von 20.04.2010

taz Hausblog

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Mit junger, frecher, visionärer und bitteschön auch besonders provokanter Meinung zur Welt da draußen wollten wir diese Woche punkten. Aber, wie vom Oldschool-Kollegen Reinecke bereits gebloggt: revolutionär jung sind wir auf der Kommentarseite bisher nicht. Zur Halbzeit unserer Youngsters-Entermission liegt der Altersschnitt der AutorInnen auf der „Meinung“ bei – gemessen am Anspruch – geradezu mittelalterlichen 35,9 Jahren. Gut, bereits im Vorfeld hat sich das Ressort darauf geeinigt, dass im Zweifelsfall Kompetenz vor Dogma gelten soll, was in der Regel (leider) bedeutet: alt vor jung.

Nun sind von den zwölf bis Mittwoch erschienenen Kommentaren und Debattentexten gerade mal lumpige zwei von unter 31-Jährigen. Allen Wunschvorstellungen zum Trotz hat sich gezeigt: Wenn Kommentarthemen und -thesen nach den üblichen taz-Standards diskutiert und gewichtet werden, ist es verdammt schwierig, junge Meinung im Sinne von U31 ins Blatt zu bringen. Zumal der für ungeübte Kommentatoren notwendige zeitliche Spielraum während des U31-Projekts nicht gerade üppig vorhanden ist. Vielleicht also doch auf Dogma setzen und so radikal junge Meinung erzwingen? Oder sollen wir an Stelle des tatsächlichen Alters lieber das gefühlte Alter der Schreiber angeben? Das würde unseren Youngsters-Kompetenzpool enorm erweitern.

Mal davon abgesehen, dass sich 95 Prozent der Leser mit ganz anderen Veränderungen als der angestrebten Verjüngung der Meinungsbildung beschäftigen (exemplarisch genannt, Heinz Deiss aus Frankfurt, der ausrichten lässt: „Liebe Frischfürze, ohne TOM könnt Ihr Euch die TAZ an Arsch stecken!“), sind denen, die sich damit auseinander setzen, die Texte der wenigen jungen KommentatorInnen nicht aufrührerisch genug. So beklagt Lutz Arnold aus Bad Mergentheim in einem Leserbrief: „[…] bei Meinung+Diskussion und Gesellschaft, Kultur & Medien hatte ich mir eine schärfere Profilierung vorgestellt, aber die meisten Texte sind so ausgewogen und routiniert, um nicht zu sagen scheiß-neutral, es fehlt ein Ärgernis, etwas worüber ich mich aufregen kann und anschließend nachdenken. Wenn ich überall nur sagen muss: ja,ja, stimmt, schlimm schlimm – dazu brauche ich keine taz.“ Immerhin schließt er versöhnlich: „Nun denn, ich bin auf die nächsten Tage neugierig wie schon lange nicht mehr!“

Noch bleiben drei Ausgaben, um den Alten die Meinung zu geigen. Youngsters, let’s go for it!

Bernd Skischally (27) / noch drei Tage Ressortleiter der „Meinung“

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https://blogs.taz.de/hausblog/zu_wenig_frischfuerze_zu_scheiss-neutral/

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