vonDetlef Guertler 23.08.2010

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Als ich 2002 nach Marbella zog, boomten dort gerade die Firmenbestatter: eine ganz spezielle Sorte Unternehmensberater, die es Unternehmern ermöglichten, noch schnell ihre an die Wand gefahrene Firma restlos auszuplündern, damit auch ja bei der Pleite für Gläubiger und Mitarbeiter nichts mehr übrig bleibt. Einige davon sind wohl damals aufgeflogen, aber die Berichte von damals haben durchaus nachhaltig zu der Erkenntnis beigetragen, dass man an der Costa del Sol eher niemanden fragen sollte, womit er eigentlich sein Geld verdient.

Und jetzt klingt es fast so, als könnte so etwas Ähnliches auch der City of London bevorstehen. Die Stadt werde zum Insolvenzbordell, schreibt die FTD, „ein Zufluchtsort für europäische Unternehmen und ihre Eigentümer, die sich auf der Flucht vor ihren Gläubigern in die weit offenen Arme der Gerichte der Stadt retten“.

Ich finde das Bild mit den Bestattern zwar eigentlich besser als das mit den Huren, auch Geier und Hyänen könnten eher in der Begriffsbildung zum Einsatz kommen als das Bordell, aber wenn man schon mal jemanden hat, der mit einem solchen Kraftausdruck um sich wirft, dann kann man ihn ja auch zitieren, nicht wahr?

Wobei es natürlich netter gewesen wäre, wenn man die Quelle auch tatsächlich zitiert hätte. Dann hätte sich nämlich nicht nur gezeigt, dass es sich um die einen Tag verspätete Übersetzung eines Textes aus der englischen Financial Times handelte, sondern auch, dass dieser sich sehr intensiv bei einem gut fünf Monate alten Text aus der Times bediente (die mit der FT weder verwandt noch verschwägert ist), in dem das „bankruptcy brothel“ ebenfalls zitiert wurde, aber ebenfalls ohne Quellenangabe. Obwohl sich der Autor doch problemlos auf einen Text aus der Times vom 18. Januar hätte berufen können, in dem nämlich ein Fonds-Manager namens Bertrand des Pallières als Urheber des Zitats genannt wurde.

Aber das alles nur nebenbei, und nur für den Fall, dass mal jemand den britischen Journalismus als Zitatbordell beschimpfen möchte.

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