vonJakob Hein 09.12.2008

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Ein sehr schöner Abend war es am Sonntag im Kaffee Burger bei der Reformbühne Heim & Welt. Und auch wenn Verleger Klaus Bittermann seinen Gasttermin wohl irgendwie verschlafen hat, hat Elis, der Liedersänger mit der schmelzendsten Stimme Berlins, mit seinen Tresenweisen alles wieder gut gemacht. Und Jakob Hein steuerte folgenden Text bei:

Es kann einfach nicht sein, dass Stillstand die Antwort auf alles sein soll

Jakob Hein

Dass die CDU die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufnehmen will, finde ich natürlich sehr gut, weil dieser Schritt das Fundament für den Plan darstellt, alle Schwimmbäder in Deutschland mit spritzwassersicheren Laborzentrifugen auszurüsten. Sicher sind die spritzwassersicheren Modelle um einiges teurer, aber gerade in einem Schwimmbad ist es von absoluter Wichtigkeit, dass ein Spritzwasserschutz gegeben ist, weil sich in umfänglichen Pilotstudien gezeigt hat, dass Spritzwasser gerade in diesen Bereichen eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Eine Temperaturregulierung der Zentrifugen benötigt man unterdessen nicht unbedingt, obwohl sie praktisch allen spritzwasserfesten Geräten ohnehin gegeben ist, ähnlich wie man kaum ein Mobiltelefon ohne Fotofunktion bekommt.

Natürlich ist es unbefriedigend, dass die Maßnahme zunächst nur auf die deutschen Schwimmbäder beschränkt bleiben muss, andererseits muss man irgendwo anfangen und findet so bestimmt auch in anderen europäischen Ländern und später in immer mehr Staaten Anklang mit dieser Maßnahme. Gerade im Zusammenhang mit dem Plan zur Begradigung aller Wald- und Wanderwege und der damit verbundenen Tonbandaufzeichnung des Balzgesanges aller im Rheingau lebenden Rotkehlchen kann dies zur Entwicklung einer neuen Sortenvielfalt alkoholfreier Weine führen, die schließlich münden würde in der Entwicklung einer, möglicherweise sogar mehrerer alkoholfreier Spirituosen, mit denen man den Getränkeweltmarkt von hinten aufrollen würde, Stichwort Russland. Dann hätte man endlich die finanziellen Mittel, alle Wüsten und Steppengebiete des indischen Subkontinents mit gigantischen fliegenden Traktoren umzupflügen, um so im Maghreb ein Zeichen gegen Mutlosigkeit und Lethargie zu setzen, das so dringend Not tut. Sollte sich dadurch, wie von Wissenschaftlern vorhergesehen, der Waldbestand verzehnfachen, könnte man diesen durch gezielte Brandrodungen wieder auf das Maß zurückstoßen, das eine weitere Ausbreitung der Seelöwenpopulation nicht behindert.

Das endlich schafft die Möglichkeit der Entwicklung eines ausschließlich durch Wassertropfen und Karbon übertragenen Breitband-Internets, dass die darnieder liegende Bauindustrie zur Entwicklung neuer innovativer Kellerformen so dringend benötigt – Grundlage, absolute Grundlage für die Lösung des Nahostkonflikts. Wenn man schließlich mit Hilfe tausender dressierter Frettchen die drohende Proliferation genmutierter Korbmacherschnecken eindämmen kann, bietet das die Chance, endlich im Erdkern Dinkel anzubauen. Dies wäre von grundlegender Bedeutung gegen die drohende Loslösung ganzer Teile Australiens und ihrem Abschilfern ins Weltall. Keine einzige Scheibe Toast würde noch den richtigen Bräunungsgrad erzielen können, weil sich die Leukozytenzahlen in allen Bevölkerungsschichten vermehren würden.

Natürlich kann man sich auch wieder in die beliebte Position des intellektuellen Zweiflers begeben, mit Kierkegaard kommen und so tun, als ginge es einen nichts an, dass in den Hochschulen Finnlands wieder zum Mord gegen Koniferenzüchter aufgerufen wird. Dann könnte man auch sagen, dass es einem egal ist, wie viele Sorten Kimchi in Korea gegessen werden, oder was die beliebteste Primzahl Serbiens ist. Natürlich, man kann sich aus allem heraushalten. Man kann so tun, als wüsste man nicht, dass Frau Hasselbeck aus Marl vor einer wichtigen Entscheidung wegen der Gardine in ihrem Esszimmer steht und den Kopf in den Sand stecken, wenn es um die Frage geht, mit welcher Bleistifthärte die siebten Klassen der Realschulen ihre geometrischen Figuren in den Sand malen sollen. Das sind Menschen, die noch in ihrem brennenden Haus stehen und darüber diskutieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit der brennende Dachbalken über ihnen nicht auf sie fallen wird.

Aber jeder Deutsche, dem auch nur ein Funken an unserem Land, an dem Wohlergehen der Nation und der Heilung der Welt liegt, muss den Vorschlag der Christlich Demokratischen Union schon aus purem Eigeninteresse mit ganzem Herzen unterstützen.

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