Jahr.
VW frisiert die Abgaswerte seiner Diesel-PKWs per Mikrochip, die US-Aufsichtsbehörden sind wenig amüsiert und ermitteln. Dem Volkswagen-Konzern stehen mutmaßlich Strafen in Milliardenhöhe ins Haus, von zivilrechtlichen Klagen ganz abgesehen.
taz-Autor Jost Maurin recherchierte bereits vor über einem Jahr zu den fragwürdigen Methoden, mit denen die Automobilkonzerne in Europa ihre Abgaswerte be- oder wohl eher schönrechnen. Und dies, so streicht es unser Autor in seiner Reportage in der taz. am Wochenende vom 4. Oktober 2014 deutlich heraus, mit dem Wissen der EU.
In Brüssel ist genau bekannt wie es (nicht nur) deutschen Herstellern gelingt, einen zwei Tonnen schweren Oberklasse-Wagen zum Vorzeigemodell in Sachen Abgasemission umzurubeln.
So berichtet Maurin in seinem Text etwa über die Testmethoden am Daimler-Prüfstand in Sindelfingen:
Von null auf 50 Kilometer pro Stunde braucht Daimler-Betriebsingenieur Alexander Sauer ganze 26 Sekunden – viel mehr als die beworbenen zehn Sekunden im Prospekt. Nie fährt Sauer schneller als 120 Stundenkilometer, Radio und Klimaanlage sind immer aus. Man könnte denken, Sauer sei entweder einer dieser zögerlich dahintuckernden Rentner, die die Straße blockieren. Oder ein ziemlich konsequenter Spritsparer. Jedenfalls kein gewöhnlicher Autofahrer. Und genau das ist das Problem. (…) Die Bedingungen, unter denen Sauer hier fährt, sind so unrealistisch, dass die Messwerte meist niedriger sind als draußen auf der Straße.
Lesen Sie mehr darüber, wie die Automobilkonzerne davan profitieren, dass sich die EU und die Mitgliedsstaaten nicht auf strengere, realitätsnahe Abgastests einigen können. Und wie sich das auf unsere Umwelt und Gesundheit auswirkt.
Titelbild: dpa
@ Frank Passau, derzeit unterster Kommentar:
Im Gegenteil: schöner Sinn! Bei höheren Autopreisen würden hoffentlich weniger Autos gekauft und dann wären insgesamt weniger von den Stinkern weltweit unterwegs. Das wäre erfreulich!