Eine wahre Geschichte
Im Norden Berlins steht ein Lokal
Da speist man seit kurzem erste Wahl
Direkt am Wald liegt das schöne Haus
Man fährt nicht lang mit dem Wagen raus
Ein altes Gebäude, restauriert
Die Wände sind mit Stuck verziert
Goldgerändert die Teller am Tisch
Auf der Karte dominiert der Fisch
Ich fuhr also los zu diesem Ort
Nahm reichlich Geld, nen Freund mit fort
Die Stühle quietschten leise beim Sitzen
Zart schmeckten die Spargelspitzen
Im Hintergrund Mozart und Vivaldi
Vergessen ist das Angebot von Aldi
Das amuse gueule schmeckt exquisit
Zu wenig für den Appetit
Die Portionen sind alle recht klein
Dafür sieht man nichts vom Schwein
Hummerschwänze und Seezungenfilet
Austern Broccoli und Chicoree
Alles ist von erster Qualität
Bis man Entsetzliches erspäht
Ganz plötzlich hängt die Decke schief
Im Salat ein Präservativ
Knöpfe, Nägel Haare Fliegen
All das darf im Teller liegen
Verblasst sind jetzt die beiden Sterne
Unser Blick schweift in die Ferne
Als der Koch breit vor mir stand
Fuhr zum Mund meine die Hand
Ich lachte laut, Gläser klirrten
Gäste gingen, die sich verirrten
Der Koch, ein Meter und ein halb
Die Augen trüb, stumm wie ein Kalb
Sein Name prangte auf der Brust
Gold aufgestickt mit großer Lust
Schlicht „Ficker“ hieß der gute Mann
Der so hervorragend kochen kann
So was ist selten und hat Stil
Ich selbst wär’ längst schon im Exil
Wir zahlen und gehen hinaus
Da kommt ein zweiter Koch heraus
Im Flug seh’ ich auf sein Revers
Schon sind wir mitten im Verkehr
H. Rammler hieß der zweite Mann
Dem man nicht mehr gram sein kann
Für das Malheur, das passierte
Als er den Teller präparierte.