Greenpeace-Aktivisten haben sich mit Ketten und Beton das Kartoffellager des Bauern Niehoff in Bütow vorgenommen: „EU-Gen-Kartoffel Depot GESCHLOSSEN“. Denn seit gestern kann die gentechnisch manipulierte „Amflora“ von BASF auf sage und schreibe 20 Hektar ausgebracht werden – als erstes Gentechnik-Konstrukt, das die EU seit 1998 zum Anbau zugelassen hat. Die mecklenburgische Poizei, nicht faul, schritt grob und entschlossen ein. Eine Groteske.Keiner braucht sie, keiner will sie. Selbst 70 der FDP-WählerInnen sind nach einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Umfrage für ein Anbauverbot von „Amflora“. Aber weil der Fortschritt nun mal gentechnisch sein muss, ist Amflora zum Symbol geworden.
BASF hatte die Knolle als Türöffner konzipiert: Niemand wird sie essen, weil sie ausschliesslich für den Industriebedarf entwickelt wurde, die Auskreuzungs-Gefahren sind bei Kartoffeln geringer als bei Mais oder Raps, der Anbau wird sich lokal auf wenige Regionen rund um gentechnikwillige Stärkefabriken beschränken. Doch Symbole führen ihr eigenes Leben. Das hat Herr Marcinowski, zuständig für Pestizide und Saagut bei BASF, möglicherweise übersehen. „Amflora“, ein wirtschaftlich eher unwichtiges Industrie-Produkt, ist auf bestem Wege, die deutsche Bratkartoffel-Seele in Aufruhr zu bringen. Brauchen wir künstliche Antibiotikaresistenz in Kartoffeln um Hochglanzpapier herzustellen? Wozu Gentechnik, wenn die gleichen Vorteile bereits ohne Antibiotika-Resistenz mit herkömmlichen Kartoffeln realisiert wurden? Weshalb sollen bis zu 0,9% der BASF-Kartoffel (und was ist das bitteschön in meinem Kartoffelsalat?) plötzlich auch in Lebensmitteln zulässig sein? Fragen über Fragen, auf die selbst glühende Gentechnikfreunde keine brauchbaren Antworten haben.