vonEva C. Schweitzer 10.10.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Herta Müller hat den Literaturnobelpreis gewonnen, und Amerika ist schwer empört. Wobei, es ist nicht das Feuilleton, das empört ist, sondern die Leser, die den Literaturnobelpreis wohl für eine Art Oscar halten, der vornehmlich Amerikanern zusteht. Hauptkritikpunkt. Wir kennen die Frau doch gar nicht. Das ist wenig überraschend, die Zahl der deutschen Romane, die pro Jahr ins amerikanische übersetzt wird, liegt bei fünf bis sechs, das schließt Neuausgaben von Goethe mit ein (ähnlich sieht es bei anderen Sprachen aus).

In der New York Times tobte die Debatte in den Leserforen, wo viele Amerikaner ihren inneren Kanye West ausleben. Warum nicht Kurt Vonnegut, John Updike oder Ernst Hemingway  (weil sie tot sind?) Philip Roth? Dan Brown? Danielle Steel? Eine erstaunliche Menge von Leser schrieb: Ich habe noch nie ein Buch von Herta Muller gelesen, ich finde aber …. Wirklich ein relevantes Kriterium.

Ähnlich war übrigens schon bei den Academy Awards von 2009 zu vernehmen, als ein indischer Film mit einem britischen Regisseur Best Picture bekam. Vielleicht sollte man für die gekränkte amerikanische Seele  Sonderregeln einführen: Überall, wo Preise vergeben werden, vom Literaturnobel bis zur Winterolympiade, muss mindestens ein Amerikaner eine Goldmedaille kriegen, sonst gilt der ganze Wettbewerb nicht.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/herta_gegen_die_yankees/

aktuell auf taz.de

kommentare