Die Namen der Kämpfer der US-Elitetruppe Navy-Seal 6, die am Sonntag Osama bin Laden getötet haben, werden wir möglicherweise nie erfahren. Aber was sie bei ihrem Einsatz in Abbotabat sehen, läuft Tausende Kilometer entfernt in Washington über einen großen Bildschirm im „Situation Room“ des Weissen Haus. Kleine Kameras in den Helmen der Seal 6 machen es möglich.
Vor dem Bildschirm schauen Barack Obama, sein Vizepräsident, seine Außenministerin und ein Dutzend andere Sicherheitsberater der Operation in Pakistan zu. Dieses Foto, das das Weisse Haus am Montag veröffentlicht hat, soll in dem Moment entstanden sein, als in Abbotabat die ersten Schüsse fallen. Die Spannung ist den Zuschauern im „Situation Room“ ins Gesicht geschrieben. Insbesondere Hillary Clinton tut sich schwer, mit dem was die Kameras der Seal 6 übermitteln.
Wenige Stunden später tritt Obama vor die Medien und meldet, Bin Laden sei tot und es habe „Gerechtigkeit“ gegeben. An verschiedenen Orten der USA – insbesondere in „Ground Zero“ in Manhattan und vor dem Weissen Haus in Washington – kommt es zu nächtlichen Feiern. Leute, die am 11. September 2001 Kinder waren, jubeln über die Tötung von Bin Laden.
Tags danach beginnt in den USA die Debatte über Konsequenzen aus der Tötung. Konservative Strategen sehen in der Operation von Abbotabat eine Bestätigung für Folter von Gefangenen, für das Lager Guantánamo und für die Kriege der USA. Und wollen genau so weitermachen.Der Filmemacher Robert Greenwald erinnert an die ursprüngliche Begründung für die Kriege, die George W. Bush nach dem 11. September begonnen hat. „Bin Laden ist tot“, steht in seiner –> Petition, „lasst uns unsere Soldaten nachhause holen“.
An Szenen aus der langen Jagd auf Bin Laden erinnert dieser kleine Film mit Zusammenschnitten aus verschiedenen US-Medien. „Wer ist Osama bin Laden?“, fragt im Jahr 2007 eine junge Pakistanerin einen Fernsehreporter aus den USA. Und antwortet: „Ein Charakter, den die USA erfunden haben“.