von 10.12.2010

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Ehrliche Absichten der Unternehmen oder doch nur Greenwashing? (Foto: Alrun/photocase.com)

Die Post will mit „GoGreen“ die Umwelt schützen, die Bahn bietet Öko-Tickets an und für einen Kasten Wasser pflanzt mir der Getränkehersteller Hassia einen Baum – die Welt scheint grün zu werden. Doch je mehr Unternehmen sich als Umweltfreunde verkaufen, desto stärker drängt sich die Frage auf, ob sie es wirklich sind.

Hinzu kommt, dass es für immer mehr Menschen eine Rolle spielt, wie ökologisch ein Produkt ist. Kein Wunder also, dass Unternehmen das zu ihrem Vorteil nutzen wollen. Und ebenso kein Wunder, dass auch PR-Agenturen zunehmend auf den Zug aufspringen.

Ein Beispiel dafür ist green-responsibility.de. Die Plattform ist ein Netzwerk, das sich aus fünf PR- und Marketing-Agenturen zusammensetzt. Ihr Ziel ist es, Unternehmen Impulse zu ökologischem Denken zu geben und eben das zu kommunizieren. Wie das funktionieren kann, macht Green Responsibility selbst vor: Über einen CO2-Report wollen die Agenturen ihre eigenen CO2-Emissionen und Umwelt-Ziele festhalten und damit Transparenz schaffen. Natürlich genügt Transparenz allein nicht. Sich auf die Finger schauen zu lassen, kann jedoch ein erster Ansatz sein, um wirklich Schritt für Schritt umweltfreundlicher zu werden und gleichzeitig das Image aufzubessern.

Ein weiterer Bestandteil der Plattform ist der Kampagnen-Check. Dort setzen sich Mitarbeiter mit Kampagnen anderer Unternehmen kritisch auseinander. Hauptsächlich überprüft das Team, wie gut eine Kampagne kommuniziert wurde, aber auch, wie glaubwürdig sie ist. Dabei ist das Urteil der Mitarbeiter nicht endgültig, denn User können über eine Kommentarfunktion mitdiskutieren. Und das erscheint sinnvoll. Denn hier und da bewertet Green Responsibility den vermeintlich guten Willen eines Unternehmens stärker, als das, was damit wirklich erreicht wird. Hinter manchen der vorgestellten Kampagnen stehen marginale Verbesserungen im Vergleich zur massiven Umweltverschmutzung, die das Unternehmen auf der anderen Seite verursacht. Und dem gegenüber bleibt Green Responsibility zu unkritisch.

Das „Deutsche Bahn Eco Programm” inklusive Öko-Tickets bewerten die Mitarbeiter etwa mit voller Punktzahl. Aber wie nachhaltig ist so ein Schritt, wenn die Bahn gleichzeitig fast 80 Prozent ihres Energieverbrauchs mit Strom aus Steinkohle und Atomenergie bezieht? Wenn sie nicht gar künftiger Hauptabnehmer des umstrittenen Kraftwerks Datteln 4 werden könnte, wie Greenpeace immer wieder kritisierte.

Trotzdem: Green Responsibility zeigt auf, dass sich etwas verändert hat. Die Macher setzen sich mit grünem Handeln und grüner Kommunikation auseinander und tragen so dazu bei, ein neues Verständnis für ehrliche Nachhaltigkeit und deren Bedeutung für Unternehmen zu schaffen. Ein grüner Anstrich allein reicht eben nicht. Nicht den Verbrauchern und vor allem nicht unserer Umwelt.

Text: Corinna Klingler

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