vonFalk Madeja 24.07.2010

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Bouterse - Drogenhändler, Mörder, PräsidentJetzt hat auch die Niederlande ihre Eva-Hermann-Autobahn-Affäre. „Der Eva Hermann der Niederlande“ heißt Rabin Baldewsingh und ist bis jetzt ein mir völlig unbekannter Lokalpolitiker aus Den Haag. Er scheint dort Beigeordneter der Sozialdemokraten zu sein – und hat irgendwelche Bande mit Surinam.

Die ehemalige niederländische Kolonie im Norden Südamerikas (knapp 500.000 Einwohner, 163.000 Quadratkilometer, bettelarm) hat sich jetzt einen peinlichen Präsidenten gewählt. Es handelt sich um Desi Bouterse. Ich habe ihn ein paar mal im Fernsehen gesehen. Der Mann spricht wie ein drittklassiger Gangster, ist aber eigentlich ein erstklassiger Gangster.  Hatte mit dem Amsterdamer Anwalt Bram Moszkowicz einen erstklassigen Mann an seiner Seite, der auf solche Fälle spezialisiert ist. Bouterse ist nämlich Mörder und Drogenhändler.

Kurz gesagt hatte er 1980 einen Militärputsch verübt und als er dann an der Macht war, liess er mindestens 15 Oppositionelle liquidieren (sogenannte Dezembermorde). Später sattelte er dann von Putschist und Mörder auf Drogenhändler um, 1999 wurde er in Abwesenheit in den Niederlanden zu elf Jahren Gefängnis verknackt.

Wegen eines internationalen Haftbefehls konnte er das Land nicht mehr verlassen, ob das jetzt wegen vermeintlicher Präsidenten-Immunität anders ist, vermag ich nicht zu sagen. Es gibt aber Vermutungen, dass er in Kürze vielleicht mal bei Hugo Chavez in Venezuela auftaucht, um vielleicht mal in Erinnerungen über das Putschisten-Business zu schwelgen. Oder wie Despoten-Kollege Fidel Castro (der mit dem komischen Bart) ein paar Fässer Öl aus Venezuela abgreifen.

Was das jetzt alles mit Eva Hermann, Hitlers Autobahnen und dem Sozialdemokraten Rabin Baldewsing zu tun hat? Nun, die Amsterdamer Tageszeitung „Trouw“ hat eine Umfrage unter Surinamern in den Niederlanden gemacht. Thema: wie soll die Niederlande mit Bouterse umgehen? Und da sagt Baldewsingh doch glatt, an Bouterse sei nicht alles schlecht gewesen – immerhin seien in seiner P’utschisten-Macht-Periode „Straßen asphaltiert und Bouterse habe den Arbeits- und Wohnungsmarkt“ stimuliert.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Bouterse war im Vergleich zu Hitler bei Morden ein kleines Licht (ob Hitler nun mit Drogen handelte, oder Göring oder sonstwer bei den Nazis, scheint mir nicht relevant). Aber liebe Leute: auch wenn ein Diktator irgendeine Straße oder meinetwegen viele Straßen gebaut hat – ein Diktator bleibt ein  Diktator bleibt ein Diktator.

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