von 20.09.2011

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Kazim Erdogan bei der Preisverleihung. Foto: Rolf Zöllner
Kazim Erdogan (rechts) erhält den taz Panter Preis. Foto: Rolf Zöllner
Herr Erdogan, es heißt, Sie bringen Väter zum Weinen. Wie oft fließen denn bei Ihnen selbst die Tränen?

Sehr oft, zum Beispiel, wenn wunderbare Menschen die Welt verlassen, da weine ich ausführlich.

Auch im Kino?

Ja klar, vor allem bei Elend, Hilflosigkeit und Enttäuschung. Ich glaube, in den letzten drei Jahren habe ich sicher bei drei Filmen neben meiner Frau gesessen und geheult. Zuletzt bei so einem türkischen Film, der hieß „Vater und Sohn“, glaube ich.

Sie sind Vater von zwei Töchtern. Haben Sie bei denen alles richtig gemacht?

Nein, ich glaube, die zwei haben alles richtig gemacht. Ich konnte ihnen vertrauen, Freiheiten lassen, musste mich nicht einmischen. Meine Töchter sind heute 21 und 18 Jahre alt, sie waren sozusagen sehr pflegeleicht.

Und sie kritisieren Sie in keinem Punkt?

Na ja, wenn sie sagen: Unser Vater hatte meistens wenig Zeit für uns, dann müsste ich erwidern: Da haben sie wohl Recht.

Ihr Engagement wird tatsächlich mehr und nicht weniger. Sie haben eine „Woche der Sprache und des Lesens in Neukölln“ initiiert, mit ihrem letzten Projekt, der „Kette der Kommunikation“, wollen sie Menschen unterschiedlicher Nationalitäten vernetzen. Wie lange reicht Ihre Kraft noch?

Momentan ist da kein Ende in Sicht. Im Gegenteil – ich baue meine Projekte weiter aus. Aber natürlich sehe ich ein Problem aufziehen: Ich brauche Nachahmer, die Elan und Kraft haben, die Fahne zu übernehmen.

Wohin fließen bei Ihnen die 5.000 Euro Preisgeld?

Das geht direkt aufs Vereinskonto und wird für die Berliner Sprachwoche im kommenden Jahr gebraucht.

Kazim Erdogan, 58, kam 1974 aus einem ostanatolischen Dorf nach Deutschland. Er ist studierter Psychologe.

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