vonElisabeth Wirth 24.01.2010

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Mir ist kalt und damit bin ich nicht alleine. Als es im Dezember anfing zu schneien, war ich euphorisch. Ich versuchte jeden von den Vorzügen des Schnees zu überzeugen. Ist ja eh Winter draußen und kalt. Da macht der Schnee doch alles schöner. Silvester und Schneeflocken, Schneespaziergänge, Rodeln, Schneemänner bauen, Schneeballschlacht.

Dann, drei Wochen keine Sonne und Temperaturen, die meine Schmerzgrenze übersteigen. Gerade in der letzten Woche, in der mein Jahr 2010 erst richtig und wieder gesundet begann, will ich nicht mehr frieren. Der graue Himmel macht träge und müde. Zu Hause bullert die Heizung, mein kleines Fenster im Flur ist geschmückt von Eiskristallen, abends packt man sich lieber mit Socken ins Bett und morgens aufstehen fällt schwer, wenn man rausgeht sieht man aus wie ein Kugel auf zwei Beinen und wo man mehr als sechs Schichten hinziehen soll, ist die große Frage. Ich besitze inzwischen Legwarmer und denke, dass Thermounterwäsche vielleicht keine so schlechte Investition wäre. Gibt es sexy Thermounterwäsche war gestern Bestandteil eines Gespräches und ein Freund von mir witzelte über Themotangas.

Zumindest hat sich gestern mal die Sonne blicken lassen. Ich war beim Frisör zum Pony kürzen und bin vom Moritzplatz nach Hause gelaufen. Endlich konnte ich die neue Sonnenbrille einweihen, die ich zu Weihnachten bekommen habe und die dann gestern noch im Brillenladen in der Oranienstraße an meinen Kopf angepasst wurde. Nachmittags machte ich schon eine Verabredung für den Abend fix, damit ich nicht wie die anderen Tage der vergangenen Woche, mich um 19:00 Uhr frage, „Was machste denn heute?“ und zu dem Entschluss komme, dass es zu kalt draußen ist… Nach etlichen Stationen, auf meinem Spaziergang von Kreuzberg nach Neukölln, kam ich mit extrem schmerzenden Händen in meiner Wohnung an.

Und trotz der Kälte ging es abends noch ins ORi, welches in neuem blau erstrahlt und richtig toll aussieht und später noch ins Ä. Da hab ich endlich mal wieder das Gefühl gehabt, aus gewesen zu sein.

Ich habe keine Lust mehr auf Kälte, auf fliegende Haare, auf trockene Haut, auf sechs Schichten, auf Gedanken über Funktionsunterwäsche, auf glatte Straßen und Wege und die Gefahr, sich auf die Fresse zu packen. In meiner Wohnung blühen Tulpen und Hyazinthen und ich ersehne Zeiten, in denen ein Pulli und eine Jacke reichen, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint und man glückselig vor dem Café sitzen kann.

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