vonDaniel Erk 09.06.2010

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Aram Lintzel hat in seinem aktuellen Beitrag in der Taz natürlich vollkommen recht: Nicht jedes Auto mit Deutschlandfahne ist auf dem Weg nach Stalingrad und Auschwitz.

Lintzel schreibt weiter:

Spätestens jetzt zur Fußball-WM wird die antideutsche Option wieder hinreichend Resonanz finden: Hinter der schwarz-rot-goldenen Bildsprache lauere mindestens Nationalismus, wenn nicht Faschismus, auch ein fröhlicher, fußballspezifischer Gebrauch der Nationalfarben könne die deutsche Kontinuität nicht unterbrechen. So in etwa lässt sich der einschlägige Generalverdacht zusammenfassen. (…)

Tatsächlich reizt der Fußball-Nationalismus viele halbpolitischen Mitmenschen stärker zu antideutschen Reflexen als etwa Geschichtsrevisionismus aus CDU-Mündern, neonationalistische Bild-Hetze gegen Griechenland oder antiimperialistische Israelkritik aus der Linkspartei. (…)

In dem Blumfeld-Song “Deutschland der Deutschen” zur WM 2006 brachte Jochen Distelmeyer dieses Reaktionsmuster prototypisch zum Ausdruck: “Jubel ertönt, das Spiel ist vorbei … Die Freude ist groß / Woran es auch liegt / Sie schwenken dazu ihre Fahnen / Es geht wieder los / Sie singen ihr Lied / Unschuldig wie einst die Ahnen”, heißt es darin.

Dieses zunächst nicht unsympathische Gemaule enthält zugleich die Unannehmlichkeiten der antideutschen Position. “Es geht wieder los” verweist auf die Logik der Latenz, im Jubelfan schlummert die Barbarei. Und ohne empirischen Test wird dann gleich eine abgedichtete Volksgemeinschaft fantasiert, die sich ultrahomogen aus Nachkommen der Täter zusammensetzt (…)

Und obwohl das stimmt, stimmt eben auch, dass bekennende wie verklemmte Rechtsradikale, Nationalisten, Faschisten und Neonazis den Jubel um die bizarrerweise wunderbar migrantische Nationalmannschaft zu nutzen versuchen werden, um ihr braunes Süpplein, ihre Vorstellung von der Überlegenheit der deutschen Rasse über alles in der Welt unter’s Volk zu bringen.

Lintzel behält in der Sache trotzdem recht. Vor allem weil sein Beitrag sich an einen linken Diskurs wendet – die ganze Wahrheit ist dieses Plädoyer gegen die Skepsis gegenüber der Nation aber halt auch nicht.

(Zeichnung)


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