vonErnst Volland 12.06.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Eine wahre Geschichte

Im Norden Berlins steht ein Lokal

Da speist man seit kurzem erste Wahl

Direkt am Wald liegt das schöne Haus

Man fährt nicht lang mit dem Wagen raus

Ein altes Gebäude, restauriert

Die Wände sind mit Stuck verziert

Goldgerändert die Teller am Tisch

Auf der Karte dominiert der Fisch

Ich fuhr also los zu diesem Ort

Nahm reichlich Geld, nen Freund mit fort

Die Stühle quietschten leise beim Sitzen

Zart schmeckten die Spargelspitzen

Im Hintergrund Mozart und Vivaldi

Vergessen ist das Angebot von Aldi

Das amuse gueule schmeckt exquisit

Zu wenig für den Appetit

Die Portionen sind alle recht klein

Dafür sieht man nichts vom Schwein

Hummerschwänze und Seezungenfilet

Austern Broccoli und Chicoree

Alles ist von erster Qualität

Bis man Entsetzliches erspäht

Ganz plötzlich hängt die Decke schief

Im Salat ein Präservativ

Knöpfe, Nägel Haare Fliegen

All das darf im Teller liegen

Verblasst sind jetzt die beiden Sterne

Unser Blick schweift in die Ferne

Als der Koch breit vor mir stand

Fuhr zum Mund meine die Hand

Ich lachte laut, Gläser klirrten

Gäste gingen, die sich verirrten

Der Koch, ein Meter und ein halb

Die Augen trüb, stumm wie ein Kalb

Sein Name prangte auf der Brust

Gold aufgestickt mit großer Lust

Schlicht „Ficker“ hieß der gute Mann

Der so hervorragend kochen kann

So was ist selten und hat Stil

Ich selbst wär’ längst schon im Exil

Wir zahlen und gehen hinaus

Da kommt ein zweiter Koch heraus

Im Flug seh’ ich auf sein Revers

Schon sind wir mitten im Verkehr

H. Rammler hieß der zweite Mann

Dem man nicht mehr gram sein kann

Für das Malheur, das passierte

Als er den Teller präparierte.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/im_norden_berlins/

aktuell auf taz.de

kommentare