vonKarim El-Gawhary 10.10.2011

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Vivian und Michael bei ihrer Verlobung und gestern im Leichenhaus

Vollkommen auf dem falschen Fuß  haben mich der Ereignisse in Kairo erwischt, bei denen mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen sind.  Ich bin seit gestern in Wien zur ORF-Korrespondenten-Tagung.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Ps0cZESV-ec&feature=player_embedded[/youtube]

Trotzdem der Versuch einer ersten Einschätzung: Das Bild, das sich aus Kairo bietet ist katastrophal und kompliziert. Eine Demonstration von Kopten, aber auch einigen Muslimen in Protest in Kairo  gegen den Angriff eine Kirche in Assuan, wurde seinerseits angegriffen. Das Militär, Polizisten in Zivil, die üblichen Schlägertruppen aber auch aufgeheizte Passanten gingen mit äußerster Brutalität gegen die Demonstranten vor. Das Ganze entwickelte sich zu einer undurchsichtigen Mischung aus einer Straßenschlacht zwischen Kopten und Muslimen und zwischen Demonstranten, die den Sturz des Miltärrates forderten und dem Militär.

Das staatliche Fernsehen spielte eine mehr als ungute Rolle, indem es offen gegen die Kopten hetzte. Die Rolle des Militärs ist völlig undurchsichtig. Es scheint einen friedlichen Protest innerhalb weniger Minuten in den blutigsten Tag seit dem Sturz Mubaraks verwandelt zu haben. Warum? Weil es dumm ist? Weil es ablenken will? Weil es durch das Schüren von einem religiösen Konflikt die Wahlen verzögern und sich länger an der Macht halten will?

Wenn es mit Absicht diese Ereignisse provoziert haben sollte, dann wäre es ein äußerst gefährliches Spiel mit einem Feuer, das sich nur noch schwer kontrollieren lässt.

Hier die Szene in einem der Krankenhäuser. Die Menschen erzählen, wie das Militär auf sie geschossen hat. Einer erzählt, wie ein Gruppe unbekannter Provokateure begonnen hat, Steine auf das Militär zu werfen und das mit scharfer Munition geantwortet hat.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=CNHnMZyojho&feature=player_embedded[/youtube]

Der ägyptische Blogger Sandmonkey hat den Tag in einem Twitter-Tweed zusammengefasst:

Die einen rufen: „Das Volk und die Armee ziehen an einem Strang“, die anderen „Kopten und Muslime ziehen an einem Strang“. Was denn jetzt?

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