In der New York Times findet sich eine bizarre Geschichte, eines irakischen Kulturfestivals, das zum Opfer der Kräfte der neuen Demokratie im Irak wurde. Es handelt sich um das Babel Festival, das früher, zu Saddams Zeiten, jedes Jahr in den Ruinen Hammurabis und Nebuchadnezzar abgehalten wurde.
Nun hatte das heutige Kulturministerium in Bagdad, die Idee, dieses Musik- und Tanzfestival wiederzubeleben und vom alten Saddam-Image zu entstauben. Eigentlich keine schlechte Idee, wieder ein wenig künstlerische Normalität in den Irak zu bringen.
Die Künstler u.a. aus Ägypten, Algerien, Aserbaidschan, Dänemark, Finnland, Iran und Russland waren bereits vor Ort, ein gute Autostunde südlich von Bagdad, als sie von der chaotischen irakischen Realität eingeholt wurden.
Der Vizegouverneur der Provinz Sadiq Al-Muhanna untersagte die Veranstaltung kurzerhand, mit der Begründung, dass sie mit dem Geburtstag des sechsten schiitischen Imams Jaafar Ibn Muhammad Al-Sadiq zusammenfalle und Tanz und Musik in dieser Zeit nicht moralisch geboten sei.
Später fand das Festival doch statt, wenn gleich nur kurz, bevor es ganz verboten wurde. Nun behaupten böse Zungen, dass es gar nicht um irgendwelche religiösen Angelegenheiten ging, sondern dass der Vizegouverneur seinem Chef dem Gouverneur, der nun seit Jahren versucht den Tourismus in Babylon wiederzubeleben, einfach eines auswischen wollte. Schließlich gehört der auch der Konkurrenzpartei an. Der Provinzchef wieder herum war aber nicht aufzufinden, um das ganze zu korrigieren. Der peinliche Vorfall wird jetzt untersucht.
Zu spät für die Künstler: die reisten wieder unverrichteter Dinge zurück nach Bagdad, in der Hoffnung dort jetzt einen alternativen Veranstaltungsort zu finden.