vonChristian Ihle 18.02.2009

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Coconut Records – Davydavy

Wer Jason Schwartzman sagt, meint Indie-Rock und Hollywood. Wie kein anderer Schauspieler in der Traumfabrik verbindet Schwartzman zwei Welten, die so gar nicht zusammenpassen. Auf der einen Seite der aufstrebende Komödien-Newcomer mit festem Platz im Coppola-Stammbaum. Auf der anderen Seite wuseliger Songwriter in Bands wie Phantom Planet oder, seit 2007, eben Coconut Records.

Phantom Planet haben es mit diversen Auftritten in berühmten TV-Serien ganz nach oben geschafft, aber da war Jason Schwartzman schon wieder ausgestiegen. Ob das mit Coconut Records ebenfalls passieren wird? Unwahrscheinlich: zum einen sind die kleinen Indie-Rock-Perlen viel zu abwegig, um jemals in einer Top 10 Liste aufzutauchen. Zum anderen besteht Coconut Records, anders als Phantom Planet, nur aus einer einzigen Person: Jason Schwartzman.

„Davy“ ist nach „Nighttiming“ der zweite Longplayer (in Deutschland noch ohne Label). Anders als bei seinem Bruder Robert Schwartzman, der aus Rooney eine lüsterne Billboardcharts-Band gemacht hat, liegt ihm wenig an stardom. „Davy“ strahlt eine Selbstvergessenheit aus, die man bewundern möchte. Das kurzweilige Popvergnügen lehnt sich an The Shins und zu großen Teilen an das unvergessliche Debüt der Sleepy Jackson an. Mit dem Hit „Any Fun“ gelingt Schwartzman sogar eine kleine Nabelschau: „Make it look real when you pretend to feel, alright.“ So ist Hollywood, aber auch Indie-Pop. Und wer macht hier wem was vor?

Anhören!
*Microphone
*Any Fun
*Saint Jerome

Im Netz:
MySpace
Label

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Bruce Peninsula – A mountain is a mouth

peninsula

Alan Lomax kennt außerhalb der USA wahrscheinlich niemand. Lomax war ein US-amerikanischer Folklore- und Musikforscher, der sein Leben nur einem Ziel gewidmet hatte: dem Sammeln volkstümlicher Musik überall auf der Welt, insbesondere aber im Süden der Vereinigten Staaten. Ganz ähnlich Harry Smith, der mit der „Anthology of American Folk Music“ die Schätze der amerikanischen Musikkultur für die Nachwelt konserviert hatte.

Bruce Peninsula bedienen sich dieser Schätze und machen gar nicht erst den Versuch, diesen Einfluss zu verneinen. Alles auf „A Mountain Is A Mouth“ klingt nach den staubigen Kellern und verrotteten Kirchen, in denen das Album auch aufgenommen wurde. Geschickt wird mit Gospel- und Blues-Elementen gespielt. Und sogar eine folk-untypische Genreverknüpfung kommt bei Bruce Peninsula zustande, wie es nach eigener Aussage heisst: „Unlike most folk bands, prog isn’t a dirty word for this band“.

Das Kollektiv besteht aus unzähligen Musikern – sie kommen und gehen fast willkürlich. Misha Bower and Matt Cully sind und bleiben jedoch der Kern der bunten Truppe. Seit 2006 tüftelten sie ihrem Album, immer unter Aufsicht des Tontechnikers Leon Taheny (Final Fantasy). Das Ergebnis kann sich hören lassen. „A Mountain is a mouth“ ist eine kleine, schöne Umarmung der amerikanischen Musikgeschichte geworden. Gerade für uns Europäer eine Entdeckung wert.

Anhören!
*Steamroller
*2nd and 4th world war
*Shutters

Im Netz:
* Homepage
* MySpace

(Text: Robert Heldner)

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https://blogs.taz.de/im_plattenregal_im_januar_1_coconut_records_bruce_peninsula/

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