vonlottmann 16.01.2009

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Konnte man Anfang des neuen Jahres noch hoffen, daß der massive Kälteeinbruch ‘nur’ saisonale Gründe hatte, so festigt sich nun das Bild eines dauerhaften Temperatursturzes. Die Phase der globalen Erwärmung ist vorbei, wir gehen einer kleinen bis mittleren Eiszeit entgegen (Fotos).

Das Brandenburger Tor heute um 11 Uhr vormittags. Wo früher heftiger Verkehr tobte, erstarrt nun alles in frierender Ratlosigkeit. Autos springen nicht an, oder bleiben unterwegs liegen. Fahrräder werden nur geschoben, denn die Straßen sind schneebedeckt und spiegelglatt.

Hier in der Bötzowstraße vor dem erst am Wochenende eingeweihten neuen Stammhaus der Zentralen Intelligenz Agentur geht im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts mehr. Wer sich trotzdem noch nach draußen wagt, riskiert Erfrierungen an Nase und Ohren.

Auch hier, am Hackeschen Markt: alles bibbert, und was das Schlimmste ist, die Straßenbahn kommt nicht, weil die Räder an den Schienen festgefroren sind.

Immer wieder Neuschnee, der nicht mehr abschmilzt, selbst in der belebtesten Innenstadt. Hier, am Bahnhof Friedrichstraße, kommen ab und zu noch Fernzüge durch. Menschen versuchen, in Richtung Italien zu entkommen. Aber auch da ist es kalt.

Letztes Foto: Kein Kunde verirrt sich bei Minus zwölf Grad und unpassierbaren Straßen noch in die angesagten fashion shops, wie hier zu Juliaandben in der Torstraße. Die 5.000-Euro-Design-Taschen bleiben unter sich, nicht nur wegen der Wirtschaftskrise. Die Wetterprognosen werden jeden Tag nach unten korrigiert. Sprach man anfangs noch von einer temporärer Temperaturdelle, die im Laufe des Jahres wieder ausgeglichen werden könne, glauben die Experten inzwischen an den kältesten Winter seit 20 Jahren. Das WSO-Institut spricht von der kältesten ersten Januarwoche seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Klimatologen vergleichen den kommenden Trend mit der kleinen Eiszeit im Frühmittelalter. Oppositionelle Gruppen machen die Regierung mit ihrer jahrzehntelangen co2-feindlichen Politik für die Misere verantwortlich.

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NACHTRAG ZU ‘RAMMSTEDT’ (tazblog v. 15. Januar 2009):
Der Autor Tilman Rammstedt, der als erster deutschsprachiger Teilnehmer des Klagenfurter Wettbewerbs alle Ingeborg Bachmann Preise gleichzeitig gewinnen konnte, schreibt nun für eine angesehene überregionale Zeitung (‘Die Welt’) einen Vorausbericht über den neuen Joachim-Lottmann-Roman ‘Der Geldkomplex’, der dieses Jahr bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen soll.

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