vonKarim El-Gawhary 25.07.2010

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Golfaraberinnen in München: dpa via taz

Im Gespräch ist ein gestriges Fatwa des populären saudischen Scheichs Aed Al-Qurani. Danach darf eine Muslimin ihren Gesichtsschleier in den Ländern ablegen, in denen er verboten ist, um dort nicht belästigt und schikaniert zu werden.

Der islamische Rechtsgelehrte antwortete damit auf eine entsprechende Frage einer französischen Muslimin.

Al-Qurani wird in der überregionalen arabischen Tageszeitung Al-Hayat in ihrer Samstagsausgabe zitiert:

„Wir sollten mit den Menschen in ihren Ländern nicht auf Konfrontationskurs gehen (…) Vor allem dann, wenn das zu negativen Reaktionen oder Belästigungen führt, oder wenn jemand dabei gar zu Schaden kommt, dann sollte die Frau ihr Gesicht zeigen“.

Das islamische Recht, argumentiert er, zeige hier Kulanz. „Wir sollten diesem Verbot mit Fexibilität begegnen, weil die Religon sich an Zeit, Ort und Dringlichkeit anpasst, sagt er.

Der saudische Rechtsgelehrte sparte aber auch nicht an Kritik gegenüber dem Verbot: „Das ist unlogisch und irrational für die französische Regierung, derartiges zu beschließen“, führt er fort. Objektive Nicht-Muslime hätten das Verbot ebenfalls kritisiert, da ein säkularer Staat die Religionsfreiheit und religiöse Rituale, einschließlich der von Muslimen respektieren sollte“ stellt er fest.

Andere saudische Scheichs geben sich wesentlich unnachgiebiger. Der bekannte erzkonservative Muhammed Al-Nujemi, Professor am Institut für Islamisches Recht in Riad hat die radikalste Lösung parat. Er schlug im arabischen Fernsehkanal Al-Arabiya vor, dass muslimische Frauen erst gar nicht ohne große Notwendigkeit, also etwa als Touristinnen, in nichtmuslimische Länder reisen sollten.

Lieber in Wien, statt in Paris shoppen

Golfaraberinnen in München: dpa via taz

Nasr al-Tayyar, der Vorsitzende eines großen saudischen Reisebüros, erzählt der ebenfalls gegenüber Al-Hayat,  dass vor allem konservative saudische Familien ihre geplanten Reisen nach Frankreich storniert hätten. Diesen Sommer stünden vor allem Österreich und Großbritannien hoch im Kurs.

Golfaraberinnen in München: dpa via taz

Keine guten Nachrichten für die französischen Einzelandelsketten, Kaufhäuser und Shopping Malls und gute für Österreich. Vor vier Jahren hatte das Münchner Tourismusamt einmal vorgerechnet, dass der „Normaltourist“  am Tag 163 Euro ausgebe; bei arabischen Touristen aus den Golfstaaten rechnet man dagegen, dass sie pro Person pro Tag etwa tausend Euro in der bayerischen Hauptstadt lassen.

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