vonFalk Madeja 07.12.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Ich kenne einen Polizisten (Name muss anonym bleiben) im Süden der Niederlande, der verdient netto so um die 1700 Euro – im Monat. Und in den Medien vernehme ich von einer Polizeichefin namens Miriam Barendse im Süden der Niederlande, die verdient 1400 Euro – am Tag.

Seit Tagen herrscht rund um einige heikle Vergütungen der Polizei-Bosse helle Aufregung, nehmen wir mal den Mann, der sich “wie ein König” (De Telegraaf) durchs Land kutschieren lässt: Ad van Baal, täglich rund 680 Kilometer per Chaffeur zur Polizeischule. Van Baal – sein Name ist schon mit dem Desaster von Srebrenica verbunden (damals war er noch Armee-General), seine Karriere ging weiter. Jetzt unterrichtet er halt Polizeischüler in Apeldoorn, er selbst wohnt in Alphen aan den Rijn. Sein Fahrer wohnt aber im friesischen Drachten, weshalb täglich 100e Kilometer Leer- und Extrafahrten entstehen, dazu kommen Hotel-Kosten. Alles auf Kosten der Polizei-Akadamie.

Über einige andere der 16 Polizei-Chefs der Niederlande gibt es Geschichten über angebliche Studienreisen nach Schweden und in die Türkei (88.000 und 132.000 Euro), Zuschüsse für Kleidung oder auch schon mal für Whiskey, der auf Kosten der Gemeinschaft in die Kehlen der Polizei-Bosse floss. Aufgespürt von den Kollegen bei RTL Nieuws, Telegraaf, Algemeen Dagblad.

Die Polizei-Kollegen, die wie oben erwähnt nur wenig verdienen, sind “furios” (Algemeen Dagblad). Denn bei ihnen wird gespart, bis es quietscht. “Die Polizeichefs haben den und voll mit Wörtern wie Integrität, aber sie können den Kollegen auf der Strasse keine Vorwürfe machen. Sie müssen auf sich selbst schauen”, sagt Joa Hermans von der Polizeigewerkschaft ANPV dem Algemeen Dagblad. Überall werde an Ausbildung, Training und Kursen gespart und die Polizei-Bosse geben das Geld mit beiden Händen aus. Ja, der ANPV-Mann hat in den Polizei-Büros die für die Polizisten kostenlosen Wasser-Ballone verschwinden gesehen – tja, das mutet es fremd an, wenn der Polizeichef dann Whiskey auf Kosten der Polizei trinkt.

Ehm, wie nun weiter? Innenministerin Guusje ter Horst hat ein Dilemma. Sie muss nun einschreiten, ihre eigene Partei PvdA ist gegen die genannten Vergütungen. Aber als sie noch Bürgermeisterin von Nimwegen war, soll sie derlei Extras selbst genehmigt haben. Und die meisten Polizeichefs, so schreibt das Algemeen Dagblad, wollen eh nichts zurück bezahlen. Immerhin hätten sie keine Gesetze verlässt.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/herumfahren_wie_ein_koenig_-_polizeichefs_in_der_kritik/

aktuell auf taz.de

kommentare