vonDetlef Kuhlbrodt 17.02.2010

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Ich war doch recht zufrieden mit den Filmen, die ich bislang gesehen und den Texten, die ich dies Jahr auf der Berlinale geschrieben hatte, ein bißchen entsetzt aber auch über die Nervosität beim Schreiben die ersten Tage. Die ersten Zigaretten beim Schreiben schmeckten noch gut; der Rauchautomatismus danach machte mir aber richtig Kopfschmerzen. (Zum Glück darf man im Kino nicht rauchen!) Was sich andererseits dann aber auch wieder gut verwenden läßt für das Buch über Rauchen und Nichtrauchen, das vor Monaten ja eigentlich schon hätte fertig sein müssen, bei amazone für den April angekündigt ist, aber ja längst noch nicht fertig ist und sicher erst im Sommer erscheinen wird.

Ich fühlte mich ein bißchen erledigt, dachte daran, wie ich das früher gemacht hatte, vor 18 Jahren zum Beispiel, wie ich mir in der Zeit also drei oder vier Filme am Tag angeguckt hatte, ein paar Artikel geschrieben und jeden Tag noch mit dem Auto in die Nalepastraße zu Kuttner, zum Rock Radio B, dem Nachfolger von dt64 und Vorläufer von Radio Fritz, um dort fünf oder acht Minuten zu füllen mit Berichten fast ausschließlich über die tollen Forumsfilme. Für die Prese hatte die Berlinale damals im Haus der Kulturen der Welt stattgefunden. Den Wettbewerb hatte ich damals fast komplett ignoriert und immer ein Sony-Professional-Aufnahmegerät mit großem Sennheiser-Mikro dabei gehabt wegen der O-Töne.

Wie ich also jeden Tag ganz früh aufgestanden war, eine Stunde kettenrauchend geschrieben hatte wie ein Idiot und dann wieder: ab in‘s Kino. Schön erledigt in diesem dunkelblauen Mantel, einem Erbstück von meinem Opa, und am Nachmittag immer noch in‘s „Schwarze Café“ um neue Notizen zu machen; Milchkaffee zu trinken, Kuchen zu essen und zu rauchen.

Es war eine richtig gute Zeit gewesen. Aber diesmal auch und ja immer noch; vor allem bin ich nicht mehr ganz so tunnelblicksmäßig durch‘ Festival gerannt wie früher, sondern hatte auch ab und an mit Kollegen und Freunden zwischen den Filmen gesprochen und freute mich auch sehr, dass E. den neuen Sabu-Film „kanikosen“ viel besser gefunden hatte als ich, weil ich den japanischen Filmemacher ja seit vielen Jahren toll finde, seit seinem Debüt  „D.A.N.G.A.N Runner“ (1997) ist er ja ein gern gesehener Gast der Berlinale: viermal im Forum, zweimal im Panorama. Filme wie „Monday“ (’00) oder „Blessing Bell“ (’02) beeindruckten durch einen oft ins Absurde gehenden Humor und eine melancholische Grundstimmung. Es war immer ein Festivalhöhepunkt, Sabu San, persönlich erleben zu dürfen. Unvergessen sein Auftritt 2001, als er sich im Delphi mit folgenden Worten vorstellte: „Ihr kennt mich schon gut, denke ich. Ich bin Sabu, der geniale Regisseur. Der Film, den ihr jetzt sehen werdet, ist etwas anders als meine bisherigen Filme, aber trotzdem wieder ein Meisterwerk geworden.“ Dies Jahr hatte ich ihn leider nicht live erleben können, weil ich seinen neuen Film schon vor der Berlinale in einer Pressevorführung gesehen hatte. Sein Auftritt soll aber auch wieder sehr schön gewesen sein.

Dann fuhr ich wieder mit dem M41, meinem derzeitigen Lieblingsbus; der Busfahrer sagte, so halb genervt aber doch guter Dinge: „An die beiden Frauen im Mittelgang: Ihre Kurzstrecke endet hier. Auch möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es heute am Halleschen Tor Schwerpunktkontrollen gibt“. Dann hatte ich mir in der Retrospektive „das Gesetz der Begierde“ (1987)  von Pedro Almodovar angeschaut – wie menschenfreundlich, sympathisch und schön dieser Film doch gewesen war! – Dietrich Diederichsen war auch da gewesen, wir rauchten eine Zigarette, bedauerten, dass man in diesem Jahr die Berlinale nicht mit dem Fahrrad machen konnte, er sagte, was früher schöne Gesten und schauspielerische Expressivität gewesen wären, sei nun in vielen Filmen durch hochauflösende Hautunreinheiten im Dienste der Wahrheit ersetzt worden. Ich hatte ihm zu einem Text beglückwünschen wollen, also sagen, dass ich alles von vorn bis hinten genau richtig gefunden hatte; mir war der Titel des Films nur partout nicht eingefallen, über den er geschrieben hatte. (es war „Shutter’s Island“ gewesen)

Am sympathischsten  hatte ich bislang den japanischen Forumsfilm „Sawako Decides“ gefunden, den ich ein paar Blogs zuvor schon verlinkt und gelobt habe.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/kein_popcorn/

aktuell auf taz.de

kommentare