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In den Städten Suez und Ismailia gab es heute den ganzen Tag schwere Auseinandersetzungen. Einer der Kameramänner mit denen wir zusammenarbeiten, ist heute nach Suez gefahren und verprügelt worden. Seine Kamera liegt auf der Polizeistation. Wir dürfen nicht vergessen: diese Szenen spielen sich in unmittelbarer Nachbarschaft einer der wichtigsten internationalen Schiffwege statt.
In Kairo gibt es derzeit kein anderes Gesprächsthema als die morgigen Demonstrationen nach dem Freitagsgebet, die übrigens nicht nur von den Moscheen, sondern zu gleichen Zeit auch von einigen Kirchen starten sollen.
Ich war gerade in einem Elektronik- Fachgeschäft und die vier jungen Verkäufer erzählten mir, dass sie alle bei den letzten Demonstrationen dabei waren. „Wir werde solange weitermachen, bis ER geht“, sagten sie.
Einer erzählte die Geschichte, dass er gestern fast verhaftet worden wäre. Aber ein Polizeioffizier hat die Gruppe schließlich in eine kleine Nebengasse geführtund nur gesagt, „haut einfach ab“. Eine schöne Anekdote über die Frage, wie sehr sich das Regime auf seinen Polizeiapparat verlassen kann, wenn die Proteste noch einige Tage andauern. Ich bin sicher, dass einige Polizeioffiziere schon jetzt ihre Rechnung für die Post-Mubarak-Zeit aufstellen.
Muhammad El-Baradei ist inzwischen aus Wien in Kairo angekommen. Am Flughafen wurde er vor allem von Journalisten belagert. Die Ägypter gaben im keinen Heldenempfang. Ich habe immer wieder von den Jugendlichen auf den Demonstrationen der letzten Tag gehört, dass sie es ihm übel nehmen, dass er nie zu den entscheidenden Momenten im Land ist. Aber vielleicht ändert sich dieses Dynamik Morgen, wenn El-Baradei vielleicht an einem entscheidenden Tag an den Demonstrationen teilnimmt