vondorothea hahn 10.02.2011

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Die Washingtoner Webseite Wonkette hat es nachgezählt: der Moderator Bill O’Reilly hat den US-Präsidenten 48 mal unterbrochen. Das ingesamt siebenminütige Interview lief am Sonntag auf „Fox“. Wenige Stunden vor Beginn der Übertragung des Super Bowl.

O’Reilly ist einer der Stars von „Fox“. Sein Sender hat die höchsten Einschaltquoten der USA. Außerhalb der großen Städte läuft er beinahe konkurrenzlos. „Fox“ bringt die Politik in das „tiefe Amerika“.

Der 61jährige O’Reilly hat bei „Fox“ eine tägliche Show. Sie ist rechts. Auf Stammtischniveau. Und komplett um die Person des Moderators herum gestrickt. O’Reilly’s Interviews sind ein Kampfsport: Ein Schlagabtausch, bei dem grundsätzlich der Gastgeber das letzte Wort hat. Die Prominenz gibt sich bei ihm die Klinke in die Hand.

Auch Barack Obama. Der US-Präsident antwortet ernsthaft auf die Fragen zu zu nationaler Sicherheit, zu Ägypten und zum Iran. Doch was er sagen will, ist kaum nachzuvollziehen. Denn so bald Obama einen Gedanken entwickelt, der einen Nebensatz verlangt, fällt ihm O’Reilly ins Wort.

„Fox“ nennt sich einen Nachrichtensender. Doch so etwas wie Überparteilichkeit, oder eine Trennung von Nachricht und Kommentar, versucht der Sender erst gar nicht. Er liefert stattdessen Unterhaltung und (republikanische) Politik. Gegenwärtig stehen fünf potentielle republikanische PräsidentschaftskandidatInnen für 2012 bei „Fox“ auf der Gehaltsliste. Dazu kommt noch Glenn Beck, ein anderer Star des Senders, der im vergangenen Herbst von „Fox“ aus die bislang größte Demonstration der rechten TeaParty organisiert hat.  Mit Beck als einem Hauptredner.

Bei „Fox“ muß nicht mit den Fakten übereinstimmen, was die ModeratorInnen sagen. Und es kann auch ruhig aggressiv sein. Die US-Verfassung schützt schließlich die Meinungsfreiheit. Doch  manche Dinge legen selbst „Fox“-ModeratorInnen lieber ihrem Publikum in den Mund.

So wars auch am Sonntag. Da hat „Fox“ eine Gruppe von eingetragenen republikanischen WählerInnen aus Iowa in ein Studio geladen, um das Präsidenteninterview zu kommentieren. Bei Minute 1:01 wirft eine Frau das entscheidende „Argument“ in die Runde: „Ich glaube, Obama ist Muslim“. Ein Moderator läßt alle, die ihr zustimmen, die Hand heben. Es ist die Hälfte. „Wow“, sagt er.

Wow.

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