vonDetlef Guertler 09.02.2009

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So nennt Klaus Jarchow den Suhrkamp-Verlag, ja sogar “größte deutsche Intellektuellenschmiede”. Und jetzt sitze ich hier und kaue darauf herum. Folgender Zwischenstand:

1. Eine Intellektuellenschmiede müsste Intellektuelle schmieden, also aus etwas, das vorher nur ein Rohstoff war, ein gebrauchsfertiges Endprodukt machen. Das macht Suhrkamp zwar mit Büchern, aber meines Wissens nicht mit Menschen – hier wird niemand zum Intellektuellen gemacht, sondern maximal bereits vorhandene Intellektuelle einem größeren Personenkreis als solche bekannt gemacht. Womit Suhrkamp immerhin so manches Intellektuellen-Image geschmiedet hat. Größte deutsche Intellektuellenimageschmiede könnte also hinkommen, obwohl Rowohlt, der Spiegel oder die taz möglicherweise mithalten können, kommt ganz drauf an, wie man die Intellektuellen definiert.

2. Wenn überhaupt jemand Intellektuelle schmieden kann, dann eigentlich nur eine Bildungs- oder Ausbildungsstätte, also Schulen, Universitäten oder Akademien. Die Henri-Nannen-Schule ist beispielsweise eine Journalistenschmiede.

3. Noch eigentlicher ist das Entscheidende aber vermutlich nicht die Schmiede, sondern der Schmied: Intellektuelle werden nicht von Institutionen geschmiedet, sondern von Personen. Mein Journalistenschmied beispielsweise hieß Wolf Schneider.

4. Ich kann es drehen und wenden wie ich will: Mir fällt in Deutschland weder eine Intellektuellenschmiede noch ein Intellektuellenschmied ein. Irgendwie scheint das durchs Netz der Spezialschulen und Eliteuniversitäten durchgerutscht zu sein. Oder?

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