Mit diesen Worten beginnt das Editorial der vier Seiten, die die Teilnehmer der ersten taz-Akademie an diesem Wochenende erstellt haben. In dem Editorial geht es auch um die Arbeit an diesen Seiten: „Artikel zu neunt, das Editorial zu dritt und immer wieder Redaktionssitzungen mit allen. Wie soll man sich da in drei Tagen einig werden?“ Nun, sie sind sich einig geworden – und haben am Sonntagnachmittag das fertige Ergebnis neugierig und freudig angeschaut:
Mein Eindruck von den 20 Nachwuchs-Journalisten, die ich drei Tage lang begleitet habe: Eine muntere Truppe, undogmatischer als ich dachte, professioneller, kritischer. Auch gegenüber der taz. Unser Online-Auftritt kommt in einem Kommentar von Pascal Paukner nicht gut weg: „Usability sieht anders aus, Web 2.0 auch. User-Generated-Content beschränkt sich auf Kommentare. Da muss etwas getan werden“. Auch an der gedruckten taz hat der Nachwuchs Kritik: Die Zeitung sei inzwischen im „gesellschaftlichen Mainstream“ angekommen. Dabei müsse eine Zeitung und gerade die taz doch „alles hinterfragen und nichts als gegeben akzeptieren“ – das sei notwendig, „um ernst zu nehmende Antworten zu finden“.
Außerdem auf den vier Seiten: Die Kriegs- und Krisenreporterin Carolin Emcke berichtet in einem Interview, dass sie beim Schreiben auf die Erwartungen der Menschen, über die sie schreibt, nicht immer Rücksicht nehmen kann. Denn die hätten „andere Vorstellungen von Intimität, Sexualität, Privatheit und Öffentlichkeit, die ich nicht teile und deswegen auch in Texten nicht reproduzieren will“. Daniel Freese hat das Oberthema „Chancen“ in einer Reportage umgesetzt: Er hat eine Tafel besucht, an der Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben werden, und das in Kontrast gesetzt zu seinem Besuch in der Gourmet-Abteilung der Galeries Lafayette – ich finde den Text etwas zu erwartbar und zu wenig überraschend. Sabrins Wagner schreibt über den „inflationären Gebrauch des Krisenbegriffes“, wenn von der „Wirtschafts-, Absatz-, Konsum-, Konjunktur- und Finanzkrise“ zu lesen ist. Sie empfiehlt, den Duden zur Hand zu nehmen, in dem „jede Menge Alternativen“ stehen. Für einen Text über die taz haben Hannah Stauss, Benjamin Laufer und Altert Hahn haben mit zwei taz-Urgesteinen (Mitgründer Hans-Christian Ströbele und Ex-Chefredakteur Michael Sontheimer) und einem taz-Neuling (Online-Redakteurin Franziska Seyboldt) über die guten alten Zeiten und die taz heute gesprochen. Und schließlich haben neun Akademie-Teilnehmer eine ganze Seite mit den Ergebnissen einer Umfrage unter Kongress-Besuchern gefüllt: „Was ist Ihre Utopie?“ Die Protokolle sollte man unbedingt lesen – in der morgigen taz-Ausgabe an jedem gutsortierten Zeitungskiosk. Ganz exklusiv für die Teilnehmer an der taz-Akademie ist dagegen diese Urkunde:
Ich beurteile das ganze aus meiner LeserInnen-Perspektive.
Wer die taz-WORKSHOP-Berichte (auch blogs) aufmerksam verfolgt hat wie ich – auch, wie und was die taz-Panter-Stiftung bietet und plant – der muss die Leistung der TeilnehmerInnen anerkennen – angesichts der Umstände: Neues Layout für die taz, gleichzeitig 30-Jahre-taz-Kongress, Gala etc.
Zuviel aufeinmal? – dachte ich beim lesen, Herr Heiser:
Auch LeserInnen denken bei einem solchen Ereignis an die Umstände, denen Medienschaffende oftmals ausgesetzt sind.
Es war sicherlich keine Hängematte – für keinen der Beteiligten – das sehe ich schon auch. Stress halt – womöglich bei einigen auch das Gefühl, nicht ausreichend begleitet – angeleitet? – zu werden.
Daher mein Respekt allen Beteiligten. Auch dies war eine Premiere. Nun bloss nicht klein-klein werden. Streiten ja – weiter – um es immer besser zu machen – es zu „tun“.
Glück auf!