vonDaniel Erk 25.11.2010

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=DeAfoiN5SDw[/youtube]

Nazitruppen, die sich auf den Mond zurückgezogen haben. Wunderwaffen und fliegende Untertassen mit Hakenkreuzen. Eine dunkle Welt und dunkle, dunkle Pläne zur Eroberung der Weltherrschaft: Das Filmprojekt „Iron Sky“ ist schon sowas wie der feuchte Traum all jener, die an sogenannten „Naziflicks“ Gefallen finden. Denn „Naziflicks“ sind Filme, deren Publikum sind längst von der Idee, ein Spielfilm würde Geschichte darstellen, verabschiedet haben (ob sich die Regisseure immer darüber im Klaren sind, das steht auf einem anderen Blatt). Und „Iron Sky“ ist nach allem was man bisher lesen und sehen konnte nun wirklich eine fabelhafte Ansammlung an Nazi-Klischee-Schund. Oder um es mit Umberto Eco zu sagen: „Zwei Klischees sind lächerlich. Hundert Klischees sind ergreifend.“

Da ist es um so interessanter, als dass der „Iron Sky“-Regisseur Timo Vuorensola tatsächlich weiß, was er tut.

In einem ausführlichen Beitrag auf „Zombieroom“ führte Vuorensola im vergangenen Jahr nämlich aus, wie ein „Naziflick“ in der Regel funktioniert – welche Geschichte erzählt wird (immer möglichst entlang der Gute-Böse-Trennlinie mit genau einer Ausnahme), wie die Eröffnungssequenz sein sollte (ein Schwenk über eine Hakenkreuzflagge), und wie die Farbgebung auszusehen hat (nämlich düster, rötlich, entfärbt).

Was Vuorensola unter der Überschrift „The Anatomy of a Nazi Film“ schreibt, ist nicht nur sehr gut beobachtet, sondern auch sehr nett launisch notiert:

(The) Swastika (…) is definitively the most effective symbol of the 20th century, and sells DVDs almost like helicopters and explosions in the front cover. (…)  A filmmaker should be aware of the fact that this is the ultimate Nazi film cliché you won’t be able to avoid, and most likely any new use of it you think you can come up with has already been seen a thousand times. So don’t worry too much about it, just get it out there – the people will love it anyway. (…)

Über die Farben:

A good Nazi film is known from it’s palette: washed-out brown, green and gray. There needs to be some kind of a plug-in for After Effects called Nazificator that just desaturates everything by 35% (except red, which it boosts 50%), and it’s one of the basic tools introduced to the young film students in the film schools.

Über die Sprache:

You know, the Nazis used to speak German, which was also played quite an important role during their regime. But as we know, the Americans hate to read, so you can’t just put the Nazis speaking their original language in a film (you’d have to – god forbid! – use subtitles) and expect it to sell in the English-speaking world. (…) But if you go with the German language, you’ll find another surprising problem quite soon: German is actually a very delicate, beautiful and soft language – quite unlike the stereotypical “jawohl Horst ich komme” -porn-German that’s stuck somewhere in the back of our heads when we think about the Nazi lingo.

Aufschlussreich ist schließlich auch Vuorensola Überblick über die Nazifilme der vergangenen Jahre – von Operation Walküre bis Død Snø.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/jawohl_horst_ich_komme/

aktuell auf taz.de

kommentare