Als Aushilfshausmeister hat man Anspruch auf eine anständige Mittagspause. Diese nutzte ich heute, um a) im Buchladen „Schwarze Risse“ die neue Marx-Dogma-Zeitschrift „Exit“ käuflich zu erwerben. Es gibt darin einen Aufsatz über Alfred Sohn-Rethel von Eske Bockelmann und einen über De Sade – „unser Freund?“ von Anselm Jappe. Und b) um auf dem Bethlehemskirchfriedhof am Mehringdamm zu kucken, wo die Hummeln bleiben. Überall blüht es schon , aber ich habe noch keine einzige Hummel gesehen. Dabei kann die Königin schon bei Temperaturen ab 2 °C fliegen und Arbeiterinnen ab 6 °C. Dafür haben sie ja den Pelz und die Fähigkeit, durch Vibrationen der Brustmuskulatur Wärme zu erzeugen.
Auf dem Friedhof, obwohl auf fast jedem Grab Blumen blühten, war kein einziges Insekt zu entdecken,dabei schien die Sonne und es war schon richtig warm. Schließlich fragte ich eine Frau, die sich gerade über ein Grab beugte, um einige neue Blumen einzupflanzen. Die Frau erschrak, als ich sie ansprach. Und als sie sich umdrehte, erschrak ich etwas, denn es war Natascha Ungeheuer – und sie pflegte gerade das Grab ihres 2006 gestorbenen Lebenspartners Johannes Schenk. Ich wußte nicht einmal, dass man ihn in Berlin beerdigt hatte. Sie hätte in diesem Jahr schon alle möglichen Insekten dort gesehen – Wespen, Bienen und auch Hummeln, meinte Natascha Ungeheuer. Wegen des Wetters sei in diesem Jahr nur alles ein bißchen durcheinander geraten. Ich bedankte mich für die Auskunft und verabschiedete mich, damit sie sich wieder dem Grab von Johannes und vielleicht ihrer Trauer um ihn zuwenden konnte. Die beiden wohnten früher in der Dresdnerstraße in Kreuzberg 36, wo Johannes in einer Fabriketage so etwas wie ein Privatcafé betrieb. Während die Studentenbewegung wesentlich die Gegend links und rechts des Kurfürstendamms sowie den FU-Campus in Dahlem bespielte, hatten die beiden mit ihrem „Kreuzberger Straßentheater“ sich auf den späteren „Problembezirk“ konzentriert.
Natascha ist Malerin, ihren Stil könnte man vielleicht als romantischen oder naiven Realismus bezeichnen. Das spiegelte sich auch in der Gestaltung des Grabs von Johannes wieder. In den Siebzigerjahren gestaltete sie regelmäßig die erste Seite der von Tilmann Fichter gegründeten Zeitschrift „Der lange Marsch“. Der Titel spielte auf den „langen Marsch“ der Befreiungsarmee von Mao tse tung an, der dann von Rudi Dutschke und Hans-Jürgen Krahl in die Vertikale umgedacht worden war. Die beiden „Studentenführer“ wollten damit die Karriereleiter der Studenten gewissermaßen politisieren, indem sie ihnen nahelegten, ihren bevorstehenden „langen Marsch durch die Institutionen“ subversiv anzugehen. Allerdings gaben sie ihnen dabei auch zu bedenken – auf der SDS-Delegiertenkonferenz 1967: „Das Sich-Verweigern in den eigenen Institutionsmilieus erfordert Guerilla-Mentalität, sollen nicht Integration und Zynismus die nächste Station sein.“
Zehn Jahre später machte der SDSler Tilmann Fichter daraus wie gesagt erst eine Zeitung: „Der lange Marsch“ und ging dann selbst mit gutem Beispiel voran – durch die ganze SPD-Hierarchie. Anders als z.B. die Trotzkisten „integrierte“ er sich jedoch darin – und fiel damit noch hinter Ernst Jüngers antiamerikanischem Individualpartisan zurück, den dieser nach dem verlorenen Krieg als einen „Waldgang“ skizziert hatte, als den er Martin Heideggers „Holzweg“ umdeutete – zur Existential-Utopie eines Vereinsamung riskierenden Unbeugsamen. „Der Wald ist der Ort des Widerstands, wo neue Formen der Freiheit aufgeboten werden gegen neue Formen der Macht,“ so faßte Jüngers Verlag dessen „Waldgang“ im Klappentext 1951 zusammen. Carl Schmitt kritisierte daran das Unpolitische: „Dann kann schließlich jeder Einzelgänger oder Non-Konformist ein Partisan genannt werden, sofern er auf eigene Rechnung und Gefahr Position bezieht und Partei nimmt“.
Johannes Schenk war ein Dichter, er stammte aus Worpswede, wo er sich noch oft aufhielt und einen Wohnwagen besaß. Er hatte Seeman gelernt und als Brunnenbauer gearbeitet. Immer mal wieder baute er sich ein Boot aus. Aus dessen Namen wurde dann der Titel eines Buches, das bei Wagenbach erschien. Einmal schipperte er von der Lesum aus mit seinem Schiff „Jona“ in Richtung Casablanca, sein Boot kenterte jedoch in der Wesermündung bei Bremerhaven. Ein Frachter fischte ihn mitsamt seinem Schiff raus – und brachte beide sicher nach Marokko. Dort wurde Johannes aber schon bald so krank, dass er das Land verlassen mußte und wieder in Worpswede landete. So habe ich die „Jona“-Geschichte jedenfalls in Erinnerung. Berühmt waren vor allem seine Jacob-von-Hoddis-Vorträge.
Johannes Schenk hatte eine tolle Mutter, Heide Weichberger, die mit sehr interessanten Männern zusammenlebte. Einer war Johannes‘ Vater – eine Art Landstreicher während der Nazizeit: Er veröffentlichte vor dem Krieg mehrere populäre Bücher über Pflanzen – u.a.. „Die Schwertlilie – Königin unter den Lippenblütern“ – und eins über Arthur Rimbaud. 1945 machten ihn die Amerikaner zum Bürgermeister von Worpswede. Er war der einzige unbelastete Intellektuelle dort. Er trank jedoch sehr viel und verlor bald die Lust am Regieren. Dennoch empfahl sich sein Sohn Johannes, der eigentlich Seemann war, aber 1961 über Fürsprache von Erich Fried als Dichter von seinen Eltern akzeptiert wurde – als „Bürgermeisterkandidat“ der mittlerweile eingegangenen Worpsweder „Künstlerpartei“ – mit der Begründung: Er sei mindestens so trinkfest wie sein Vater. (1)
Ähnliches gilt auch für den Klavierstimmer Oskar Huth, der auf dem selben Friedhof wie Johannes Schenk und E.T.A.Hoffmann beerdigt wurde.
Der Weddinger Klavierstimmer war vielen von uns ein Vorbild. Im Merve-Verlag erschien unlängst der „Überlebenslauf“ von Oskar Huth. Diese Kriegserzählung verhält sich zu Klaus Heinrichs Doktorarbeit „Versuch über die Schwierigkeit, Nein zu sagen“ wie Hegels „Phänomenologie“ zu Marx‘ „Kapital“. Der „Überlebenslauf“ ist jedoch, wie auch schon das vorangegene Buch zu Ehren Oskar Huths „Für den Fall der Nüchternheit“ (1978 erschienen), genaugenommen ein Buch über Oskar Huth: Seine „Ansichten und Erinnerungen“, aufgezeichnet vom Maler Alf Trenk, der ebenso wie der Autor des ersten Buches ein Fan des Klavierstimmers Oskar Huth ist. Es gibt mindestens drei Fankreise in Berlin: in den Kneipen „Lusiada“, bei „Hoek“ und im „Zwiebelfisch“ am Savignyplatz. Nur dort konnte übrigens bis 1994 der „Überlebenslauf“ käuflich erworben werden. Der Begriff der „Balance“ ist darin zentral. Insbesondere gilt dies für die „Nazizeit“ des 1946 von den Amerikanern zum „Evident of Anti-Nazi-Activities“ erklärten Einzelkämpfers. Oskar Huth selbst spricht 1975 von einer „artistischen Balancemeierei – unvorstellbar!“ Und erklärt sie wie folgt: „Was mir dazu geholfen haben muß, durchzukommen, ist wohl, daß mich die Leute hinsichtlich meiner Nervenfestigkeit, meiner physischen Kraft und (wenn ich’s mal ein bißchen eitel sagen darf) auch, was die Sache eines gewissen Witzes angeht, unterschätzt haben…“ Später wird man ihm immerhin eine Stelle im Kultursenat antragen. Der „freischaffende Kunsttrinker“ zieht es jedoch vor, selbständig zu bleiben. Im Gegensatz zu dem Mitbegründer der Freien Universität, Klaus Heinrich, der 1971 ebenda Professor für Religionsphilosophie wird.
In dessen bereits 1964 vorgelegter Habilitationsschrift, „Versuch über die Schwierigkeit, nein zu sagen“, geht es recht eigentlich um eine „Balance“ des Protests – die sich heute (1982 erfolgte eine Neuausgabe im Verlag Roter Stern) wie ein vorweggenommenes Resümee der 68er-Protestbewegung liest. Nicht einmal der schon unvermeidlich gewordene „Exkurs über Buddhismus als Ausweg“ fehlt in diesem „Frühwerk“, das den „induktiven Verfahren“ den Vorzug gibt, denn „erst die Mittel heiligen den Zweck!“
Oskar Huth war pro forma als Zeichner im Botanischen Garten angestellt, 1941 tauchte er mit falschen Papieren unter. Am Breitenbachplatz betrieb er dann im Keller eine Druckwerkstatt, in der er Pässe und Lebensmittelkarten herstellte. Damit ermöglichte er fast sechzig Menschen, überwiegend Juden, die sich in Berlin versteckt hatten, das Überleben, dazu gehörte ab 1944 auch nach dem fehlgeschlagenen Hitler-Attentat untergetauchte Freiherr von Hammerstein: „Alles hing natürlich an einem seidenen Faden. Wer wirklich Leute versteckte, das waren die Proletarier untereinander. Die Ärmsten halfen den Armen. Und die Leute, die wirklich Möglichkeiten hatten – da war nichts, gar nichts.“
Tagtäglich war Oskar Huth zu Fuß unterwegs auf Buttertour zu den Versteckten, er selbst spricht von seinem „monsterhaften Latsch durch die Stadt“ – zeitweilig auch bewaffnet. Einen besonders „widerwärtigen Nazi und Einpeitscher“ brachte er sogar um: in den letzten Tagen des Krieges in einem Luftschutzkeller, wo der, im Rollstuhl sitzend, alle dort Schutzsuchenden herumkommandierte. Oskar Huth und ein arbeitsverpflichteter Franzose redeten dem Nazi schließlich ein: „Da hinten wär noch eine Tür offen. Wohin sie führt, das wollten wir jetzt mal ausprobieren. Er sollte mal mitkommen, die Sache überschauen. Wir nahmen den also mit. Aber diese Tür, die schon heiß war – dahinter gab es nichts mehr, da brannte es schon. Die machten wir auf, und weg mit dem Stuhl. So. Da war einer weniger da.“
1989 meinte Oskar Huth im Café Hegel dennoch: „Aber der Spielraum, aus sich was anderes zu machen, als einem prädestiniert ist, der ist ein lächerlich geringer.“ Auch über die ewige Wiederkehr ist er sich – am Ende des Buches – nicht sicher: „Wenn es nach diesem Dasein nichts mehr gibt, dann hab‘ ich versäumt, etliche Kanaillen abzumurksen…“ Oskar Huth starb 1991, fünf Jahre vor Jes Petersen, in dessen Galerie in der Goethstraße Oskar fast täglich einige alkoholische Erfrischungsgetränke zu sich genommen hatte. R.W. Schnell ließ ihn in der „Geisterbahn“ barocke Monologe halten, Matthias Koeppel pries ihn in „Starckdeutsch“, G.B.Fuchs schrieb Verse über den Freund…“ In Thomas Kapielskis Buch „Der Einzige und sein Offenbarungseid“ kommt Oskar Huth sogar selbst zu Wort. In einigen weiteren Berlinensia kommen beide – Johannes Schenk und Oskar Huth – vor., z.B. in Aras Örens Roman „Savignyplatz“.
Der Dichter Johannes hielt sich jedoch wie erwähnt oft in Worpswede auf, wo er in den letzten Jahren auch abstinent wurde, jedenfalls sah ich ihn dort stets Mineralwasser trinken. Über diesen Ort gäbe es ebenfalls viel zu sagen.
Das norddeutsche Teufelsmoor mit seiner Geestinsel Weyerberg, auf der das „Künstlerdorf“ Worpswede liegt, geriet in der Nachkriegszeit ins Visier der Politik. Im Dorf lebten jedoch seit langem schon derart viele Künstler, die sich von der Moorlandschaft inspirieren ließen, dass sie selbstbewußt genug waren – als eine der ersten Bürgerinitiativen in der neuen Bundesrepublik den Widerstand gegen alle „Projektpläne“ – abgesehen von den agrarischen – zu organisieren. Carl Einstein nannte speziell die „nordische Kunst“ der berühmten Moormalerin Paula Becker-Modersohn, aber auch die Werke ihrer Kollegen im Dorf verächtlich „Worpswederei“. Heute wird der „staatlich anerkannte Erholungsort“ mit dem weiten Himmel überm Teufelsmoor, das keins mehr ist, täglich von 5.000 Touristen besucht. 130 Künstler leben nun dort sowie 70 Millionäre. Worpswede wimmelt von „Museen, Kunsttreffs, Galeriepassagen und Malschulen“. Es ist wohl der einzige deutsche Ort, in dem am zentralen Parkplatz statt eines Gebührenautomaten ein Bronzebuddha lacht. Noch immer gilt hier die These des ersten „Verschönerungsvereins“: Je mehr Kunst desto weniger Polizei! (Die öffentliche Toilette ist doppelt so groß wie die Wache.) Es gibt ferner zwei kreative Managerschulungszentren und zwei Bordelle, eins für leitende Angestellte und eins für Freischaffende, sowie zwei Atelierhäuser: eins von oben (vom Land) und eins von unten (vom Gatten einer Künstlerin) initiiert: Martin Kausche. Die gesamte Dorf-Atmo wird von humanistisch-musisch gebildeten Frauen mit grauen Haarsträhnen geprägt, die sich nun nach Ehe und Kinderaufzucht der Kunst widmen. Erwähnt sei die Worpsweder Lampenfabrikantin Barbara Lippold, die gerade – mit 61 – eine Töpferlehre begann.
Die markantesten Gebäude wurden in den zwanziger Jahren im Auftrag des Kaffee-HAG-Gründers und Erfinders des coffeinfreien Kaffees Ludwig Roselius vom Bildhauer Bernhard Hoetger entworfen, der erst für die Arbeiterbewegung künstlerisch tätig war und sich dann – vergeblich – Hitler andiente.
Während der Gründer der Künstlerkommune, Heinrich Vogler, nach Rußland auswanderte, wo sein Sohn Jan eine ML- Professur bekam, wurde sein Mitkommunarde Uphoff während der Nazizeit „Kulturwart“ vor Ort, und der „erste Worpsweder“, Fritz Mackensen, ließ sich mit „Major“ anreden. Er hatte während der „Systemzeit“ ein Gewehr erfunden, das um die Ecke schoß und das er als Patent an die Firma Zeiss verkaufte, die es dann nach England weiterverscherbelte. Mackensen brachte das wenig später die Partei-Rüge ein, den Feind unterstützt zu haben. Das Gewehr tauchte erst 1965 in dem Mexiko-Revolutionsfilm „Viva Maria“ wieder auf, nach dem sich dann einige Jahre später eine Münchner Kommune benannte.
Nach dem Krieg war es zunächst wieder eine Künstlerin gewesen, mit der Worpswede in Schwung kam: die Keramikerin Heide Weichberger. Sie war erst mit dem Mexiko-Exilanten und Vogler-Schwiegersohn Gustav Regler liiert, dann mit dem Botaniker und Vagabunden Gustav Schenk, und schließlich mit dem Maler Philip Weichberger, mit dem sie einen weiteren Sohn zeugte: Tobias Weichberger. Er wurde ebenfalls Maler – und lebte in Worpswede, bis er 1998 starb. Wichtig für das Dorf war ferner der „Edelkommunist“ und Galerist Fritz Netzel. In den fünfziger Jahren gründete er die oben erwähnte erste Bürgerinitiative: Sie verhinderte den Abbau des Weyerbergs durch ein Kalksandsteinwerk und wandelte sich dann in eine „unabhängige Wählergemeinschaft“, mit der die Nutzung des Teufelsmoors als „Nato-Bombenabwurfplatz“ abgewehrt wurde, ebenso dann auch der SPD-Plan, aus den Hamme-Wiesen ein „Surf- und Badeparadies“ zu machen. Diese „heimliche Regierung“ wurde jedoch 1972 mit der SPD-Gebietsreform, die der bäuerlichen CDU aus den Dörfern eine Mehrheit bescherte, ausgebremst. Erst 1986 versuchten die „Künstler“ – im von Vogler erbauten Bahnhof – einen neuen Anlauf, der sich diesmal auch gegen die „Trittbrettfahrer“ (die Schickimicki-Kunstladenbesitzer) richtete, ihre Partei kam diesmal jedoch nicht mehr über den Stammtisch hinaus. 1994 starb Netzel. Aus seiner Galerie wurde eine Stiftung. Als Ortsberühmtheit gilt außerdem noch Frau Laves, die Schmuckschmiedin: Zu ihren „Kursen“ – mit echten Sufis, indischen Yogis und dem Indianer Sunbear – reisen authentische Frauen von weither an.
Zurück zu den Hummeln, die ich wie gesagt in diesem Jahr noch nicht gesehen habe. Obwohl im „Hummel-Forum“ bereits verkündet wurde:
Hallo liebe Hummelfreunde,
heute Samstag den 07.März. 2009 habe ich um 11:35 Uhr die erste Hummel (wahrscheinlich Helle Erdhummel in Köln gesichtet).
Das Hummeljahr beginnt. Wer hat auch schon eine Hummelkönigin gesichtet?
Freundliche Grüße
Mirko
Im Forum wurde sogar schon Folgendes vermeldet:
Hallo Hummelfreunde,
bei zwei am 22.03.2009 angesiedelten Erdhummelköniginnen hat sich Nachwuchs eingestellt. Die Arbeiterinnen sind bereits im Außendienst auf Nahrungsbeschaffung unterwegs. – Bei mir hier am Niederrhein sind nur noch einzelne Wiesenhummelköniginnen auf Nestsuche.
Freundliche Grüsse
Hans
Aus dem selben Bundesland kam ferner die Information:
Die erste Hummelkönigin in diesem Jahr habe ich heute gesichtet. Es war eine Dunkle Erdhummelkönigin. Sie sonnte sich 10 Minuten lang an einer weiß getrichenen Hauswand. Ort: Emmerich am Niederrhein (NRW), Uhrzeit: 13.02, Temperatur +13 Grad Celsius.
Es blüht in meinem Garten zur Zeit: zahlreich Schneeglöckchen (am Verblühen), Winterlinge (am Verblühen), Immergrün, Hyazinthen, viele Krokusse, Christrose, Haselnuss, Lungenkraut, Blausternchen.
Nachtrag: Ferner blüht Winterheide und Minischlüsselblume(rot)
Viele Grüsse
Hans
Die FAZ wußte nur zu berichten, dass die in Japan zwecks Blütenbestäubung in Gewächshäusern eingeführte europäische Hummel gerade dabei ist, die japanische Hummel aussterben zu lassen. Manchmal entkommt nämlich die eine oder andere europäische Hummel dort dem Gewächshaus und paart sich dann draußen mit einer japanischen Hummel. Daraus folgt jedoch nichts! Weil sich aber die nur etwas länger als ein Jahr lebenden weiblichen Hummeln bloß einmal in ihrem Leben paaren, führt die Liaison der japanischen Hummeln mit den europäischen auf Dauer zu ihrem Aussterben. Es sei denn, diese beiden Unterarten nähern sich biologisch schneller wieder an als man denkt – so dass daraus kurz vorm Ende doch noch fruchtbare Begegnungen werden.
Wobei man sich natürlich fragen kann, ob das nicht zu dumm darwinistisch-utilitaristisch gedacht ist: Warum sollen Begegnungen unbedingt „fruchtbar“ sein oder werden? Vielleicht sind sie genau richtig so?
Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an Heinz Sielmann (der zwar auch 2006 starb, aber nicht auf dem Jerusalemkirchfriedhof begraben wurde): Er filmte einmal für den WDR einen idyllischen Teich über dem ein Mückenschwarm tanzte. Aus dem Off kam dazu sein raunender Kommentar: „Sie haben nur ein Interesse – sich zu vermehren!“ Das war sozusagen Dawkins für Volksschüler – und völliger ideologischer – englischer – Schwachsinn (Sielmann verdankte den Engländern seine Tierfilmer-Kariere – sie hatten ihn 1944 als WK-Zwo-Soldat auf Kreta eingesammelt und gleich an die BBC weitergereicht). Schwachsinn deswegen, weil es nur eine einzige Natur gibt, die Dichotomie zwischen Natur und Gesellschaft überwunden ist und demzufolge das was für uns (Menschen) gilt, natürlich auch für Mücken wahr ist: Die einen wie die anderen wollen Spaß ohne Reue! Noch viel mehr gilt das übrigens für Hummeln, bei denen die Königin nämlich die erste Brut sozusagen eigenhändig großziehen muß, erst für den nächsten Aufzugstress hat sie dann sogenannte „Arbeiterinnen“ zur Verfügung.