vonClaudius Prößer 14.04.2010

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Man sollte der chilenischen Rechten dankbar sein: Ihre Fraktionen im chilenischen Abgeordnetenhaus haben mit den Ex-Christdemokraten der PRI gegen eine Umbenennung des Flughafens von Santiago in Aeropuerto Internacional Pablo Neruda gestimmt. Es waren 44 Stimmen gegen 38 von Vertretern der Concertación, den drei Kommunisten sowie zwei Abgeordneten der rechten RN, die es offenbar doch nicht für eine so schlechte Idee hielten, den Heimatflughafen von LAN Airlines auf den Namen des chilenischen Dichterfürsten zu taufen. Die Initiative war im Jahr 2004 von Abgeordneten der Concertación auf den Weg gebracht worden.

Die sind jetzt natürlich sauer: „Die Rechte hat ideologische Vorurteile und will nicht verstehen, dass Figuren wie Neruda Weltbürger sind“, befand der sozialistische Abgeordnete Alfonso De Urresti, der die Vertreter der rechten Allianz für Chile aufforderte, sich endlich „weiterzuentwickeln“. Natürlich kam die Attacke postwendend zurück: Eine „kleingeistige Debatte“ sei das, fand der Fraktionschef der rechten UDI, Patricio Melero: Es müsse doch möglich sein, auch einmal andere historische Figuren hervorzuheben, wie es ja der derzeitige Name tue: Aeropuerto Internacional Comodoro Arturo Merino Benítez. Der hatte keine Gedichte geschrieben, sondern als Offizier der Luftwaffe die damals noch staatliche Fluglinie LAN aufgebaut. Den Namen erhielt der Flughafen, wen wundert’s, 1980 unter Pinochet.

Warum man jetzt dankbar sein sollte? Weil es lächerlich ist, einen Flughafen nach einem Dichter zu benennen und sich davon auch noch einen Werbeeffekt zu erhoffen. Viele Chilenen überschätzen die Bewunderung, die Nerudas Nobelpreis von 1971 heute noch in der Welt hervorruft. Zumal bei Flugreisenden. Außerdem ist ein Flughafen eine rationale Riesenmaschine und ein Dichter ein Universum aus Wörtern, Gedanken und Gefühlen. Sicher, es gibt da eine Textstelle im „Buch der Fragen“:

Por qué los inmensos aviones
no se pasean con sus hijos?

Cuál es el pájaro amarillo
que llena el nido de limones?

Por qué no enseñan a sacar
miel del sol a los helicópteros?

Dónde dejó la luna llena
su saco nocturno de harina?

Einem, der fragt, warum die Flugzeuge nicht mit ihren Kindern spazieren fliegen, sollte man nicht zumuten, seinen Namen mit VIP-Lounges und Duty-free-Shops in Verbindung zu bringen – auch nicht posthum.

Die Santiagoer nennen ihren Flughafen ohnehin wie seit jeher: Pudahuel.

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