Holländische Schule Vergleiche können hinken, das wissen wir. Der folgende Vergleich sogar sehr. Es gibt in den Niederlanden eine Reihe von Leuten, die den Auftritt der niederländischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft abscheulich fanden, zum Beispiel auch Johan Cruijff.
Wie jetzt, Einzug ins Finale, das soll nicht gut genug gewesen sein? Ja, Henk Spaan und Hugo Borst graut es noch immer, wie die Oranjes sich verteidigend und holzhackend bis ins Finale kämpften. Deshalb haben sie ein Buch gechrieben, dass in der Edition „Hard Gras“ erschien. Hard Gras sind fußballphilosophische Büchlein, in etwa so im Stil wie in Deutschland „11 Freunde“.
Jetzt kommt also der Vergleich, der hinkt. Hugo Borst, Kolumnist bei der Zeitung Algemeen Dagblad und Dauergast bei irgendeiner TV-Talkshow, vergleicht die Oranje-Kicker „mit Arbeitern einer Stahlfabrik im kommunistischen Dresden des Jahres 1982“. Sie hätten eine „maschinelle Freudlosigkeit“ ausgestrahlt, eine „9 bis 5-Mentalität“.
Nun, Herren Borst und Spaan. Es gab in Dresden tatsächlich eine Fußball-Mannschaft, aber die hieß Dynamo und spielte damals eigentlich eher elegant. Zum Beispiel mal gegen den FC Bayern (im Europapokal, 1973 und zwar 3:3 und 3:4). Nahe Dresden gibt es die Stadt Riesa und die hatte einen Verein namens Stahl Riesa. In der DDR wurde auch nicht von „9 bis 5“ gearbeitet, sondern entweder ab 06:45 oder bei Schichtdienst (was wohl in Stahlfabriken logisch ist) ab bsw. 06:00 Uhr. Und Karate, so wie Nigel de Jong das im WM-Finale als neue Taktik einführte, spielte im DDR-Alltag keine Rolle. Karate in Stahlfabriken schon gar nicht.
Übrigens. Es gibt noch immer einen TSV Stahl Riesa – der spielt in der Nudelarena.