Arab Painting. Photo: asiaticsociety.org.bd
Die „islamkritische ‚Bürgerbewegung Pro Deutschland‘ benutzt Sarrazin für ihre Wahlwerbung“, heißt es in den intelligenzkritischen Tageszeitungen heute. Diese rechte Truppe als „Islamkritiker“ zu bezeichnen, als wären die so etwas Ähnliches wie „Globalisierungskritiker“, „Theaterkritiker“ oder „Kernkraftkritiker“ – ist das nicht schon Verharmlosung, mindestens völlig unkritischer Scheiß?
Während die Intelligenzblätter Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung uns den islamischen Fastenmonat“ schmackhaft zu machen versuchten, vorgestern und gestern, indem sie fast ganzseitig einen „Ramadan-Knigge“ für Christen veröffentlichten, bleibt „Die Welt“ voll auf ihrer ramadankritischen Linie – und gibt folgende wissenschaftliche Erkenntnis zum Besten:
US-amerikanische Forscher [die nun wieder!] haben herausgefunden: „Wenn wir nichts essen, beginnen Gehirnzellen im Hungerzentrum damit, Teile ihrer selbst zu verdauen. Für ihre Studie hatten sie die zellulären Vorgänge in Gehirnen von Mäusen untersucht, nachdem diese zwölf Stunden gehungert hatten. Einige Zellen des Hypothalamus – des Kontrollzentrums für unwillkürliche Körperprozesse – reagierten auf die Hungerkur mit einer Selbstverdauung. Bekannt ist diese sogenannte Autophagie unter anderem von Muskelzellen: Hungert der Mensch zu lange, schwinden die Muskeln. Das Gehirn galt jedoch nach bisherigen Erkenntnissen als resistent gegenüber dieser Selbstverdauung. „Unsere Studie demonstriert die einzigartige Natur der Neuronen im Hypothalamus. Nur sie sind dazu fähig, mit einer verstärkten Autophagie auf Hungern zu reagieren“, sagt Studienleiter Rajat Singh vom Albert Einstein College of Medicine in New York City. Dieser Prozess finde vermutlich in ähnlicher Form auch beim Menschen statt.
Langer Mäusestudie kurzer (islamkritischer) Sinn: Wer sich den Ramadan-Ge- und -Verboten unterwirft – verblödet!
Ganz anders beurteilt dagegen der österreichische Standard den diesjährigen Ramdan, die Redaktion stützt sich dabei jedoch nicht auf „US-Mäusemelker“, sondern auf EU-Spökenkieker:
„Islamischer Fastenmonat beginnt und bringt religiösen Aufwind für Proteste. Die Nervosität ist besonders in Damaskus zu spüren: Kurz nacheinander setzte diese Woche das Regime Schritte – ein neues Parteiengesetz, ein Wahlgesetz – um die Opposition zu besänftigen, beziehungsweise einen Keil zwischen die Unversöhnlichen und jene, die „nur“ Reformen wollen, zu treiben. Denn der Fastenmonat Ramadan, der am Montag beginnt, verspricht eine Intensivierung der Proteste. Das haben Oppositionskreise bereits angekündigt, auch im Jemen.
Für eine Regierung ist es fast unmöglich, das religiöse Leben einzuschränken, das im Ramadan besonders in den Nächten die Gläubigen in Massen zum Beten in die Moscheen bringt – die sich dann religiös beseelt auf die Straßen begeben könnten.“
Obwohl: „religiös beseelt auf die Straße begeben“, das klingt natürlich auch ein bißchen nach „beduselt“, sprich: „verblödet“, zumal die katholischen Österreicher wahrscheinlich ziemlich genau wissen, wovon sie – derart höflich – reden.
Zusätzlich angeheizt wird der diesjährige Ramadan im arabischen Raum auch noch durch einen abrupten Szenenwechsel in Kairo: Dort wurde der sich sowieso schon langsam leerende Tahrirplatz gewaltsam vom Militär geräumt – stattdessen hat man dort nun folgendes Programm vorbereitet:
„Der frühere ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak ist am Mittwochmorgen mit einem Hubschrauber von seinem Wohnort Scharm el Scheich nach Kairo geflogen, wo am Vormittag sein Prozess beginnen sollte. In einem Krankenliege wurde er in den speziell angefertigen Käfig in einer zum Gerichtssaal umgebauten Halle auf dem Gelände der Polizeiakademie von Kairo gefahren. Mubarak ist wegen Korruption angeklagt. Außerdem werden ihm und dem Mitangeklagten früheren Sicherheitschef Habib el Adli sowie sechs ranghohen Polizeioffizieren vorgeworfen, Befehle gegeben zu haben, die zum Tod von Demonstranten führten. Ihnen droht die Todesstrafe.
Vor der Polizeischule war es vor Mubaraks Ankunft zu chaotischen Szenen gekommen. Mehrere hundert Polizisten versuchten Mubarak-Gegner und -Anhänger auseinanderzuhalten, die mit Steinen und Flaschen aufeinander warfen. Starke Sicherheitskräfte schützen den Verhandlungsort, der einst den Namen Mubaraks trug. Der Prozess selbst wird live vom ägyptischen Fernsehen übertragen. Er wird im ganzen Land mit Spannung verfolgt“ (AP um 10 Uhr 18).
Der alte Trick, um die Leute von der Straße zu kriegen: irgendwas scheinbar Interessantes in der Glotze zu zeigen. In den USA machte man auf diese Weise und mit ein bißchen Regierungsgewalt aus wütenden IWW-Anarchisten verfettete Couch-Potatoes. Man kann diesen Räumungs-und Rechts-Remmidemmi zu Ramadan-Beginn also durchaus auch kritisch sehen (islamkritisch geradezu): Da wird eine soziale Bewegung gewaltsam in ein Spektakel transformiert und kluge Akteure zu blöden Zuschauern gemacht. Dafür spricht, dass nirgendwo auf der Welt der „amerikanische Traum“ so lebendig und heftig ist wie ausgerechnet im antiamerikanischen Islamraum. Das gilt besonders für den Iran.
Die ägyptische Facebookerin Sarah Samy berichtet heute in der taz aus Kairo, wie sie die ganze Sache sieht:
Vor der Revolution in Ägypten hatten die Spannungen zwischen der Regierung und den Medien einen neuen Höhepunkt erreicht. Um zum Beispiel seine Meinung in einer Talkshow über ein Thema zu vertreten, was irgendetwas mit den Aufgaben der Regierung zu tun hatte, musste man erst eine Genehmigung des damaligen Informationsministers Anass al-Feqqi beantragen.
Das gleiche System wurde auch in der Medienerziehung während meiner letzten drei Jahre am Institut für Massenkommunikation an der Universität Kairo angewandt. Ich hatte mich entschlossen, Journalismus zu studieren, weil ich das Schreiben liebe. Ich dachte auch, ich könnte die Regierung kritisieren, die ich wegen ihres unmöglichen Umgangs mit den Bürgern und wegen der Korruption während der „Ära Mubarak“ hasste.
Was mich wirklich schockierte, war, dass es mir nicht nur verwehrt blieb, über die Vergehen der Regierung zu schreiben. Es war mir auch nicht erlaubt, in meinen Beiträgen für die universitätseigene Monatszeitung Voice of Cairo University das Bildungssystem, einen Professor oder gar unsere Fakultät zu kritisieren.
Diese Art von Zensur war von der alten Regierung eingeführt worden, um die Geisteshaltung der Studenten zu überwachen, nicht nur innerhalb des Campus, sondern auch über seine Grenzen hinweg. Wenn sie einen Studenten der unlauteren Gedanken verdächtigte, konnte sie seine Zukunft ruinieren.
Sie konnte diesem Studenten beispielsweise verbieten, dort zu arbeiten, wo er arbeiten möchte. Genau das ist einem Freund von mir passiert, weil er sich offen gegen die Entscheidungen unserer Regierung und gegen Husni Mubarak selbst gestellt hatte.
Aber auch das Bildungssystem hat seine Eigenarten. So lernte ich beispielsweise alles über die Geschichte der Medien in England, weil meine Lehrbücher aus Großbritannien kommen. Aber ich lernte nichts über die Geschichte der Medien Ägyptens. Und das, obwohl ich auf einer staatlichen Universität studiere, keiner privaten. Sollten unsere Unterrichtsmaterialien uns nicht zunächst etwas über unser Land beibringen?
Vor der Revolution – es war mein drittes Jahr als Journalistikstudentin – wollte ich einen Artikel über die Nationaldemokratische Partei des damaligen Präsidenten Husni Mubarak und seines Sohnes Gamal schreiben. Als ich ihn bei meinem Professor einreichte, bekam ich zu hören, er wisse nicht, ob mein Artikel veröffentlicht würde. Niemand habe das Recht, solche Artikel in einer Universitätszeitung zu drucken. Ich war so wütend! Und ich zweifelte. An mir, an meinen Entscheidungen. War es richtig gewesen, Journalismus zu studieren? Wie sollte meine Zukunft wohl aussehen in einem Land, in dem es selbst an den Universitäten so unfrei zuging? Ich kannte natürlich den Grund, wieso mein Text nicht erscheinen sollte. Unser Dekan war Mitglied in Mubaraks Partei. Und er tat alles, um dessen Regime zu stützen.
Außerhalb der Universitäten ließ sich die Situation der Medien und ihrer Journalisten nur als chaotisch beschreiben. Ob und wie frei man schreiben durfte, hing davon ab, ob man bei einem privaten, einem parteitreuen oder einem staatlichen Unternehmen arbeitete. Journalisten bei einer Staatszeitung durften die Regierung überhaupt nicht kritisieren. Ihre Kollegen bei privaten Zeitungen durften dies durchaus, solange sie dabei nicht zu weit gingen. Was „zu weit“ bedeutete, bestimmte natürlich im Zweifel der Staat. Für die privaten Medien bedeutete dies eine Zwickmühle. Einerseits wollten sie gern mit kritischen Berichten über Korruption, die Armut und das schlechte Bildungs- und Gesundheitssystem und über Wahlfälschungen auffallen, andererseits mussten sie sich vor den Herrschenden in Acht nehmen. So schafften auch sie es nicht, ein komplettes Bild von der Lage in Ägypten zu zeichnen.
Nach dem Erfolg der Revolution sehe ich wie viele Ägypter die Zukunft sehr viel positiver – vor allem, was meine Ausbildung angeht. Ich habe das Gefühl, dass es große Veränderungen in der Art und Weise gibt, wie wir unterrichtet werden und welche Materialien wir benutzen. Vor allem aber dürfen wir ungehindert unsere Meinung sagen.
Gegen Professoren, die vor der Revolution in Mubaraks Partei waren, regt sich jetzt der Unmut der Studenten. Bei manchen haben sie durchgesetzt, dass sie ihre Ämter verlieren. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das in manchen Fällen für einen Fehler halte. Denn das größte Problem waren nicht die Professoren selbst, sondern die Mitglieder des Regimes, die für das ganze Bildungssystem verantwortlich waren. Außerdem werden auf diese Weise auch Professoren aus der Universität gedrängt, die zuvor echte Fortschritte für uns erzielt oder einen progressiven Unterricht gegeben haben. In Deutschland habe ich dann erfahren, dass es nach dem Ende der DDR wohl ähnlich war.
Nach dem Erfolg unseres Protests konnte ich in jeder Faser meines Körpers spüren, dass meine Zukunft eine bessere sein würde und dass ich mit meinem Journalistikstudium doch die richtige Wahl getroffen hatte. Alles, was ich vorher nicht tun durfte, tat ich jetzt. Ich schrieb und schrieb und schrieb für die Voice of Cairo – über das alte Regime, den früheren Präsidenten selbst und die Rolle des Militärrats, der die Macht übernommen hatte. Ich musste mir keine Gedanken darüber machen, ob ich mit der Fakultät in Konflikt gerate, und ich weiß, dass das, was ich schreibe, ohne Einschränkung auch gedruckt wird. Gleichzeitig wurden viele Zeitungen gegründet, die endlich die Wahrheit drucken wollen und es als ihre dringlichste Aufgabe begreifen, die Übergangsregierung in der Zeit des Umbruchs zu überwachen.
Nun haben viele Ägypter Sorge, dass zu viel Freiheit und das Fehlen von Einschränkungen der Niedergang Ägyptens sein wird, aber ich glaube das nicht. Schließlich haben die Ägypter sich ihre Rechte hart erkämpft und wissen sie deshalb auch zu schätzen.
(Sarah Samy ist 19 Jahre alt und hat ein Praktikum bei der taz absolviert. Sie lebt mit ihrem Bruder in Kairo, die Eltern arbeiten in einem anderen arabischen Land. Sie selbst sagt, ihre Familie gehöre zu den reichen des Landes. Sarah Samy hat auf dem Tahrirplatz demonstriert.)
Die Süddeutsche Zeitung macht sich heute Sorgen, dass Ägypten – „sowohl das militärische Übergangsregime unter Mohammed Hussein Tantawi als auch die Ägypter aller Volksschichten“ – so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass es die anderen Arabischen Aufstände nicht mehr wahrnehmen bzw. unterstützen:
„Der Bürgerkrieg im unmittelbaren Nachbarland Libyen berührt Ägypten allerdings direkt. Fast eine Million ägyptische Gastarbeiter sind vor dem Konflikt in die Heimat geflohen. Sie haben ihren Verdienst und oft alle Ersparnisse verloren. Für den überfüllten ägyptischen Arbeitsmarkt sind sie eine zusätzliche Last. Kairo wacht darüber, dass die libyschen Rebellen das ägyptische Grenzgebiet nur in geringem Umfang als Aufmarschgebiet nutzen. Eine offene Parteinahme, die über Lippenbekenntnisse hinausgeht, vermeidet Ägypten.
Saudi-Arabien wiederum war empört, als Washington Hosni Mubarak fallen ließ, wahrt aber nun durch vier Milliarden Dollar Finanzhilfe an Ägypten seinen Einfluss beim Regime Tantawis. Und das Interesse der Saudis ist klar: Sie wollen eine Demokratisierung der Region verhindern.
Der Aufruhr in Syrien, der Zerfall Sudans, die Niederlage der prowestlichen Kräfte im Libanon und das Verdorren des arabischen Frühlings werden von den Ägyptern mit oft leidenschaftlicher Anteilnahme verfolgt. Aber tätig wird Kairo kaum. Ohnehin werden die Syrer als unsichere Partner gesehen, seitdem das Experiment eines Zusammenschlusses Ägyptens und Syriens zur Vereinigten Arabischen Republik vor einem halben Jahrhundert gescheitert ist, und nachdem es strategische Missverständnisse zwischen Kairo und Damaskus während des Ramadan-Krieges von 1973 gegeben hatte. Einmischung gilt als unangemessen. Zur Frage, was aus Syrien nach einem Sturz des Regimes werden könnte, herrscht in Kairo Ratlosigkeit.“
Wenn alle Volksschichten und das militärische Übergangsregime nicht nur die ganze Mubarak-Show sich im Fernsehen live reinziehen, sondern auch noch die Aufstände in den anderen arabischen Ländern mit „leidenschaftlicher Anteilnahme verfolgen“ – wiederum im Fernsehen (wo und wie sonst?), dann kommt der gemeine Fellache ja überhaupt nicht mehr von der Glotze weg. Und also wird es in Ägypten auch keinen inneren „Ramadan-Krieg“ geben.
Mit dem „äußeren“ ist der vierte arabisch-israelische Krieg gemeint – nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg (1948), der Suezkrise (1956) und dem Sechstagekrieg (1967). Der „Ramadan-Krieg“ wird in Israel „Jom-Kippur-Krieg“ genannt. Gleichzeitig heißt er laut Wikipedia aber auch „Oktoberkrieg“ (in Ägypten Harb Uktūbar, in Syrien Harb Tischrīn):
„Der Krieg begann mit einem Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, auf dem Sinai und den Golan-Höhen, die sechs Jahre zuvor von Israel im Zuge des Sechstagekrieges erobert worden waren.
Nur während der ersten 24 bis 48 Stunden rückten die Streitkräfte Ägyptens und Syriens vor, danach wendete sich der Verlauf des Krieges zugunsten der Israelis, die zunächst ihre Truppen hatten mobilisieren müssen. Nach der zweiten Kriegswoche waren die Syrer vollständig aus den Golanhöhen abgedrängt worden. Im Sinai waren die israelischen Streitkräfte zwischen zwei einmarschierenden ägyptischen Armeen durchgebrochen, hatten den Suezkanal (die alte Waffenstillstandslinie) überschritten und eine ganze ägyptische Armee abgeschnitten, bevor der UN-Waffenstillstand am 24. Oktober 1973 in Kraft trat.
Der Krieg hatte weitreichende Folgen für viele Staaten. Die arabische Welt, die sich durch die vollständige Niederlage der ägyptisch-syrisch-jordanischen Allianz des Sechstagekriegs gedemütigt fühlte, konnte aus den anfänglichen Erfolgen des Krieges psychologische Vorteile ziehen. Diese psychologische Bestätigung war die Voraussetzung für die Friedensverhandlungen, die folgen sollten. Sie machte auch wirtschaftliche Liberalisierungen wie die ägyptische Infitah-Politik möglich. Der israelisch-ägyptische Friedensvertrag, der fünfeinhalb Jahre nach dem Krieg folgte, normalisierte die Beziehungen zwischen Ägypten und Israel – zum ersten Mal erkannte ein arabischer Staat Israel an.“
Um die Beziehungen noch mehr zu normalisieren, wurde vor kurzem ein Grenzübergang von Ägypten zum Gazastreifen geöffnet: Der Rafah-Check Point. Für die Menschen im von Israel abgeriegelten Gazastreifen ist er zurzeit das einzige Tor zur Außenwelt. Rafah ist der einzige Grenzübergang zum Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird. Israel und Ägypten hatten ihre Grenze zu Gaza geschlossen, nachdem die radikal-islamische Hamas-Organisation dort im Juni 2007 durch einen Putsch an die Macht gekommen war.“
Nach dem Aufstand gegen das Mubarak-Regime öffnete Ägypten am 28.5. seinen Grenzübergang in Rafah für den Personenverkehr. Allerdings durften nur Frauen und Kinder problemlos aus dem Gazastreifen ausreisen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren mußten „aus Sicherheitsgründen“ vor Reiseantritt bei den ägyptischen Behörden eine Sondergenehmigung einholen.
Der „Standard“ berichtet heute:
Nur 500 Menschen aus dem Gazastreifen dürfen pro Tag nach Ägypten einreisen. Zehntausende müssen warten. Immer mehr verzweifeln.
Am Grenzübergang warten Tag für Tag Tausende auf ihre Chance zur Ausreise. Seit Ägypten vor mehr als zwei Monaten euphorisch die Grenze für geöffnet erklärte, hat die katastrophale Realität die anfängliche Hoffnung vieler Gaza-Palästinenser immer mehr überschattet. Denn selbst nach tagelangem Ausharren müssen viele hier wieder umkehren. Mehr als 30.000 stehen auf der Warteliste. Wer sich heute bei den Gaza-Behörden in einer der beiden Stellen registriert, kann frühestens Ende Oktober ausreisen. Trotzdem versuchen viele ihr Glück schon jetzt, in der Hoffnung, dass sich irgendwo eine Chance auftut. Die Lage kommt einer langen psychologischen Folter gleich. Denn obwohl theoretisch jeder Gaza über Rafah verlassen kann, schaffen es praktisch nur wenige.