Jubel in Ecuador: Nach einem 17 Jahre langen juristischen Tauziehen hat ein Gericht in Nova Loja den US-Multi Chevron wegen schwerer Umweltzerstörungen zu Schadenersatz in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar (7 Mrd. Euro) verurteilt. Der Konzern, der 2001 Texaco gekauft hatte, will sich wehren. Den Klägern ist die Summe dagegen noch zu gering.
Richter Nicolás Zambrano folgte der Argumentation der Sammelklage von 30.000 Menschen, blieb jedoch hinter der geforderten Entschädigungssumme von 27 Milliarden Dollar zurück. Deswegen will Pablo Fajardo, der Anwalt der Kläger, in Berufung gehen. „Das Urteil ist ein wichtiger Schritt, aber wir werden es anfechten, weil wir denken, dass die Entschädigung nicht den Umweltschäden entspricht“, sagte er.
Durch die Verschmutzung wurden Ernten zerstört, Tiere starben und die Krebsrate bei der Bevölkerung stieg erheblich. Chevron-Sprecher wiesen das Urteil als „Betrug“ und Teil eines „Erpressungsmechanismus“ zurück. Der Rechtsstreit dürfte noch jahrelang weitergehen.
Zambrano sah es als erwiesen an, dass das US-Ölunternehmen für die Verseuchung von knapp 7,4 Millionen Hektar Regenwald verantwortlich ist. Das durch Texaco geführte Konsortium förderte von 1972 bis 1990 Öl in dem Gebiet.
Der Richter forderte den Multi zudem auf, sich in Zeitungsanzeigen öffentlich bei den Betroffenen für die Umwelt- und Gesundheitsschäden zu entschuldigen. Sollte Chevron dieser Aufforderung nicht nachkommen, werde sich die Entschädigungssumme verdoppeln.
In Amazonien lagerte Texaco Giftschlämme unter freiem Himmel in offenen, schlecht abgedichteten Becken oder verwendete sie als Straßenbelag auf Schotterpisten. Der Multi führt ins Feld, er habe damals zusammen mit dem staatlichen Konzern Petroecuador operiert, alle Auflagen erfüllt und nach Ende der Konzession 40 Millionen Dollar für die Säuberung der Rückstände ausgegeben.
Umweltschützer hoffen darauf, dass das Urteil zum Präzedenzfall wird. Auf diese Weise könnten internationale Firmen dazu gezwungen werden, die gleichen Sicherheitsstandards in Entwicklungsländern wie in Industriestaaten einzuhalten. Der Prozess in der nordecuadorianischen Stadt Nueva Loja begann 2003 nach fast einem Jahrzehnt juristischer Auseinandersetzungen in den USA.
In Ecuador begrüßte der frühere Bergbau- und Energieminister Alberto Acosta das Urteil als „Triumph für die Menschheit“. „Wir brauchen eine internationale Umweltgerichtsbarkeit, denn solche Probleme, ähnlich wie das BP-Ölleck im Golf von Mexiko, betreffen die ganze Menschheit“, meinte Acosta.
Die wichtigsten Hintergründe werden in folgender Reportage des US-Senders CBS plastisch geschildert:
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