vonHeiko Werning 25.06.2009

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Gestern abend ist der soundsovielte Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt eröffnet worden. Und die Sache verspricht diesmal, interessant zu werden. Zumindest ist mit Karsten Krampitz ein Autor dabei, der schreiben kann, der etwas zu sagen und vor allem: der Humor hat. Und der übrigens noch zu haben ist.

Er liest am heutigen Donnerstag von 12-13 Uhr, man kann sich das live auf 3sat anschauen. Am Samstag zwischen 15 und 20 Uhr kann man dann für ihn stimmen, damit er wenigstens den Publikumspreis bekommt. Nicht einfach so, sondern schon mit einer passablen Begründung, die muss man dort eingeben.

Wer schon mal einen guten Grund haben möchte, der schaue sich einfach mal das Video der Mitbewerberin Katharina Born an, wie sie weichgezeichnet und in verlangsamten Bildern bedeutungsschwanger durch Paris schwebt und als ersten Satz mal eben fallen lässt, dass Peter Handke bei ihrem Daddy zu Besuch war. Große Güte. Aber wahrscheinlich stehen diese Literaturliteraten auf so’n Zeug.

Egal. Ich bin sehr gespannt, wie Krampe sich da halten wird, denn als Vorlesekünstler hat er sich bislang eher weniger profiliert. Dafür schätze ich seine Texte: “Der Kaiser vom Knochenberg” ist ein wirklich eindrucksvoller Roman, und seine schönen, wie sagt man: Performances wie die “Aktion Findeltrinker” sind groß: in der norddeutschen Provinz eine Alkoholikerklappe für Frauen einzurichten, die ihre saufenden Männer anonym abgeben wollen, und das dann tatsächlich durchzuziehen, das hat schon was.

„Weil sie von ihren Frauen ausgesetzt wurden, erfrieren jeden Winter unter Deutschlands Brücken, in den Straßen und Parks Hunderte Trinker. Der Umgang mit Alkohol und seinen Opfern ist ein Indikator für den Zustand der Gesellschaft. Vor allem alte und arbeitslose Männer werden rigoros entsorgt. Um der Praxis des Wegschauens und Liegenlassens entgegenzutreten, hat der deutsche P. E. N. N. gemeinsam mit dem Eulenhof die Aktion „Findeltrinker“ ins Leben gerufen. Am Freitag, 5. November, wird die Initiative in Wewelsfleth, Dorfstraße 2, erstmalig öffentlich in Erscheinung treten.“

In jedem Fall hoffe ich doch sehr, dass er den Laden da in Klagenfurt ordentlich aufmischt. Das sollte ja nicht allzu schwer sein.

Ach so, ich bin natürlich befangen: Nicht nur, dass ich Krampitz mag, er ein gelegentlicher Gast bei unseren Veranstaltungen ist (z. B. nächsten Donnerstag bei den Brauseboys und den Sonntag drauf bei der Reformbühne Heim & Welt) und er schon aus Gerechtigkeitsgründen irgendwas gewinnen muss, damit er sich endlich einen neuen Laptop kaufen kann, damit das unwürdige Gekripsel mit dem externen Monitor wegfällt, weil das Display kaputt ist – nein, ich gebe im Herbst zudem mit ihm eine Anthologie zum Thema Heimat heraus, und wenn er am Wörthersee, wie er es nennt, “einen Blumentopf gewinnt”, dann werde ich bestimmt auch reich und berühmt, und das allein soll’s ja wohl wert sein. Außerdem muss er mir dann was ausgeben.

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