Oriental Beauty. Photo: canvaz.com
Vor einiger Zeit dachte ich noch: Mensch, bei „Kairo-Virus 13“ hör ich aber auf mit den blog-eintragungen zum Arabischen Aufstand – bis dahin muß er sich doch über die halbe Welt ausgebreitet haben…Das hat er inzwischen auch schon fast, aber ich bin bereits beim Kairo-Virus 113, d.h. er breitet sich langsamer als erhofft aus, und mutiert dabei auch immer wieder (teilweise durch Angriffe von überall her auf ihn). Egal. In den letzten Wochen gab es immer wieder Irritationen von Seiten der Ex-Kommunisten, Chavez-Anhänger, Castroisten und vor allem den KGB-Machthabern in Russland, die in ihrer Presse ein ganz anderes Bild von den Volksaufständen in Libyen und Syrien vermittelten. Danach wurden diese grundsympathischen Regime von miesen CIA-bezahlten Söldnern quasi heimtückisch angegriffen.
Desungeachtet haben diese West-Verbrecher, Rebellen liebevoll im Pentagon genannt, das Gaddafi-Regime in Libyen so gut wie liquidiert, aus Syrien meldet AP heute Nachmittag:
Tausende Demonstranten sind am Freitag nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten erneut gegen den syrischen Präsidenten Baschar Assad auf die Straße gegangen. Nachdem die Proteste in der Stadt Deir al Sur im Osten des Landes und der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei aufgeflammt seien, hätten die Regierungstruppen Demonstranten festgenommen, berichteten die örtlichen Koordinationskomitees, die die Proteste dokumentieren. Die Regierung in Damaskus versucht seit fünf Monaten, die Proteste gegen Assad niederzuschlagen.
Dpa ergänzt:
Bei Protesten gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind heute weitere fünf Menschen ums Leben gekommen. Sicherheitsleute versuchten am Freitag, mit Waffengewalt die Menschenansammlungen aufzulösen, wie Aktivisten berichteten. In der syrischen Stadt Deir al-Sor gab es nach Angaben des Lokalen Koordinierungskomitees (LCC) zwei Massendemonstrationen. Dort wurden zwei Tote gezählt. Drei weitere Todesopfer gab es Aktivisten zufolge in der Provinz Daraa und nahe Damaskus. Seit Beginn des Ramadan-Monats August haben die Demonstranten ihre Proteste gegen das Assad-Regime intensiviert.
Nach Angaben der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, sind seit März etwa 2200 Menschen bei den Protesten im Land ums Leben gekommen, davon mehr als 350 seit Anfang August. Pillay berichtete zu Wochenbeginn zudem von „anhaltend schweren Menschenrechtsverletzungen“ in dem Land.
Ich meldete heute der „Anti-Darwin-Arbeitsgruppe“ an der Spree – aus Quasisyrien:
Lieber P,
frage mich gerade: brauchte es für den Darwinismus überhaupt einen Darwin? – Denn bereits 1842 [„Entstehung der Arten“- 1859] veröffentlichte die Orientreisende Ida Pfeiffer einen Reisebericht, in dem es heißt: „Die Eskorte [durch Syrien], welche uns begleitet, bestand aus 12 Mann, einem Ober- und Unteroffizier. Oft boten sie einen malerischen Anblick, wenn sie uns zum Vergnügen kleine Evolutionen aufführten, sich gegenseitig angriffen, dann die einen flohen und die andern sie als Sieger verfolgten.“
Die Rückmail folgte auf dem Fuße:
Lieber H,
Das ist ja eine wunderbare Stelle! Der General Tempelhoff, preussischer Vertreter der mathematischen Schule der Evolutionen hätte seine helle Freude daran gehabt! Die Encyclopédie Diderot/d’Alemberts allerdings gibt zu bedenken: mit Pferden sind Evolutionen sehr schwer auszuführen. Warum? Weil sie länger sind als breit. Gibt beim Wenden in der ganzen Kompanie auf der Stelle Probleme. Der Infanterist dagegen: quadratisch praktisch gut. Aber die 12 Musketiere … Wahrscheinlich eher die Evolution des Sauhaufens. Oder: dzhigitovat‘ !
Dpa meldet heute aus Syrien:
Russland und China haben nach Angaben aus Diplomatenkreisen in New York signalisiert, dass sie sich geplanten Sanktionen gegen Syrien nicht ohne weiteres anschließen werden. Die Botschafter beider Länder blieben am späten Donnerstag (Ortszeit) der ersten Verhandlungsrunde im Weltsicherheitsrat über eine UN-Resolution gegen das Regime von Baschar al-Assad fern.
Bei der Zusammenkunft des 15-Länder-Gremiums wurde ein Entwurf des Westens debattiert, der ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Auslandskonten vorsieht.
(Das russische KGB-Regime und die chinesischen KP-Herrscher sehen Libyen und Syrien als Unternehmen – mit denen man stets gute Geschäfte machte. Aber ob die nächsten Geschäftsführer (maximo lider) dort auch so gut zu handeln sind – darf bezweifelt werden, deswegen sind sie gegen eine „Regimewechsel“ in diesen Ländern, ansonsten sind ihnen die Scheißaraber da unten völlig egal, ebenso ihre eigenen Bevölkerungen – wer aufmuckt wird liquidiert, meinte gestern ein persischer Taxifahrer in Mitte)
Die neue Jungleworld hat sich dankenswerterweise mit der russischen Berichterstattung über Libyen befaßt:
Es war eine Sternstunde des Journalismus. Während die Rebellen am Wochenende die libysche Hauptstadt Tripolis überrannten, hatte es sich der englischsprachige Nachrichtenkanal Russia Today zur Aufgabe gemacht, zu beweisen, wie unterschiedlich Realität konstruiert werden kann. Eine Reporterin erklärte in ihren Beiträgen aus Tripolis, dass das Krachen im Hintergrund ein Freudenfeuerwerk der Bewohner der Hauptstadt sei, die feierten, weil Muammar al-Gaddafis Soldaten gerade die Rebellen vertrieben hätten. Und ein »Experte« des Senders behauptete ebenfalls an Ort und Stelle, dass es sich beim Einmarsch der Rebellen nur um ein fehlgeschlagenes Propagandamanöver der Nato handele. Die Anhänger des »libyschen Obersts« – darunter die NPD, Verschwörungstheoretiker und viele Antiimperialisten – waren überzeugt davon, dass die libyschen Aufständischen auch mit Hilfe der Nato keine Chance gegen Gaddafi haben könnten oder sogar dürften, und verbreiteten diese fixe Idee auf ihren Websites. Noch am nächsten Tag, als sich der größte Teil der Hauptstadt längst unter Kontrolle der Rebellen befand, behauptete Russia Today stoisch, vor dem Hotel lauerten Scharfschützen der Nato, die Chaos verbreiten wollten, während die Aufständischen in die Hauptstadt zu locken ein genialer Schachzug der Armee Gaddafis gewesen sei, die ihre Gegner nun endlich stellen und vernichtend schlagen könne. Falls das der Plan gewesen sein sollte, ist er gescheitert.
Da halfen auch die Telefoneinspielungen des »Revolutionsführers« nicht mehr, der über das Staatsfernsehen noch am Sonntag verkündet hatte, die »Ratten«, wie er die im Verlauf des Vortages in Tripolis in Erscheinung getretenen Aufständischen bezeichnete, seien »eliminiert« und die »Feuerwerke lauter als der Krach der von den Flugzeugen abgeworfenen Bomben«. Vielleicht hatte der libysche Oberst an diesem Tag ja auch die Nachrichten von Russia Today gesehen. Nach seinen letzten telefonischen Appellen an das libysche Volk tauchte Gaddafi jedoch lieber ab. Viele Einwohner der Hauptstadt hatten sich zwar bewaffnet und waren auf die Straßen geströmt, ganz so, wie der »Revolutionsführer« das vorgeschlagen hatte, aber offensichtlich mit einem anderen Ziel: ihn endlich loszuwerden.
Es oblag einer Journalistin von Sky News, Alex Crawford, angetan mit Splitterweste und Stahlhelm, die nächtliche Durchfahrt des Rebellenkonvois zum »Green Square« in Tripolis, der in Zukunft »Platz der Märtyrer« heißen soll, als wichtiges mediales Ereignis zu dokumentieren. Es waren tödliche Bilder für das Gaddafi-Regime und dessen Anhänger, die Bewohner von Tripolis umringten die Jeeps der Aufständischen und brüllten wie von Sinnen »Freedom«, als sie die Journalistin sahen.
Allem Anschein nach war das Regime auf den Vormarsch der Rebellen, der sich binnen weniger Tage und schließlich Stunden zu einem regelrechten Sturmangriff entwickelte, nicht vorbereitet. Der Zusammenbruch kam wohl sehr plötzlich. Die Aufständischen konnten so den politisch eher unbedeutenden Gaddafi-Sohn Mohammed festnehmen und vermutlich auch seinen Bruder Saadi, den bei Interviews schon länger sehr elegisch wirkenden »ehemaligen Fußballprofi«.
Für Überraschung sorgte aber Saif al-Islam. Am Sonntag hieß es, er sei ebenfalls in Hand der Rebellen, aber Montagnacht zeigte er sich offensichtlich sehr aufgeregt mit einer bewaffneten Kolonne vor dem Hotel Rixos, wo das Regime immer noch die in Tripolis akkreditierten Journalisten festhielt. Auch wenn die Zahl der Bewacher, Übersetzer und Regimeoffiziellen den Journalisten zufolge dramatisch gesunken war, liegt das Hotel in der kleinen Zone rund um das zerbombte Residenzgelände Gaddafis, das sich nach dem Wochenende noch in der Hand des Regimes befand. Saif al-Islam ist, neben seinem schon vielfach totgesagten Bruder Khamis, dem Kommandeur einer wichtigen Eliteeinheit des Regimes, der politisch wichtigste familiäre Unterstützer seines Vaters. Er galt als dessen designierter Nachfolger, auf dem Wiener Opernball glänzte er schon im Frack, ihm war es auch zugefallen, in einer letzten Rochade gaddafiesker Diplomatie noch im August der New York Times als Islamist kostümiert ein Interview zu geben, in dem er dem Westen gedroht hatte, man werde nun mit den Islamisten zusammenarbeiten und aus Libyen ein Land wie Saudi-Arabien oder Iran machen. Nun erklärte ein strahlender Saif den Journalisten, dass das Regime kurz vor dem Sieg stehe. Schließlich habe es die Aufständischen in die Stadt gelockt, um sie zu stellen. Aber vielleicht hat Saif al-Islam ja auch nur zuviel Russia Today geschaut.
Der Sturm auf die Hauptstadt war von einigen bizarren Momenten begleitet, die entweder vom Fatalismus oder der Hysterie der Regimegetreuen zeugten. So konnte das Publikum von al-Jazeera Mohammed Gaddafis Verhaftung live verfolgen. Er telefonierte nämlich gerade mit dem Satellitensender, um wortreich zu erklären, wie sehr er sich nach Frieden sehne und wie schlimm er das gegenseitige Morden unter Muslimen fände. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass er selbst ja nie eine offizielle Position in den Sicherheitskräften oder der Regierung innegehabt habe. Dann waren nur noch Maschinengewehrsalven zu hören und Mohammeds Bemerkung, die Aufständischen seien nun in seinem Haus. Vor dem Tuten nach Abbruch der Verbindung war noch eine Reihe von Salven zu hören. Die Aufständischen meldeten umgehend, der Sohn Gaddafis sei wie seine Familie unverletzt und man garantiere für sein Leben. Einen Tag später hieß es plötzlich, er sei mit Hilfe regimetreuer Soldaten aus dem Hausarrest geflohen.
Auch das Medienpersonal des Regimes sorgte für bemerkenswerte Momente. Der Regierungssprecher bot noch schnell einen Waffenstillstand an, während er von den Tausenden von professionellen Soldaten schwärmte, die Tripolis vor jeder Invasion schützen würden. Eine Nachrichtenmoderatorin bekräftigte mit einer Pistole in der Hand, sie und ihre Kollegen würden den staatlichen Fernsehsender als Märtyrer verteidigen. Sie sei, so ein Rebellensprecher auf Nachfrage von CNN, allerdings wohlbehalten in Obhut der Aufständischen gelandet, nachdem das Staatsfernsehen im Laufe des Montags eingenommen worden war.
Mit diesem scheinbar plötzlichen Vormarsch der Aufständischen und dem nun greifbaren Sieg über Gaddafi hatte das Regime nicht gerechnet. Die meisten westlichen Beobachter jedoch ebenso wenig. Noch vor kurzem war allenthalben von Stillstand und einer Pattsituation die Rede, Analysten meinten, etwa im britischen Guardian, Gaddafi sei so mächtig wie nie zuvor, und nannten Libyen als Beispiel dafür, dass die Nato keinen bewaffneten Konflikt gewinnen könne. Doch zeichnete sich mit dem steten Vormarsch der Rebellen aus den an der Grenze zu Tunesien gelegenen Bergen in Richtung Tripolis schon länger ab, dass Gefahr für Gaddafi nicht nur in Bengasi oder dem ebenfalls befreiten Misrata lauerte, sondern längst im Hinterland der Hauptstadt. Das Ende war absehbar nach der Einnahme Zawiyas Mitte August, einer lange umkämpften Stadt, mit deren Verlust der letzte Nachschubweg Gaddafis abgeschnitten war.
Mächtig über das Timing des definitiven Endes von Gaddafis Herrschaft geärgert haben dürfte sich der syrische Präsident Bashar al-Assad. Just als die ersten Rebellen durch Tripolis fuhren, hielt Assad mal wieder eine Reformrede, der man nun nicht einmal mehr im Westen zuhörte. Und die Familie Assad, das wird man spätestens am nächsten Protestfreitag aus Syrien zu hören bekommen, ist ein Jahr nach Gaddafi an die Macht gekommen. Die Ereignisse und Bilder aus Tripolis werden wirken. (Oliver M. Piecha)
„Die Zeit“ veröffentlicht heute den Bericht eines in Syrien christlich-privat „eingebetteten“ Journalisten, Wolfgang Bauer:
(…) Den ganzen Morgen haben sie in Homs, der drittgrößten Stadt Syriens, Dutzende Menschen aus ihren Wohnungen gezerrt. Keiner weiß, wie viele. Bewaffnete Geheimpolizisten gehen von Tür zu Tür. Immer wieder durchschneiden Schussgarben die Stille in den Straßen. Als Ahmed jetzt vors Haus tritt, mit geradem Rücken, um bloß keine Angst zu zeigen, wie der Mittfünfziger immer sagt – »das riechen die«, sagt er, »darauf sind die gedrillt« –, da flüchte ich, der Besucher aus dem Ausland, in den hinteren Teil der Wohnung. Das Haus von Ahmed und Faten ist mein Versteck. Im Familienrat haben sie diskutiert und beschlossen, für mich alles aufs Spiel zu setzen, die Freiheit und ihr Leben – damit diese Reportage geschrieben werden kann. »Ihr müsst berichten!«, hatte Ahmed gesagt. »Die Welt muss erfahren, was in unserer Stadt passiert!«
Die syrische Revolution ist der überraschendste aller arabischen Aufstände. Zu fest, dachte man auch im Ausland, sitzt Assad im Netz seiner zwei Dutzend miteinander konkurrierenden Geheimdienste. (…)
Über das Antifa-Abo-Info „Querfront“ erreichte mich ein Text über die Syrien-Korrespondentin der Anti-Wendehälse-Tageszeitung „Junge Welt“ – Karin Leukefeld:
„Sie bestreitet ein Arbeitsverbot ausländischer Journalisten durch das Regime. Es gebe vielmehr viele Angebote des Informationsministe riums, in deren Begleitung zu Brennpunkten zu reisen und in deren Begleitung mit den Einwohnern zu sprechen. Sie selbst habe ein Angebot des Informationsministeriums dankend angenommen.. .“
„Ich möchte Sie einladen, hinter die Schlagzeilen zu schauen. Erfahren Sie mehr über das farbige, sehr komplexe politische, kulturelle und
soziale Gefüge einer Region, die leider zu häufig nur noch als Brutstätte von Intoleranz, religiösem Fanatismus und Gewalt Schlagzeile
macht.“ (http://www.leukefel d.net) Siehe auch:
http://freies- syrien.de/ wp/2011/08/ 05/das-kulturamt -der-stadt- bonn-distanziert -sich-von- weiterer- kooperation- mit-der-deutsch- syrischen- gesellschaft/
Karin Leukefeld rührt die Werbetrommel für das Assad-Regime
<http://freies- syrien.de/ wp/wp-content/ uploads/2011/ 08/DSC_07281. jpg>
In aller Seelenruhe liest Leukefeld ihren Vortrag unter dem Bild Assads vor. Mittels eines Informationsabends am 09.08.11 in der ehemaligen syrischen Botschaft mit der Junge-Welt-Journalistin Karin Leukefeld, die als einzige akkreditierte westliche Journalistin aus Syrien offiziell berichten darf, versuchte die Deutsch-Syrische Gesellschaft e.V. die Propaganda des syrischen Regimes in Deutschland hoffähig zu machen.
In einer monotonen Stimme liest sie ihren geschriebenen Vortrag vor, den genauso gut ein sich unabhängig gebender Analyst im syrischen
Staatsfernsehen hätte vortragen können. Ihre gesamten Ausführungen und Überzeugungen beruhen auf Meldungen des syrischen Staatsfernsehens und seiner Agentur, deren Wahrheitsgehalt sie mit keinem Wort in Frage stellt. Emotionen treten höchstens dann zum Vorschein, wenn sie über vermeintliche Sabotageakte durch “unbekannte bewaffnete Gruppen spricht oder versucht bei den Gästen Ängste vor einer Übernahme Syriens nach der Revolution durch Islamisten zu schüren.
Leukefeld schafft es unzählige Entschuldigungen für das Regime vorzubringen, warum es trotz Demokratieversprech en nach der Machtübernahme von Bashar al Assad dennoch nichts als Unterdrückung und Ausbeutung gegeben hat. Wenn es nach ihr ginge, so hat das Assad-Regime in den letzten zehn Jahren ganz natürlich angesichts von Kriegen und Konflikten um das Land herum reagiert. Es sei eben ein ganz normaler Vorgang, die Sicherheitsvorkehru ngen unter diesen Umständen zu erhöhen. Dazu schließt sie wie ganz selbstverständlich die Erstickung jeglicher Freiheitsbewegungen , fehlende Presse- und Meinungsfreiheit, Korruption, Vetternwirtschaft, Folter und Ermordung mit ein. Ganz beiläufig bemerkt sie, dass in den letzten drei bis vier Jahren die Region so stabil gewesen sei, dass das Regime die seit Jahren versprochenen Reformen hätte einleiten können. Mit keinem Wort kommt sie auf die unzähligen Berichte von Menschenrechtsorgan isationen über die anhaltenden schwerwiegenden Menschenrechtsverle tzungen auch in diesen letzten Jahren
zu sprechen.
Sie bestreitet ein Arbeitsverbot ausländischer Journalisten durch das Regime. Es gebe vielmehr viele Angebote des Informationsministe riums in deren Begleitung zu Brennpunkten zu reisen und in deren Begleitung mit den Einwohnern zu sprechen. Sie selbst habe ein Angebot des Informationsministeriums dankend angenommen in Begleitung mit Soldatenkonvois in die militärisch belagerte Stadt Jisr al Shoughour zu fahren. Mit keinem Wort erwähnt sie die die unzähligen Klagen von Journalisten über Einschränkungen, Verbote, Ausweisungen und
Verhaftungen bei jedem Versuch unabhängiger Berichterstattung. Auch die über 15.000 Flüchtlinge in der Türkei, die übereinstimmend vor
Assad-Milizen und nicht unbewaffneten Banden aus Syrien flüchteten, lässt Leukefeld komplett unerwähnt.
Karin Leukefeld ist eine Unterstützerin eines blutigen, die Menschenwürde mit Füßen tretenden Regimes. Möglicherweise spielen dabei
neben ihrer kommunistischen Indoktrinierung auch persönliche Interessen eine entscheidende Rolle. Die Gäste konnte sie jedenfalls nicht überzeugen.
(1. Kein Wendehals sein zu wollen ist nichts Ehrenrühriges, im Gegenteil – höchstens unpopulär, und das ist nur zu begrüßen.
2. Die mehr oder weniger offene Unterstützung der letzten kommunistisch-diktatorischen Regime durch die Junge Welt (Milosevic, Lukaschenko, Castro, Chavez, China etc.) ist zwar ehrenrührig, hilft aber bei der Wahrheitsfindung. Ich denke da z.B. an den Artikel von Wladimir Kaminer über Weissrussland (nicht in der JW, sondern in konkret, was fast das selbe ist – wenn es um die Ecksteine des antiimperialistischen – ehemals sozialistischen – Blocks geht), sein Weissrussland-Artikel unterschied sich grundlegend von den ganzen CIA-Artikeln in faz, schmaz und taz – und das allein war schon ein Verdienst.
3. Die Altkommunisten bzw. Ostler denken machtpolitisch – sie stehen immer noch an der Front gegen den US-Imperialismus. Die Westlinke, das sind nicht mehr viele, denkt dagegen antiautoritär: Jedes Regime gehört liquidiert! Der Mensch existiert nur und insofern er revoltiert (Camus)! Parteien sind grundsätzlich von übel! Sie wollen Mehrheiten, aber nur Minderheiten sind wirklich produktiv! Es geht beim Aufstand nicht um die Revolution, die immer scheiße endet, sondern um das Revolutionär-Werden der Beteiligten.
4. Es macht nichts, dass Karin Leukefeld sich vom Informationsministerium eines Schweineregimes „einbetten“ läßt, das tun wir ständig – z.B. bei Journalistenreisen, und man berichtet hinterher auch „anständig“, d.h. so, dass die Einlader (die mittelschwedische Touristenagentur, die GTZ in der Wüste Gobi oder das Goethe-Institut in Rumpeldipumpel) es einigermaßen zufrieden sind, damit man weiter von denen eingeladen wird…Worauf es allein ankommt, ist: ob die dabei entstehenden Texte brauchbar sind oder nicht. Und bei den JW-Artikeln von Karin Leukefeld kann man genau ablesen, wann die „Einbettung“ Früchte trug: Ab da wurden ihre Artikel unbrauchbar – bescheuert! und antirevolutionär. Als Faustregel gilt: Jeder Sturz eines Regimes ist zu begrüßen, bis hin zu allen Manager-Regimen, einschließlich jedes Familien-Managements. Und wer sich nach 1945 noch als Antifaschist aufspielt – ist bloß feigemutig!
5. Sich darüber aufzuregen, dass die Parteivorsitzende von „Die Linke“ das Wort „Kommunismus“ benutzte – als Parteiziel, und dass sie kürzlich dem Kubanischen Regime und namentlich Fidel Castro zu irgendetwas gratulierte, dass die Junge Welt zu den Mauererrichtern rückblickend neulich „Danke“ sagte – für 28 Jahre Schutz vor Imperialismus, Pornographie und Jacobs-Kaffee – sich also darüber aufzuregen, ist Resultat von 22 Jahren westlicher Gehirnwäsche. Diese ganzen Westler sollen sich gefälligst da raushalten – sie haben im Osten nichts zu suchen – Arschficker. Früher haben sie vor Angst in die Hose geschissen, wenn sie nur die Interzonen-Autobahn benutzen mußten, heute versuchen sie dreist den Ostlern zu sagen, wie sie zu denken haben – nämlich genau so seicht und korrupt wie diese ganzen westintellektuellen Pop-Philosophen auf dem „Daten-Highway“ – höchstens.
Orientalischer Traum. Photo: angelartco.com