Schon fast vergessen hatte ich den Wortschatz-Wettbewerb des irgendwie jugendlichen Mediums Neon, bei dem ich mich vor zwei Wochen durch den gesammelten Müll an Neuwort-Vorschlägen gewühlt hatte, und immerhin doch vier zumindest halbwegs brauchbare Kandidaten gefunden hatte, nämlich Wortkotze, Interessanz, Biokratie und winterzart. Aber ach, der Wettbewerb läuft immer noch, und es sind noch einmal genau so viele nichtsnutzige Vorschläge zusammengekommen, so dass jetzt insgesamt etwa 500 Wörter, die die Welt nicht braucht, das Internet verstopfen. Pfui.
Aber auch diesmal waren wieder vier Vorschläge dabei, die zumindest einer kleinen Erwähnung wert sind, nämlich
Knusprizität: bezeichnet den Frischegrad eines Salz- oder Süßgebäckerzeugnisses.
Unterblick: Wie der Unterton, nur im Gesichtsausdruck, im Blick eines Menschen, der gerade etwas sagt oder eine gewisse Mimik hat, mit einem Unterblick, der etwas anderes meint.
Wellstyle: derzeitig moderne Sinn für Wellness, Gesunheit, Sport und das an unser urbanes Leben angepasst.
Und dann noch der mit Abstand schönste Neuwortvorschlag des gesamten Wettbewerbs:
Inkompetenzkompensationskompetenz
von Elisabeth
Gehört in der Vorlesung über philosophische Methoden. Was der Prof damit mein: Es ist nicht schlimm, nicht alles zu können, wenn man gut damit klarkommt.
Wie schon von der Vorschlagenden erwähnt, handelt es sich dabei allerdings eben gerade nicht um ein Neuwort. Und wenn sie einen kurzen Blick ins Internet gewagt hätte (was die Jugend von heute doch eigentlich drauf haben sollte), hätte sie sogar gesehen, dass dieses Wort schon 38 Jahre auf dem Buckel hat. Es wurde 1973 von dem Philosophen Odo Marquard in dem gleichnamigen Festvortrag geprägt, den er anlässlich des 60. Geburtstages des Philosophen Hermann Krings hielt.
Tja, früher war eben alles besser. Sogar die Inkompetenzkompensationskompetenz.