vonHelmut Höge 08.07.2011

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Araberstute in ihrem traditionellen Zelt (Giclée-Druck). Photo: allposters.at

Frühlingsrollen

„Araber zu sein macht heutzutage keine Freude,“ so beginnt das letzte Buch von Samir Kassir – mit dem Titel: „Das arabische Unglück“. Der 2005 wegen dieses Buches ermordete Autor war  Leitartikler der libanesischen Zeitung „An-Nahar“ (Der Tag). Im Vorwort schreiben die Herausgeber: „Kassir war davon überzeugt, daß der ‚Beiruter Frühling‘ zweifellos zu einer Demokratisierungswelle in Damaskus führen würde und daß die syrische Diktatur von ihrem Thron gefegt würde.“

Das deutet sich jetzt erst an! Samir Kassir sah – ähnlich wie der syrische „Islam-Experte“ Bassam Tibi – das arabische „Unglück“ im Scheitern der Moderne begründet, das durch die Hinwendung der Araber zu antimodernen Paradigmen und theokratischen Reflexen nur verlängert und noch verstärkt werde.

Zur Begründung, warum die Araber heute – 2004 – die „unglücklichsten Menschen der Welt“ sind, schrieb er:

„Die arabische Welt ist der einzige ‚Kontinent‘, auf dem das Demokratiedefizit alle Bereicher umfasst, und die ist daher auch der einzige, auf dem sich das Fehlen der Demokratie mit einer ausländischen Vorfherrschaft verbindet. Diese wird meistens indirekt und manchmal nur auf wirtschaftlichem Gebiet ausgeübt, doch in den extremsten Fällen – denen Palästinas und nun des Iraks – kommt sie auch einem neuen Kolonialismus gleich.

Darum geht das allgemeine Gefühl der Ohnmacht – das von dieser Herrschaft bewirkt wird und das noch unüberwindlicher ist, weil das arabische Unterbewusstsein sie mit der Sehnsucht nach einem vergessenen und stets herbeigeträumten Ruhm vergleicht – mit der Ohnmacht der Staatsbürger einher.

Die jeweiligen Machthaber sind nicht nur unfähig, ihren Staaten die Möglichkeit zu Initiativen in den internationalen Beziehungen zu geben oder zurückzugeben, sondern verbieten ihren Bürgern auch jede eigene Initiative, die nicht einmal die Staatsmacht verändern würde, ihr aber durch eine Beteiligung des Volkes wenigstens neue Kraft verleihen könnte. Sie verweigern ihnen selbst eine innerstaatliche Immunität, die eine von außen kommende Bedrohung entschärfen könnte. Diese Bedrohung, ob sie nun von Israel oder den Vereinigten Staaten ausgeht, dient als Vorwand für einen ständigen Ausnahmezustand, der sich über die geltenden Gesetze hinwegsetzt, den politischen Handlungsspielraum beseitigt und dessen Regulierungsinstrumente, vor allem die Parteien und Verbände, abschafft.“

Am Ende seines Buches „Das arabische Unglück“ schriebt Samir Kassir: „Die Fortdauer der westlichen Hegemonie, die von der amerikanischen Okkupation des Iraks und der immer stärkeren Vorherrschaft Israels vertieft wird, läßt es nicht zu, von einem schnellen Wiederaufstieg der Araber auszugehen.“ Damit jedoch in Richtung „Demokratie“ überhaupt etwas in Bewegung kommen kann, müßten „die Araber“ sich „vom Trugbild einer nicht wieder zu erreichenden Vergangenheit lösen, um sich endlich mit ihrer wahren Geschichte auseinander zu setzen.“

Was die „Demokratie“ betrifft, so gilt es erst einmal zu klären, was darunter überhaupt verstanden werden soll und ob die  westlichen (repräsentativen) „Demokratiemodelle“ sich nicht gerade als   „Auslaufmodelle“ erweisen. Der französische Philosoph Jacques Rancière schlägt in seinem soeben erschienenen Buch „Der Hass der Demokratie“ folgende Definition der Demokratie vor: Sie ist „weder ein Verfassungstypus noch eine Gesellschaftsform. Vielmehr ein anarchisches Element, das sich kaum kontrollieren oder einfrieren läßt. In Rancières Worten ist es ‚die Macht, die denjenigen eigen ist, die weder zum Regieren bestimmt sind noch zum Regiertwerden‘. Der Titel gebende ‚Hass der Demokratie‘ ist laut Rancière eine Reaktion der Demokratiegegner.“ So faßt Florian Schmid die Definition des Autors in seiner Rezension des Buches im heutigen „Freitag“ zusammen.

Und dann ist da noch Marx: „Ihm zufolge wird die revolutionäre Praxis jene die moderne Welt kennzeichnenden Trennungen, Abspaltungen und Dualismen überwinden. Indem sie andere Lebensverhältnisse herstellt und die inneren Konflikte der Gesellschaft löst, wird sie die Welt verändern; nicht zuletzt aber wird sie endlich die unerträgliche Kluft zwischen Privatem und Öffentlichem, zwischen Besonderem und Allgemeinem, zwischen Natur und Mensch, zwischen dem, was sich im Alltag, und dem, was sich auf den Ebenen des Staats, der Philosophie, der Kunst abspielt, schließen.“ Das schrieb der marxistische Philosoph Henri Lefebvre in seiner „Einführung in die Moderne“ 1962. Die von ihm hier angesprochene Aufhebung der Dualismen – Natur-Kultur, Subjekt-Objekt, Fakt-Fetisch – hat vor einigen Jahren der französische Wissenssoziologe Bruno Latour mit der „Akteur-Netzwerk-Theorie“ in Angriff genommen. Die Aufhebung der Trennungen – reich-arm, alt-jung, rechtgläubig-ungläubig, Frau-Mann, Kopf- und Handarbeit usw. – hat die sogenannte „Facebook-Generation“ auf dem Kairoer „Tahriplatz“ während seiner Besetzung praktisch eingeleitet.

Diesen jungen Bloggern als  Aufständische sei hier noch ein weiterer  Gedanke aus dem „Modernitäts“-Buch von Lefebvre 1962  nahegelegt:

„Auch die kybernetische Versuchung geht mit speziellen Fetischisierungen einher, vorab mit der der ‚Bedeutung‘ und des Zeichens. Da man es unterläßt, Symbol, Zeichen und Signal angemessen zu unterscheiden, übertreibt man die Wichtigkeit der Zeichen und verwechselt sie mit den Signalen. Das Ergebnis ist einigermaßen kurios: Einerseits beruft man sich auf eine präzise Theorie – die der Information-, auf Wissenschaft, auf Maschinen; andererseits reduziert sich die menschliche und gesellschaftliche Wirklichkeit auf Zeichen und Bedeutungen. Gleichzeitig fetischisiert man die Kommunikation als Form oder Gesamtheit von Formen, ohne sich weiter zu fragen, was es denn überhaupt noch zu übermitteln und zu kommunizieren gibt. Der Inhalt der Form wird zur Nebensache, in der Theorie wie in der Praxis. Fetischisiert wird auch die Sprache; durch die Eliminierung der Symbole wird Sprache auf ein System von Signalen und Signalisierungen verkürzt; man löst praktisch den Diskurs im Audiovisuellen auf, ohne deshalb klar die prälinguistischen (durch die Emotion) und die supralinguistischen (durch das Symbol) der Kommunikation zu unterscheiden.“

In anderen Worten – in bezug auf die jetzige „Arabellion“: Die alten Säcke (auch wenn sie erst 20 sind) – d.h. die Islamisten müssen es reißen, auch wenn sie inzwischen wissen, daß sie scheitern werden. Die scheinbar moderne „Facebook-Generation“ kann nicht mehr als ein „Anstupser“ (gewesen) sein. Gefällt mir/gefällt mir nicht.

Reuters meldet aus Syrien: „Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Menschenrechtlern und Anwohnern einen Vorort von Damaskus gestürmt. Bei dem Übergriff in Harasta im Norden der Hauptstadt seien in der Nacht zu Freitag mindestens zwei Menschen verletzt worden. In den vergangenen Tagen hatten am Rande der Hauptstadt immer mehr Menschen gegen Präsident Baschar al-Assad und für mehr politische Freiheiten demonstriert.  In Harasta seien rund 300 Angehörige der Sicherheitskräfte vorgerückt, berichteten Anwohner. Sie hätten Haus für Haus durchkämmt und Bewohner festgenommen. Von Lastern aus hätten sie mit Maschinengewehren gefeuert. Drei Demonstranten seien verletzt worden.  Diese drei seien später von Sicherheitskräften verschleppt worden, die in der Nacht das wichtigste Krankenhaus in Harasta durchsucht hätten, erklärte die syrische Menschenrechtsorganisation Sawasiah. Ihr Leben sei nun in größter Gefahr.

AP ergänzt: Syrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Bürgerrechtlern in der Nacht zum Freitag drei Menschen erschossen, die in einem Vorort von Damaskus gegen Präsident Baschar Assad protestiert hatten. Viele Aktionen der Opposition, wie Kundgebungen und Mahnwachen, finden inzwischen in der Nacht statt, wenn weniger Polizisten in den Straßen unterwegs sind.

Noch mal Reuters: Ein Sprecher des syrischen Außenministeriums hat den USA vorgeworfen, die Demonstranten in der Protest-Hochburg Hama aufzuwiegeln. Der US-Botschafter in Syrien, Robert Ford, habe sich ohne vorherige Erlaubnis in Hama aufgehalten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag. Dies sei ein „klarer Beweis für die Verwicklung der USA in die gegenwärtigen Geschehnisse in Syrien und für ihren Versuch, eine Eskalation der Lage heraufzubeschwören, die die Sicherheit und Stabilität Syriens gefährdet“.

Umgekehrt warf Amnesty International der Regierung vor: Bei der Niederschlagung von Protesten haben syrische Sicherheitskräfte Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. In der Stadt Tel Kalach seien im Mai neun Regierungskritiker kurz nach ihrer Festnahme im Gefängnis zu Tode gekommen, erklärte die Organisation am Mittwoch. Dutzende Männer seien nach weitgehend friedlichen Demonstrationen gegen Präsident Baschar al-Assad völlig willkürlich festgenommen und im Gefängnis gefoltert worden, darunter auch bereits verletzte Demonstranten.

Aus Libyen meldet dpa: Trotz hoher Verluste rücken die libyschen Rebellen weiter auf die Hauptstadt Tripolis vor. Im Süden sind sie nach eigenen Angaben jetzt noch etwa 50 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, im Osten etwa 130 Kilometer. „Nach zwei Tagen heftiger Kämpfe konnten die Revolutionäre im Süden den strategisch wichtigen Bezirk Al-Kawalisch unter ihre Kontrolle bringen“, sagte der Militärsprecher der Aufständischen in Bengasi, Ahmed al-Bani, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefoninterview.  Östlich von Tripolis sei es den Kämpfern zudem gelungen, einen Vorort der Stadt Sleitan zu „befreien“. „Die Revolutionäre aus Sleitan und aus der Stadt Misrata haben sich dort getroffen und erstmals zusammen gekämpft, das hat ihre Kampfmoral sehr gestärkt“, erklärte Al-Bani. Sleitan ist für die Aufständischen besonders wichtig, da ihren Informationen zufolge dort zwei große Truppenverbände von Machthaber Muammar al-Gaddafi stationiert sind, die von dort aus Raketen in Richtung Misrata abfeuern.

Ein Sprecher der Nato sagte, die militärischen Kapazitäten der Gaddafi-Truppen seien durch die Luftschläge der Allianz so weit eingeschränkt worden, dass sie zu keiner großen Offensive mehr fähig seien. Begrenzte Operationen und der Beschuss von Städten seien aber nach wie vor möglich.

Ein Beamter in Tripolis erklärte am Donnerstag, die libysche Regierung habe Gespräche mit chinesischen und russischen Energiekonzernen aufgenommen. Diese sollten die Aktivitäten der italienischen Firma ENI übernehmen. ENI hatte seine Mitarbeiter nach Beginn der Kämpfe in Libyen abgezogen.Polen hat einen Botschafter in die libysche Rebellenhochburg Bengasi geschickt. Der polnische Diplomat Wojciech Bozek habe dort am Donnerstag seinen Dienst aufgenommen, sagte Außenminister Radoslaw Sikorski in Warschau. Sein Land betrachte den Nationalen Übergangsrat in Bengasi als den „einzigen glaubwürdigen Partner für Gespräche“, erläuterte der Chef der polnischen Diplomatie.

Die Nato stärkt ihre Beziehungen zur politischen Führung der Rebellen in Libyen. Der Vorsitzende der Übergangsregierung der Aufständischen, Mahmud Dschibril, werde am Mittwoch nächster Woche mit den ständigen Botschaftern der Nato-Staaten in Brüssel beraten. Das kündigte der Generalsekretär der westlichen Allianz, Anders Fogh Rasmussen, am Mittwoch in Brüssel an. „Herr Dschibril wird den Fahrplan für einen Übergang zur Demokratie in Libyen vorlegen“, sagte Rasmussen.

Die Türkei will ihre Beziehungen zur politischen Führung der Rebellen in Libyen weiter ausbauen. Der Nationale Übergangsrat der Aufständischen sei die rechtmäßige Vertretung des libyschen Volkes, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Mittwoch in Ankara. Dschibril sagte, der Übergangsrat in Bengasi wolle eine strategische Partnerschaft mit der Türkei aufbauen. Er rief alle türkischen Firmen zur Rückkehr auf, die Libyen mit Beginn des blutigen Konflikts zwischen den Rebellen und den Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi verlassen hatten.

Die libyschen Rebellen sind nach Angaben aus Paris nicht mehr auf mit Fallschirmen abgeworfene französische Waffen angewiesen. Da die betroffenen Gebiete mittlerweile ausreichend autonom seien, könnten sich die Aufständischen über Dritte versorgen, sagte Verteidigungsminister Gérard Longuet am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in Paris.

Reuters meldet aus Libyen: Die deutsche Wirtschaft lotet offenbar Geschäftsmöglichkeiten in Libyen nach einem Abgang von Staatschef Muammar Gaddafi aus. Auf Einladung des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft wollen Unternehmensvertreter Mitte Juli nach Benghasi reisen, wo die Übergangsregierung der Rebellen ihren Sitz hat, wie aus der Reise-Einladung hervorgeht. Die Delegation wird begleitet von Karl Wendling, der im Wirtschaftsministerium für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nordafrika sowie die Exportkontrolle zuständig ist.

Die Afrikanische Union (AU) beharrt darauf, dass die Libyer selbst über ihre Führung bestimmen sollen. „Nicht wir sind diejenigen, die sagen dürfen, der ist akzeptabel und der nicht“, sagte der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Jean Ping, am Dienstag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Damit nimmt die AU weiter eine andere Haltung als die Nato-Staaten ein, die einen sofortigen Abtritt von Machthaber Muammar Gaddafi fordern.

Bürgermeister Heinrich Albertz begleitet die ersten Westberliner Mitbürger in den Jemen – ins Exil (1975). Photo: tagesspiegel.de

Reuters meldet heute aus dem Jemen: Der bei einem Anschlag verletzte jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh hat seinen Gegnern eine Teilung der Macht angeboten. In seinem ersten Fernseh-Interview seit dem Angriff erklärte Saleh am Donnerstag seine Bereitschaft zu einem Dialog, solange die Reformen der Verfassung des Landes entsprächen. Auf dem Gesicht des Präsidenten waren Verbrennungen zu sehen. Seine Hände und Arme waren bandagiert.  Der seit drei Jahrzehnten mit harter Hand regierende Saleh wurde im Juni auf seinem Anwesen Ziel eines Angriffs, bei dem er sich schwere Brandwunden zuzog. Seit Monaten fordern Oppositionelle in dem arabischen Land seinen Machtverzicht. Ob und wann der in Saudi-Arabien behandelte Saleh zurückkehrt, ist unklar.

Die „Yemen Times“ veröffentlichte  folgenden „Viewpoint“ – von Nadia Al-Sakkaf: „If someone says they understand what is really going on in Yemen and has the ability to predict how things will turn out you should automatically cross them out of your list of credible people. Anyone who claims they got it is just bluffing, unfortunately this is the situation of Yemen, today, and some say it has been like this all the time it is just that we never took that much interest in analyzing what is going on.“ Die Chefredakteurin listet aber schon mal folgende Kraftfelder auf:

1. The regime (Saleh and co.) this is a LTD group, 2. The traditional opposition parties (JMP and co.) this is also a LTD group, 3. ‚revolution’s youth‘ et. al (note that the word youth is misleading, this is not an age defined group), 4. Random opposition/ rebellion groups (Houthis, Southern Movement, AQAP, tribal thugs, my neighbor who has a bazooka in his house and surface to air missile in his rooftop, etc), 5. International community (mainly the US and Europe), 6. Saudi Arabia (because of its influence, it has is a category on its own).

What we also know as a fact is that the regime and traditional enemies have long been political rivals and know each other well. In fact at many times their paths have crossed and they were on the same side against a third entity according to political interest.  Another fact we should know about those two groups is that they are so intertwined and there are no clear defining lines between them. The most prominent example is how the defecting general Ali Mushin Al-Ahmar who is from the president’s clan and who fought for him until this year against the ‚others‘ is today with the JMP but not so much with them as he is still hanging the president’s portrait in his office..!  The revolution’s youth include those who are today trying to form political entities, this also includes defectors from the ruling party whether ministers or ambassadors. They are so far playing a mediators role and trying to get the traditional opposition with the independent youth in the squares across the country together.  For example, they are leading in an initiative to lobby everyone that is not the regime to a meeting this Tuesday to agree on a roadmap for the next three months hopefully leading to a real transitional phase.

Random rebellious groups are basically anyone who has enough power to become a threat. It does not matter if they have a legitimate cause. The only thing that matter is that they have enough arms or supporters who will cause havoc if they want to.  And finally there is the international community, who keep doing shuttle diplomacy between the Yemeni parts and basically Saudi Arabia who kind of holds the key to solving Yemen’s problems, and this is not an exaggeration. Why Saudi has not acted yet to put an end to Yemen’s suffering is that first of all the Saudis were never known for making a quick decision on anything, but most importantly is because they were never given enough assurances by any of the players on the ground except for Saleh’s regime that their interests in Yemen will be preserved.  So where does this leave us? Basically nowhere. We know who is there but we don’t know to what extent they are able and willing to take things forward and into which direction. There is a saying in Yemen that having a smart enemy is better than having a stupid friend. Well, this basically means understanding how to deal with a strong enemy is more important that having friends who because of their stupidity could harm you unintentionally.

Die Neue Zürcher Zeitung hat eine etwas simplere Vorstellung von den  jemenitischen Frontlinien: „Jemen kommt auch nach der Abreise des umstrittenen Präsidenten Ali Abdullah Saleh nicht zur Ruhe. Die Republikanische Garde und der Kaida nahe stehende Gruppierungen wenden weiterhin Gewalt an. Dabei sind mehrere Personen getötet worden.“

Der „stern“ ergänzt: „Die Ausschreitungen im Jemen nehmen kein Ende: Oppositionsmilizen haben sich vor einer Schule in der Stadt Taiz eine Schießerei mit bewaffneten Wachmännern geliefert. Dabei starben auch drei Zivilisten.“ Der dazu angebotene Videoclip heißt: „Zivilisten sterben bei bewaffnetem Angriff“.

Die römische Tageszeitung „La Repubblica“ wähnt den revolutionären arabischen Frühling vor dem Ende, denn sie weiß: „In den arabischen Ländern ist der Frühling kurz. Auch aus diesem Grund sind wir von der revolutionären Frühjahrslyrik zur Jahreszeit der wirtschaftlichen Depression, des sozialen Notstands und der geopolitischen Unsicherheit am südlichen Saum des Mittelmeers übergegangen. Beseitigt sind die Tyrannen in Tunesien und Ägypten. Doch die Erwartungen, Freiheit und Demokratie betreffend, sind durch die Reaktionen der traditionellen Mächte, zumal der Militärs, enttäuscht worden… Es droht die Gefahr, dass das Gespenst vom ,Großen Somalia‘ Gestalt annimmt. Von Syrien über den Jemen bis nach Bahrein herrscht inzwischen Bürgerkrieg.“

In der FAZ wird der heute mit „islamischer Apokalyptik“ in Verbindung gebracht – in einem Leserbrief: „…Die islamistischen Krieger im südlichen Jemen, die Al Qaida nahestehen, nennen sich „Aden Abyan Army“. Der Name spielt auf einen Ausspruch des Propheten Mohammed an, der im Kitab al Fitan des Nu’aym ibn Hammad überliefert ist: Am Ende der Zeit werden 12000 Krieger aus dem Paradies hervorbrechen und die Menschheit zum wahren Glauben bekehren. Ein Drittel der Krieger werde zum Feind überlaufen, ein weiteres Drittel werde im Kampf fallen, die Überlebenden aber würden am Ende siegen.  Der Prophet nennt ausdrücklich Aden und die östlich angrenzende Provinz Abyan, wo diese Armee zum ersten Mal auftreten werde. Mohammed wird diese Geschichte kaum erfunden haben. Es ist möglich, dass er auf eine Legende rekurrierte, die unter den arabischen Stämmen kursierte. Nach muslimischen Vorstellungen befindet sich das Paradies zwar im Himmel, seine Pforten aber öffnen sich über der Arabischen Halbinsel.  Der Name der Hafenstadt Aden ist im Arabischen gleichlautend mit Eden, wie das Paradies auch genannt wird. Ein anderer Name muslimischer Krieger lautet „Winde des Paradieses“: Winde, die aus dem Paradies kommen, ließen die Banner des Propheten wehen und trieben die Krieger gegen die Reihen der Feinde vorwärts.

Im „Spiegel“ spricht der Osnabrücker Arabist Yassin Musharbash von einer „unvollendeten Revolution“, was ebenso wie das von der FAZ gestern verwendete Wort „permanente  Revolution“ ein Buchtitel von Trotzki ist.

Dieser setzte 1922 in der Kommunistischen Internationale (KI) eine „Sonderresolution“ durch – mit einer scharfen Kritik an der algerischen Sektion der Kommunistischen Partei Frankreichs, in der man trotz  verbaler Unterstützung aller antikolonialistischer Befreiungskämpfe der eurozentristisch-rassistischen Auffassung war, eine Selbständigkeit der algerischen Eingeborenen würde das Land nur in die Vormoderne zurückfallen lassen. Das war für Trotzki ein „sklavenhalterischer Standpunkt“.,Der Kommunistischen Internationale‘ riet er, sie solle sich in den Kolonien nicht auf solche vorurteilsbehafteten nationalistischen und kapitalistischen Elemente stützen, sondern auf die „besten Elemente der Eingeborenen selbst und in erster Linie auf die eingeborene proletarische Jugend.“

In der „Yemen Times“ schreibt Dr. Ameen Al Hemyari über diese „besten Elemente“ – in einem Leserbrief zu der Frage „How revolution has changed the stereotypical image of Yemen“:

In the Gulf and the rest of the world, epithets that are used to describe Yemen are many, but some of the salient ones are tribal fighting, rampant illiteracy, lawlessness, poverty, corruption, terrorism and kidnapping. The ongoing revolution has dismantled many of these myths and stereotypes. It has demonstrated quite successfully that the Yemeni people may be poor and uneducated but they possess political acumen and social intelligence which they have used during the past five months to bury all their political and tribal differences and rally behind one slogan „the people want the end of the regime“  During the ongoing revolution, protestors have faced many different types of torture and crackdown, but they have confronted all these with bare chests and empty hands. Though they possess weapons and are quite skillful in using them, they have resisted the temptation to resort to them. They have done this because they know that if they use weapons the regime will be the winner. The losers are going to be the Yemeni people. The regime has tried very hard to change the revolution from a peaceful one into a violent one. The Yemenis have, however, remained peacefully steadfast in their demand for the change of the regime.  There are many reasons why the peaceful Yemeni youth revolution should be appreciated, supported and protected. First, it has erupted in a country that is full of weapons. The latest statistics estimates the number of weapons available with the civilians is around 60 million items. Therefore, the patience of the youths in the squares to receive the various types of tortures and attacks from the regime’s thugs and snipers is highly admired. They could have brought their guns and their pistols and defended themselves. Yemenis have given a wonderful example for a highly civilized society.

With the reasons mentioned above, I believe the peaceful Yemeni youth revolution should gain a lot of respect and appreciation from most of the Arabs in particular and from the International community in general. This revolution should be supported and protected so that Yemenis can build their own modern, democratic and civil state. If the international community let these youths down and does not give them a hand, they will be disappointed and they may give up peaceful change and use their weapons and go into a civil war.

Die trotzkistische Zeitung „Internationaler Klassenkampf“ kommt in ihrem Sonderheft über den „Aufruhr in der arabischen Welt“ zu dem Schluß:

„Von Tunesien bis in den Oman, von Ägypten bis Jemen spüren arabische Autokraten die Wut der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Die imperialistischen Länder stehen mit ihrer Heuchelei und Verlogenheit nackt da.“ – Und sie stecken tief in einer „Krise“. Die Trotzkisten haben aber schon immer überall „Krisen“ gewittert: Ohne Krise keine Revolution – ohne Revolution kein Umgraben der Kacke des Seins!


Leo Trotzki bei der Ankunft in seinem zehnten und letzten Asylland Mexiko. Photo: wissen.de

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